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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Eigenschaft nicht bewundern. Aber sie hatten sich auch nie in einem Kampf auf Tod und Leben befunden. «Da steckt doch ein doppelter Zweck dahinter, nicht wahr?», fragte er. «Da ist doch noch etwas anderes?»
    Wieder veränderte sich ihr Gesicht. Ein strahlendes Lächeln, funkelnd und beinahe schelmisch. Für einen Augenblick wischte es alle Zweifel aus, die auf ihm lasteten. «Da ist wahrhaftig noch etwas anderes, Willielieb.» Sie schloß ein Augenlid und knuffte behutsam seinen Arm. «Wenn ich richtig kalkuliert habe, sind wir morgen nacht alle hier heraus.»
    «Alle?»
    «Ja.» Ihre Augen verengten sich, und ihr Lächeln verflog. «Wir lassen niemand für Delicata zurück. Niemand, bei Gott. Und so soll es vor sich gehen …»
    Sie setzte es ihm auseinander. Er zwang sich, objektiv und ohne gefühlsmäßige Reaktion zuzuhören. Collier hätte den Plan für verrückt gehalten. Willie Garvin konnte vier Punkte erkennen, an denen er möglicherweise scheitern konnte. Er wußte, daß auch Modesty diese Punkte sah. Er wußte zugleich, daß ein Fehlschlagen weit weniger wahrscheinlich war, als es scheinen mochte. Drei Punkte hingen davon ab, wie bestimmte Leute sich unter bestimmten Umständen verhielten – Delicata, McWhirter und Skeet Lowry. Das war eine Frage der Beurteilung, die sich auf Beobachtung, Intuition und einfache Psychologie stützte.
    Willie durchdachte alles und kam zu dem Schluß, daß ihre Einschätzung bei allen drei Punkten richtig war. Der vierte Punkt, an dem ein Fehlschlag eintreten konnte, war einfach und brutal. Er hing davon ab, ob Modesty Blaise Wenczel oder ob Wenczel Modesty Blaise tötete.
    Dreißig Minuten später ließ sie sich in den engen Aquädukt hinunter. Diesmal war sie bekleidet und hatte ihr Gesicht für die nächtliche Arbeit mit Schmutz beschmiert. Bis zum Morgen würde eine Menge Zeit sein, sich wieder sauberzumachen.
    Nur zwei Seitenkanäle mündeten in den Aquädukt.
    Sie hielt sich an den Hauptkanal, wie sie es zuvor getan hatte, glitt in der Dunkelheit voran und hielt alle zwei Minuten dreißig Sekunden lang zum Ausruhen inne.
    Schließlich nahm die totale Dunkelheit einen anderen Charakter an, und an einem kleinen Fleck schwarzen Himmels sah sie vor sich ein paar Sterne schimmern. Der Kanal mündete in ein schmales, natürliches Sammelbecken, in dem noch die Reste eines Mauerwerks lagen, das einst das tröpfelnde Flußwasser in das von den Erbauern von Mus erdachte System geleitet hatte.
    Als sie in der frostigen Nachtluft aufrecht dastand, war das plötzliche Gefühl des Freiseins überwältigend.
    Sie wartete, bis die Gefühlsregung sich verlor, und begann dann, sich mit großer Behutsamkeit an der Flanke des Berges entlang zu bewegen, die die Außenseite der Umwallung von Mus darstellte.
    Die Erkundung dauerte zwei Stunden, denn sie bewegte sich langsam und mit unendlicher Vorsicht. Die Start- und Landebahn war unbewacht. Das mochte nicht zutreffen, wenn die Cessna dort über Nacht stand. Ein Wachtposten war am Eingang des Tals aufgestellt. Sie wartete eine Stunde, um festzustellen, wann er abgelöst wurde. Die Ablösung erfolgte um Mitternacht. Sie hatte keine Uhr, und sie brauchte auch keine. Ihr Empfinden für die Zeit war so wie das für die Richtung unbeirrbar.
    Hundert Meter vom Taleingang entfernt entdeckte sie eine überaus große Höhle. Sie war vermutlich als Abstellplatz für Vorräte benutzt worden, als Tangyes Team anfangs hier eingetroffen und der Zugang zum Tal noch nicht völlig freigelegt war. Sie wurde jetzt noch immer als Treibstofflager benutzt. In dem Mondlicht, das durch den weiten Eingang hereinreflektierte, konnte sie den Stapel von Einhundertundvierzig-Liter-Fässern sehen. Es waren 42. Außer den Fässern war da noch eine handbetriebene Pumpe auf Rädern, ein Stapel Bauholz, einige Rollen Nylonschnur und ein Packen gefalteter Folien aus überaus leichtem, gummiertem Nylon mit Ösen an den Rändern. Tangye hatte offensichtlich geplant, sie zeitweilig als Sonnenschutzdächer aufzuziehen, damit seine Leute bei der Arbeit Schatten hatten. Delicata war da weniger rücksichtsvoll. Da war außerdem noch ein Rollwagen, oder vielleicht ein Anhänger, und sie betrachtete ihn in der Dunkelheit so eingehend wie möglich, während in ihrem Verstand ein neuer Gedanke Form annahm.
    Es war ein Rollwagen, eine flache, dreieckige Plattform, montiert auf drei Rädern mit Wüstenbereifung.
    Die beiden hinteren Räder waren groß, das vordere kleiner und unter

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