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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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einer ruderpinnenartigen Steuerstange montiert. Zwischen den starken Winkeleisen aus Leichtmetall, die sich an der Spitze des Dreiecks zusammenschlossen, entdeckte sie das untere Ende eines langen, hohlen Rohres, das wie die metallene Stange eines Baugerüsts aussah. Es war aus dem gleichen Leichtmetall gefertigt wie das Chassis des Rollwagens.
    Die Basis des Rohrs drehte sich um einen Stahlstift zwischen den Winkeleisen, und seine vier Meter Länge konnten in eine aufrechte Stellung oder jeden anderen Stellwinkel über der Horizontalen angehoben und durch Stützstreben fixiert werden. Erst als sie am anderen Ende des Metallrohrs herumtastete und dort den Flaschenzug entdeckte, wurde ihr klar, daß der Rollwagen in genialer Weise einem doppelten Zweck diente. Er war ein einfacher, fahrbarer Hebekran. War der Lastarm aufgerichtet, konnte man mühelos eine Ladung aus der Cessna in den Rollwagen verladen, sie zum Lagerplatz fahren und sie sicher herunterheben.
    Nachdenklich stand sie in der Dunkelheit und ordnete ein Dutzend Faktoren in ihrem Innern um. Ja … Damit würde Willie in seinem Element sein.
    Die Rückkehr durch den Aquädukt war leichter als bei ihrer ersten Erkundung, denn jetzt konnte sie sich mit dem Kopf voran hindurchbewegen.
    Als sie auftauchte, hockte Willie dicht bei dem Loch, den Rücken gegen die Wand gelehnt, den Bogenkörper in der Hand, während er ein grobes Stück Lehmziegel dazu benutzte, durch Raspeln die Form zu vervollständigen. Als er aufstand und ihr aus dem Loch half, kamen Collier und Dinah von dem Bett, wo sie gearbeitet hatten, herüber.
    «Es steckt sogar noch ein Vorteil drin, Willie», sagte Modesty. «Vielleicht erwischen wir nun endlich eine Glückssträhne.»
    Collier hielt sich zurück, eine Frage zu stellen. Sie würde ihm schon alles sagen, was er nach ihrer Meinung wissen mußte. Als sie ihre Kleider abstreifte, nahm er sie ihr ab und ging beiseite, um mit ein paar dünnen, dürren Zweigen, die er aufgelesen hatte, den Staub herauszuschlagen und sie abzureiben. Dinah half Modesty, ein Sandbad zu nehmen. Willie fuhr mit seiner Arbeit an dem Bogen fort.
    «Fühlen Sie sich nicht ausgeschlossen», sagte Modesty leise zu Dinah. «Es ist besser, wenn Sie und Steve nicht von allem wissen, was wir zu tun versuchen. Das mag Ihnen jetzt nicht einleuchten, aber es ist richtig.
    Versuchen Sie einfach, daran zu glauben, daß Willie und ich das tun werden, was am besten ist. Für uns alle am besten, Liebste.»
    Dieses unerwartete Kosewort rührte Dinah tiefer, als sie es für möglich gehalten hätte. Zum erstenmal fühlte sie sich plötzlich Modesty Blaise nahe, nahe auf eine intuitiv weibliche Art, die nicht einmal Willie Garvin jemals kennen würde.
    «Ich fühle mich nicht ausgeschlossen», sagte sie. «Ich wünschte nur, ich wäre kein so großer Ballast.»
    «Sie – Ballast? Du lieber Himmel, Sie haben schließlich den Aquädukt gefunden. Ballast werden wir eine Menge haben. Aber nicht Sie.» Modesty verstummte und fuhr dann langsam fort: «Ich werde Sie brauchen, Dinah. Versuchen Sie, Steve während der ganzen folgenden Zeit so viel wie möglich zu helfen. Er hat Angst um mich und wird ein bißchen nervös. Die beste Art, in der Sie helfen können, liegt darin, daß Sie bei ihm Halt suchen.»
    «Ich tue das bereits. Er ist unerhört gut darin.»
    «Ich weiß. Stützen Sie sich nur ein bißchen stärker auf ihn. Ich möchte nicht, daß er heute nachdenkt.»
    Dinah dachte an den sauren, metallischen Geruch Wenczels, den kalten, singenden Ton seines Degens.
    «Ich möchte selbst nicht daran denken», sagte sie mit trockenem Mund.
    Während der heißen Stunden des Vormittags machte sich eine starke, unterschwellige Spannung im Tal bemerkbar. McWhirter zeigte sich von einer grinsenden Redseligkeit, als er hüpfenden Schrittes und mit zerknittertem, flatterndem Jackett von einer Arbeitsgruppe zur andern ging. Gabriel war so wortkarg wie immer, schaute aber mit kalter Genugtuung drein. Delicatas Miene drückte faule Zufriedenheit aus, die Miene einer Katze, die mit einer verkrüppelten Maus spielt.
    Modesty und Willie waren den entgegengesetzten Arbeitsgruppen zugeteilt worden, um sie von Wenczel zu trennen. Die willenlosen Gefangenen waren unruhig. Die algerischen Wachtposten waren neugierig und ein bißchen aufgeregt bei dem Gedanken, daß die Monotonie unterbrochen werden sollte.
    Collier mußte Delicatas Gesellschaft nur eine Stunde erdulden und wurde dann weggeschickt, um sich

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