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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Befriedigung stellte Liebmann fest, daß es keine rassenmäßigen Gruppierungen gab. Die französischen Algerier waren in der Menge zerstreut.
    Das halbe Dutzend Spanier und die Italiener hatten sich unter die anderen gemischt, ebenso die Deutschen, Engländer und Amerikaner. Nicht einmal die beiden großen, hageren Australier aus dem Land mit dem Kameradschaftsfimmel waren beisammen geblieben.
    Bei aller Vielfalt von Rasse und Herkunft hatten diese vierhundert Männer doch etwas gemeinsam. Jeder einzelne war bewährter Fachmann auf seinem Gebiet – auf dem Gebiet des Tötens. Allesamt waren sie harte, kalte, selbstsichere Männer, ohne jeden Skrupel.
    Das war keine Armee, in der jemand bereit gewesen wäre, für eine Fahne oder eine Sache in den Tod zu gehen. Aber jeder war bereit, sein Leben für die runde Summe von 20.000 Pfund Sterling aufs Spiel zu setzen.
    Das war der Preis, für den sie sich verkauft, für den sie Leib und Seele auf die Dauer von sechs Monaten vermietet hatten. Die Andeutung eines Lächelns flog über Liebmanns Gesicht, während er sich die Frage stellte, wie viele Menschen es in der Welt wohl geben mochte, die in der Lage waren, eine solche Armee auf die Beine zu stellen. Möglicherweise gab es mehrere, mußte er zugeben, aber nur einen, der imstande war, sie zu beherrschen und im Zaum zu halten.
    Er sah in das Tal hinunter und gewahrte den herankommenden Jeep und die wuchtige, graugekleidete Gestalt mit dem mächtigen Schädel, die neben dem Fahrer saß.
    Karz.
    Liebmann genoß den Schauder der Angst, die an seine Nerven rührte. Kein anderes Stimulans hätte auch nur ein Aufflackern seiner abgestorbenen Gefühle bewirkt. Nichts, was ein Mann, eine Frau, ein Tier, was Gott oder der Teufel tun konnten, hätte die Starrheit in Liebmanns ausgebrannter Seele zu lösen vermocht. Und das war der Grund, warum er diese Angst genoß.
    Das Stimmengewirr erstarb, als Karz den Hang heraufkam und sich zu seinen Kommandeuren gesellte. Er musterte sie mit seinen pechschwarzen Augen in dem breiten Mongolengesicht unter dem dichten, kurzgeschorenen schwarzen Haar. Dieses Gesicht hätte aus braunem Granit gehauen sein können, wäre es nicht von Leben erfüllt gewesen. Es war ein Antlitz aus längst vergangenen Epochen, brutal, klug und zeitlos. Hinter einem solchen Antlitz hatte der Geist eines Dschingis Khan jene Schlachten geplant, die ihn zum Beherrscher eines Reiches machten, das sich vom Gelben Meer bis an die Ufer des Dnjepr erstreckte.
    Karz ließ den Blick über die Männer auf den Rängen schweifen, dann sah er auf das leere, flache Rund, das die Arena bildete. Langsam verschränkte er die Hände auf dem Rücken, stemmte die Stiefel fest gegen den Boden und stand nun unbeweglich wie ein Standbild, das aus dem Felsen herauswuchs.
    Ein einziges Mal nur – zu einer anderen Zeit und anderen Orts hatte Liebmann gesehen, daß Karz sich rasch bewegte. Damals hatte er einen Mann mit der Faust niedergeschlagen, und zwar so, als benützte er einen Hammer – er führte keinen klassischen oder wohlgezielten Schlag, zertrümmerte ihm aber zehn Quadratzentimeter seiner Schädeldecke.
    Vom Rücksitz des Jeeps hatten sich zwei Männer erhoben und waren ausgestiegen. Ein Raunen lief durch die Arena. Die beiden hatten den Kopf glattrasiert; ihre Gesichtsfarbe war mattgelb. Sie waren etwa 1,80 groß und hatten lange Arme, die von breiten Schultern herabhingen. Ihre kräftigen Beine wirkten im Verhältnis zum Körper ein wenig zu kurz. Sie trugen den gleichen grauen Waffenrock und die dunklen Hosen wie die übrigen Kommandeure. Sie schritten in einem fließenden, aber eigenartigen Rhythmus Schulter an Schulter dahin, schwangen dabei den Arm an der Außenseite, während sie den anderen mit im Gürtel eingehakten Daumen stillhielten.
    Als sie näher kamen, konnte Liebmann den eigenartigen Schulterharnisch erkennen, durch den sie miteinander verbunden waren. Er bestand aus zwei Schulterkragen von festgeflochtenem Leder, der Form nach ähnlich dem Schulterschutz einer Ritterrüstung. Jeder der Kragen hatte einen kurzen Ärmel und ein durch einen Riemen gesichertes Schulterstück. Beide Kragen waren direkt am Schulterrand durch eine kurze, flexible, lederüberzogene Stahlkette verbunden.
    Trotz dieser fünfzehn Zentimeter langen Spange, durch die sie aneinandergekettet waren, bewegten sich die beiden Männer leicht und behende.
    Carter, der auf einem Felsvorsprung hockte, sah, wie sie zu der Gruppe rund um Karz traten

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