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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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fragen, ob er wirklich ein Geistlicher ist?»
    Beunruhigend lang fixierten die veilchenblauen Augen Dr. Fengs linkes Ohr. «Nun, mein verehrter Doktor, man sollte nicht zu viele Fragen stellen. Es ist kein gutes Prinzip, meinen Sie nicht auch? Aber dies eine noch. Ja, Uriah wurde zum Priester geweiht. Hätten Sie seinen Vater gekannt, so hätten Sie gewußt, daß der arme Wicht seit der Geburt dazu bestimmt war. John Knox, Pech und Schwefel – oder meine ich Calvin? Clarissa, meine ich Calvin?»
    «Mein Gott, keine Ahnung, Beau. Ich erinnere mich bloß, daß wir etwa einen Monat als Pensionsgäste im Pfarrhaus dieses scheußlichen Ortes in Berkshire verbracht haben, während du die Sache in Homerton Hall vorbereitet hast.»
    «Clarissa eröffnete neue Welten für Uriah», sagte Beauregard und grinste. «Wir gaben natürlich vor, verheiratet zu sein, aber ich genüge ihr nicht, selbst wenn ich ganz und gar hetero bin.»
    «Uriah zeigte mir sein Geheimnis», sagte Clarissa.
    «Zehn Jahrgänge einer Zeitschrift namens
Waffen und Munition
in einer Truhe unter seinem Bett, plus einem Dutzend verschiedener Modelle von Handfeuerwaffen, sorgfältig aus Hartholz geschnitzt und austariert, und alle möglichen selbstfabrizierten Halfter.» Sie brachte Dr. Feng einen Drink und gewährte ihm einen erfreulichen Einblick in ihr Dekolleté, während sie sich zu ihm herabbeugte. «Wann haben wir ihn dann in Kalifornien aufgegabelt, Beau?»
    «Nach etwa zwei Jahren, Süße. Es stellte sich heraus, daß er bereits einen Monat nach unserer Abreise aus dem Pfarrhof verschwand und sich, sobald er die Staaten erreichte, für das wirkliche Schießen ausrüstete.»
    Beauregard Browne sah Dr. Feng an. «Wissen Sie zufällig, was eine Dude Ranch ist?»
    «Ja. Ich habe noch keine gesehen, aber ich kenne den Ausdruck.»
    «Dort hat er, als Cowboy verkleidet, Schießübungen vorgeführt. Er hat eine unglaubliche Naturbegabung für jede Waffe, aber leider hat er schreckliche Angst vor Pferden, Kühen und allem, was vier Füße hat. Das war seinem Image als jugendlicher John Wayne nicht gerade zuträglich.» Er hob eine seiner eleganten Hände zu einer lässigen Geste. «Also haben wir ihn von dort weggeholt und ihm eine geeignetere Arbeit gegeben. Und wir haben auch einen neuen Namen für ihn gefunden … damit Sie in Ihrem kleinen Dossier die richtigen Angaben haben, Doktor.»
    Dr. Feng nickte langsam und stellte mit professionellem Interesse fest, daß ihm nicht wohl in seiner Haut war. «Ja, ich mache mir Aufzeichnungen über ihn», sagte er. «Schließlich bin ich Psychiater, Mr. Browne.»
    «Richtig, Kleiner. Und in diesem Moment bin ich leidenschaftlich an Ihrer psychiatrischen Ansicht interessiert, aber nicht, was Uriah betrifft. Nein, danke. Dieser Flüchtling beschäftigt nicht nur mich, sondern auch unseren Patron, der gestern nicht eben freundlich über Funk mit mir sprach.»
    Dr. Feng starrte ihn an. «Ich hoffe, Sie wollen nicht andeuten, daß ich für die Flucht von Lucian Fletcher verantwortlich bin?»
    Beauregard Browne lächelte matt. «Seien Sie nicht so empfindlich, kleiner Kohlkopf. Sie sollten mehr Ruhe bewahren. Barboza schlief im Dienst ein und ließ eine Tür unverriegelt. Lucian Fletcher muß bei ziemlich klarem Verstand gewesen sein, um einen Fluchtversuch zu unternehmen. Sie, Doktor, trifft keine Schuld. Barboza war unmittelbar verantwortlich, und er wird zu Ähnlichem keine Gelegenheit mehr haben. Condori war in zweiter Linie verantwortlich; ich hab ihm einen Tritt in den Arsch gegeben und ihm keinen Lohn ausgezahlt.»
    Er strich über seine Brauen. «Letztlich bin ich verantwortlich, aber ich werde nicht wie Barboza meinen Abschied nehmen, vielleicht weil unser ruhmreicher Patron weiß, daß meine Seelenqualen genügend Bestrafung sind, sondern vermutlich eher, weil ich überaus schwer zu ersetzen wäre und noch schwerer zu töten. Ich werde noch einen klitzekleinen Drink nehmen, Clarissa, ma belle.»
    Sie erwachte mit schweren Augenlidern aus einer erotischen Träumerei, sagte: «Gleich, Schatz», und stand auf, um sein Glas zu füllen. Beauregard Browne fuhr fort: «Überlegen wir einmal die Möglichkeiten für diesen langweiligen Mr. Fletcher. Er nahm ein kleines aufblasbares Boot mit Treibstoff für etwa vierundzwanzig Stunden. Da er knapp nach der Dämmerung verschwunden ist, hatte er einen guten Start. Da das Radarsystem nicht funktioniert, hätten wir ihn kaum gefunden, auch wenn wir die
Teal
hätten

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