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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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zerbrechen.»
    «Klar.» Mit etwas Schnur kam er zu ihr gekrochen.
    Der Rollwagen fuhr bemerkenswert weich über den vom Sand polierten Kies des
reg
. Sie würden auf plötzliche Windstöße gefaßt sein und auf ihren Kurs achten müssen, aber sonst gab es während der nächsten Zeit kaum etwas, um das sie sich Gedanken machen mußten.
    Wenn sie nicht ganz großes Pech hatten, würde der Wind anhalten; sie wußten, daß nur an sechs von hundert Tagen der Wind in der Wüste abflaut. Auf dem
reg
war nicht mit Hindernissen zu rechnen. Sie würden eine ebene Welt ganz für sich haben – von Horizont zu Horizont. Und später, wenn die Ebene mit den Sandflächen des
erg
verschmolz, würde ihre primitive Sandyacht immer noch besser sein als ein Lastwagen.
    Fesh-fesh
war der Albtraum all jener, die auf Spuren in der Wüste fuhren;
fesh-fesh
war der Name jener Stellen verkrusteten, trügerischen Sandes, wo die Räder sich vergeblich durchdrehten und ein Lastwagen bis zu den Achsen einsinken konnte. Der Rollwagen hatte keine Antriebsräder, weil sein Antrieb das Segel war, und er würde über
fesh-fesh
so leicht hinwegrutschen wie über den harten Kies des
reg
.
    Willie war mit dem Anbinden der Lenkstange fertig.
    «Kurs richtig, Prinzessin?»
    «Ja.» Das war ihre besondere Gabe. Ohne Sterne oder Kompaß, sogar blind hätte sie den Kurs unbeirrbar festlegen können. Sie streckte eine Hand nach Willies Messer aus, blickte zum Himmel und kratzte eine schräge Linie in die dünnen Planken des Wagenbodens.
    «Halte die auf den Polarstern gerichtet, dann können wir nicht fehlgehen.» Er nickte, ging nach hinten, um das geblähte Segel neu zu setzen, und breitete dann neben den Ersatzsparren im Wagen eine Decke aus.
    «Kannst dich ruhig hinlegen, Prinzessin.»
    Sie waren beide imstande, durch einen Willensakt zu schlafen, und wenn es sein mußte, sogar auf einem Bett aus Steinen. Das ständige Rollen des Wagens würde sie nicht stören. Sie streckte sich auf der Decke aus.
    «Ruf mich, wenn du mit diesen Folien und Seilen nicht allein fertig wirst, Willielieb.»
    «Klar. Wie steht’s mit dem Arm?»
    «Nicht zu schlimm.» Sie schloß die Augen. «Das hat sich doch zu einer ziemlich schwierigen Geschichte entwickelt. Ich wünschte, wir hätten dableiben und mit Delicata und Gabriel abrechnen können.»
    «Das wünschte ich auch. Aber nicht mit dem Arm.
    Und ohne ein Stück deiner Ausrüstung. Es hat keinen Zweck, sinnlose Risiken einzugehen.»
    «Nein. Das hat keinen Zweck.»
    Sie schlief, und der Rollwagen fuhr unter den Sternen immer weiter.

20
    Kurz nach Mitternacht am zweiten Tag ihrer Reise, fast zweihundert Meilen von Mus entfernt, fand die Verwendbarkeit des Rollwagens schließlich ein Ende. Sie hatten ihn eine oder zwei kleine Steigungen hinaufgeschoben, aber für die letzten acht Meilen hatten sie zwei Stunden gebraucht, und von jetzt an lohnte sich die Mühe nicht mehr.
    Sie füllten einen Kanister bis zum Rand, ergänzten den Inhalt ihrer Wasserflaschen und tranken aus, was im anderen Kanister noch übrig war. Willie schnallte die Keksbüchse mit Verpflegung an seinen Gürtel und schnürte sich den vollen Kanister mit der darübergerollten Sonnenschutzfolie auf den Rücken. Aus den beiden Decken machten sie sich behelfsmäßige Kapuzenmäntel, die den Schweiß auf ihren Körpern halten sollten, indem sie die Verdunstung verhinderten. Willie nahm seine Schlinge, sein Messer und die dünne Kunststoffolie. Alles andere, sogar die Schmeisser, wurde zurückgelassen; die Chance, daß sie sie brauchen könnten, war nicht groß genug, um das zusätzliche Gewicht zu rechtfertigen.
    Jetzt würden sie alle 24 Stunden zwanzig Meilen hinter sich bringen, indem sie bei Nacht wanderten und während der Tageshitze rasteten. Zwischen den unter der Sonne geborstenen Felsen und den trockenen Schluchten der
hammada
würden sie Schatten für die Rast finden; zwischen den Dünen des
erg
würden sie sich mit der Sonnenschutzfolie einen behelfsmäßigen Unterschlupf errichten.
    Nach ihrem nächtlichen Marsch machten sie in der Morgendämmerung halt. Willie Garvin begann ein Loch in den Sand zu graben. Er hätte ganz zufrieden sein können, wäre da nicht Modestys Arm gewesen. Er schwoll an, und das Fleisch war entzündet. Ihre Augen waren zu glänzend, und Willie vermutete, daß sie Fieber hatte. Es war schwierig, in der barbarischen Hitze des Wüstentages zu schlafen, aber trotzdem war ihr Schlaf unnatürlich gestört. Er war zutiefst

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