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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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durch die Wüste zogen. Entlang dieser Bänder breiteten sich Neuigkeiten schnell aus. Auf fünfhundert Meilen würde es leicht sein, einen Mann und eine Frau, die allein unterwegs waren, ausfindig zu machen.
    Darum würden sie also das eiserne Gesetz für das Reisen in der Wüste brechen und die bekannten Routen verlassen, sich nach Nordwesten schlagen und die Ligne du Tanezrouft überqueren. Hundertfünfzig Meilen würden sie es mit dem flachen
reg
zu tun haben.
    Dann mußten sie sich auf Sanddünen und
hammada
gefaßt machen.
    Jemand, der mit der Wüste nicht vertraut war, würde auf einer solchen Reise 24 Stunden am Leben bleiben, wenn er Glück hatte. Er würde seinen Körper nicht bedecken, um den Schweiß zu erhalten; er würde nicht wissen, wie er aus dem Sand Wasser hervorbringen konnte; er würde nicht Eidechsen oder Heuschrecken essen oder das harte Gras kauen, das die Kamele fressen und das man
drinn
nennt; er würde nicht den Schweiß vom Körper eines andern lecken, um Salz zu gewinnen; er würde nicht imstande sein, eine Gazelle mit einer Schlinge zu Boden zu werfen, wie es Willie konnte, wenn sich die Chance bot.
    Ein mit der Wüste nicht vertrauter Mensch würde wohl auch nicht die Reise antreten mit dem Vorteil einer Proviantreserve, die viele Tage reichen konnte, wenn man sie sorgfältig streckte, und einem Vorrat von fast vierzig Litern Wasser in Behältern, die eine Verdunstung verhinderten.
    Ein mit der Wüste Unvertrauter würde kaum hoffen, die ersten hundertfünfzig Meilen oder mehr schneller als im normalen Fußgängertempo hinter sich zu bringen – und dabei zu sitzen oder zu liegen.
    «Könntest du das hier mal festhalten, Prinzessin?» sagte Willie Garvin. Sie hielt das Ende eines langen Sparrens, während er dessen Mitte an den horizontalen Auslegekran direkt über der Basis band. Gemeinsam gingen sie zum hinteren Teil des Rollwagens, und Willie Garvin befestigte ein kurzes Seilstück an der Mitte des zweiten Sparrens mit einer losen Bucht um das obere Ende des langen Metallrohrs.
    Zehn Minuten später hatte er die große, viereckige Sonnenschutzfolie über den Rollwagen ausgebreitet und fädelte Schnüre durch die oben und unten angebrachten Ösen, wobei er die Schnur spiralenförmig um die beiden Sparren führte. Er arbeitete geschickt und ohne Pause, als hätte er diese Operation schon lange Zeit im Geist geplant.
    Ein Stück Seil wurde an jedem Ende des unteren Sparrens festgemacht, die freien Enden wurden zusammengerollt und auf den Boden des Wagens gelegt. Mit seinem selbstgemachten Messer begann Willie kurze Stücke von dem Hauptseil abzuschneiden. Modesty hatte den Überblick über seine Arbeit verloren. Ihr Kopf fühlte sich heiß an, aber alle paar Minuten rann ein Frösteln durch ihren Körper.
    Es kam ein Augenblick, als er sagte: «Gut. Jetzt wollen wir sehen, wie sich das macht.» Er kletterte auf den Wagen und ergriff ein Seil. Der schlanke Metallarm des Krans richtete sich vertikal auf, und Willie machte die Stützstreben fest. Die beiden Quersparren und die Sonnenschutzfolie lagen in einem langen Bündel quer über der Grundplatte des Krans. Willie streckte eine Hand herunter, um Modesty auf den Wagen zu helfen.
    Er ging in den hinteren Teil des Wagens und bückte sich zu einer knapp fünf Zentimeter über dem Boden angebrachten Stange, von wo eine Anzahl von Seilenden ausging.
    Modesty hörte das schwache Rattern des Flaschenzugs am oberen Ende des Krans. Das große, viereckige Segel zog sich am Mast hoch. Es füllte sich sofort, und der Wagen begann sich zu bewegen.
    «Himmel!» sagte Willie Garvin. «Pack die Lenkstange, Prinzessin!»
    Sie warf sich vor, ergriff die Lenkstange und brachte das kleine Vorderrad herum, so daß der Rollwagen geradeaus fuhr. Hinter ihr vermischte Willie Flüche mit Ausrufen des Entzückens, während er mit den verschiedenen Seilenden kämpfte – hier eines lockerte, dort ein anderes anzog und das schwerfällige Segel richtig setzte, um den vollen Nutzen des ständigen Windes zu gewinnen.
    Zu guter Letzt hörte sie ihn ein Lachen reinsten Jubels ausstoßen. «Das Ding muß zwölf Knoten machen, Prinzessin. Wie fühlt sich das an?»
    «Ganz ordentlich. Aber du mußt das hier halten.»
    Über die Schulter schaute sie zu ihm hin. «Vielleicht kannst du die Lenkstange festbinden und nur ein paar Zentimeter Spiel lassen. Wenn wir dann gegen einen Steinbrocken stoßen, wird sie nicht so hart herumschwingen und vielleicht einen Sparren

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