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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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sprach mit ganz leiser Stimme. »Als ich damals aus Hongkong von dem Probeauftrag zurückgekommen bin, auf den sie mich geschickt hatte, da hatte ich einen Riesenschiß, daß sie mich vielleicht nicht in das
Netz
aufnehmen könnte.«
    Er blickte auf seinen Freund. »Und daß du dich gegen mich aussprechen könntest.«
    Garcia schüttelte den Kopf. »Ich hab’ schon gemerkt, daß du wegen meiner Meinung besorgt warst, aber sie hat sich ihre Leute schon immer ganz allein ausgesucht.«
    »Aber das hab’ ich damals nicht gewußt. Auf jeden Fall bist du ein anständiger Kerl, Rafael, und dafür danke ich dir. Wenn man bedenkt, wie schnell sie mich hat aufsteigen lassen, dann hättest du auch ziemlich sauer auf mich werden können.«
    »Willie, Willie, alter Freund, ich bin siebenundfünfzig Jahre alt. Als sie dich gefunden und dir eine Chance gegeben hat, war ich auch schon einundfünfzig. Zu alt für diese Arbeit, und ich hatte manchmal Angst, daß ihr meinetwegen bald ein wichtiges Unternehmen danebengehen würde. Ich hab’ von Anfang an geglaubt, daß du genau der richtige Mann bist, auf den ich gehofft hatte, und sechs Monate später hatte ich dann die Gewißheit.
    Ich wußte genau, daß du bald ihre rechte Hand sein würdest, wie ich das niemals hätte sein können. Und darüber war ich heilfroh, Willie. Weißt du was? Kurz davor hatte ich mit Mam’selle mal darüber gesprochen, daß ich aufhören wollte, aber als sie dann dich holte und wir beide zusammengearbeitet haben, da hab’ ich gerne weitergemacht. Es war gut, einen jüngeren Mann dabei zu haben, der die Knochenarbeit in der direkten Aktion übernehmen konnte. Genau so einen hat sie gebraucht. Und
ich
auch, das kannst du mir glauben.«
    »Tja … es hat jedenfalls immer sehr gut funktioniert.« Willie kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Es wird ein merkwürdiges Gefühl sein, wenn wir jetzt alle auseinandergehen.«
    »Ihrer Meinung nach wird das ganze drei Monate dauern«, sagte Garcia. »Es gibt noch eine Menge Dinge zu bereinigen. Die Chefs der einzelnen Gebiete dürfen ihren Teilbereich behalten und weitermachen, wenn sie wollen.« Er zog ein Gesicht und schüttelte den Kopf. »Ohne Mam’selle werden sie nicht mehr das Format des
Netzes
haben, und es wird bald irgend etwas schiefgehen. Es ist besser, sich zur Ruhe zu setzen.«
    »Wirst du das denn machen?«
    »Natürlich. Ich werde wieder nach Argentinien gehen, nach San Tremino, wo ich geboren bin. Ich bin ohne einen Peso in der Tasche von dort weggegangen, und mit einer Million Dollar komme ich zurück. Gar nicht schlecht, Willie.«
    »Verbrechen zahlt sich anscheinend doch aus.«
    »Wirst du dich auch von der Arbeit zurückziehen?«
    Willie nickte. »Gesetzlosigkeit ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Die Verbrecher sind heutzutage nicht mehr so wählerisch in ihren Aktionen. Sie sind bösartig geworden. Es wird Zeit, daß ich meine Verbindung zu dieser Branche löse.«
    »Da hast du recht. Ich bin Mam’selle jedenfalls dafür dankbar, daß sie die Sache jetzt beenden will. Im letzten Jahr haben wir ja mehr Zeit darauf verwendet, mit solchen Leuten aufzuräumen, als für unsere eigenen Unternehmen.«
    »Wieso, normalerweise verdienen wir doch immer ganz gut, wenn wir eine Bande auffliegen lassen, die mit Rauschgift oder mit Mädchen handelt.«
    »Stimmt schon. Aber das ist nicht unsere Aufgabe. Inspektor Hassan hat mir neulich zu verstehen gegeben, daß er nichts von einer Privatpolizei hält.«
    Willie lachte auf. »Aber davon sind wir doch meilenweit entfernt. Und außerdem: auch wenn ihm die Sache im Prinzip nicht gefällt, mit unseren Ergebnissen ist er schließlich jedesmal mehr als zufrieden.«
    Garcia sah auf die Uhr. »Bevor sie mir gestern über die Schließung der Organisation erzählt hat, wollte ich dich schon ein paar Mal fragen, was du von dem ›Akademiker‹ hältst, der eben sein dreimonatiges Training hinter sich hat. Aber jetzt ist das ja wohl egal.«
    »So egal ist es vielleicht nicht. Die Prinzessin will noch ein oder zwei Aufräumeaktionen durchführen.«
    Garcia lächelte innerlich. Nur Willie Garvin durfte Modesty Blaise mit Prinzessin ansprechen. Für jeden anderen wäre es undenkbar, sie so zu nennen, aber Willie Garvin war schließlich jemand Besonderer, mehr als ein verläßlicher Offizier und mehr als ein Freund oder ein Günstling; bestimmt auch kein Liebhaber, und doch standen die meisten Ehemänner ihren Frauen nicht so nahe wie er dieser rätselhaften

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