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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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nach dem, was deinen Eltern zustieß, recht verdächtig gewesen.»
    Dr. Feng machte sich im Geist eine Notiz. Aus alter Gewohnheit hatte er begonnen, sich über jeden seiner Kollegen ein Dossier anzulegen, und trug langsam diese und jene Informationen zusammen, die er zufällig hörte. Er wußte – nicht im Detail, nur so ungefähr –, daß Beauregard Browne und Clarissa de Courtney-Scott vor Jahren in benachbarten Häusern in Buckinghamshire gewohnt hatten. Er wußte, daß Brownes Vater ein wohlbestallter Anwalt und seine Mutter eine dem Alkohol verfallene Französin gewesen war. Clarissas Vater, ein berühmter Chirurg, hatte, während er an einem Patienten eine Bruchoperation vornahm, einen Herzschlag erlitten. Während er zusammenbrach, machte er unabsichtlich einen langen und tödlichen Schnitt – ein Vorfall, über den sich seine Tochter und Beauregard Browne noch heute amüsierten.
    Dr. Feng war beinahe sicher, daß Beauregard als Teenager irgendwie den Tod seiner Eltern herbeigeführt hatte, aber noch fehlten ihm die Beweise. Die letzte Bemerkung des rothaarigen Mädchens bestärkten ihn in seiner Vermutung, aber es war keine endgültige Bestätigung. Als Psychiater war er jedoch gewöhnt, mit spärlichen Hinweisen zu arbeiten.
    In Dr. Fengs Aufzeichnungen gab es mehr Lücken und Vermutungen als Fakten. Er hätte nur zu gern gewußt, wann Beauregard und Clarissa sich zu einem kriminellen Paar zusammengeschlossen hatten und wann Reverend Uriah Crisp sich zu ihnen gesellte. Der Patron hatte ihm erzählt, daß die drei bereits seit einigen Jahren zusammenarbeiteten, aber präzise Daten waren nicht zu erhalten.
    Clarissa rief: «Gut gemacht, Uriah. Ausgezeichnet.»
    Der schwarzgekleidete Mann hatte den Garten knapp unter dem Balkon erreicht. Er ging gemessenen Schrittes, und seine sonst so angespannten Züge wirkten locker, ja beinahe schläfrig. Er blickte auf und schüttelte betrübt den Kopf. «Kein Lob, liebe Freundin. Wäre der Mann kein Sünder gewesen, so hätte er überlebt. Es ist der Finger des Herrn, der auf dem Abzug liegt, nicht meiner.»
    Er machte eine segnende Handbewegung und verschwand im Haus. Beauregard Browne drehte sich um und ging durch die offene Tür in den großen Wohnraum. Clarissa und Dr. Feng folgten ihm. Die Einrichtung war einfach, aber hübsch: Stühle und Sofas aus Rohrgeflecht, Kissen mit handgewebten Bezügen, einige dicke Teppiche auf dem kühlen Terrazzo-Fußboden, orientalische Bilder und polynesische Holzschnitte an den Wänden.
    Beauregard Browne setzte sich auf ein Sofa und zog sorgfältig die blaß-lila Hosenbeine hinauf, bevor er die Beine kreuzte.
    «Bitte, servier uns Drinks, Clarissa.»
    Dr. Feng sagte: «Unser Freund Uriah. Darf man fragen, wie er die Sünder für die Exekution auswählt?»
    «Für den Prozeß», verbesserte Beauregard Browne und blickte Dr. Feng sekundenlang starr an. «Ja, Sie dürfen fragen, Doktor, und die Antwort lautet, daß er sie nicht auswählt. Sie werden vom Allmächtigen ausgewählt, der mich informiert, und ich informiere Uriah. Uriah mag das Schwert Gottes sein, aber ich bin jedenfalls sein irdisches Sprachrohr.»
    Dr. Feng grinste. «Sehr praktisch.»
    «Das fanden wir auch, selbst unter schwierigen Verhältnissen.»
    «Schwierig?»
    «Wenn wir keine Zeit für das köstliche Gericht-durch-Kampf-System haben. Wenn wir arbeiten, Doktor. Ich könnte Uriah zum Beispiel vor eine Tür postieren und ihm sagen, daß jeder, der vorbeikommt, ein Sünder ist. Das bloße Vorbeikommen wäre das Ausschlaggebende.»
    Clarissa drückte Beauregard Browne einen eisgekühlten Longdrink in die Hand und lachte. Dr. Feng betrachtete interessiert das Wippen ihrer schönen Brüste, die von keinem Büstenhalter eingeengt wurden.
    «Wirklich, Beau», sagte sie, «manchmal bist du ganz schrecklich direkt mit Uriah. Ich meine, du sagst die Dinge fast so kraß, wie du es eben getan hast, ohne sie ein wenig zu verbrämen. Letzthin in Mailand fragte ich mich wirklich, wie er es zustande brachte, immer noch an Sünder und das alles zu glauben. Doktor?»
    «Einen Fruchtsaft bitte. Ich glaube, Sie werden feststellen, daß es eine bestimmte Ebene gibt, auf der Mr. Crisp das alles nie geglaubt hat. Auf einer anderen wiederum überzeugt er sich durch seine eigene Rhetorik. Das muß er tun, um eine Waffe gebrauchen zu können. Das ist nämlich sein unwiderstehlicher Drang – von einer Waffe Gebrauch zu machen.» Er blickte Beauregard Browne an. «Darf man

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