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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Doppelscheide, die in der linken Innenseite seines Jacketts eingearbeitet war. Diese Wurfmesser hatte er selbst angefertigt, und zwar so, daß sie sich auf vier Meter einmal vollständig umdrehten. Er beherrschte sie so gut, daß seine Genauigkeit beim Werfen nur in Millimetern gemessen werden konnte, und seine Schnelligkeit nur in Bruchteilen von Sekunden. Er hatte im Sitzen geworfen und blitzschnell in der Hand zwischen Griff und Klinge gewechselt. Ein Schlenker seines Handgelenks verlangsamte die natürliche Drehung des Messers ein wenig, und im selben Moment, als Oberon sich umdrehte, traf ihn das stumpfe Ende des Griffes genau über dem Ohr. Das Messer hatte nicht genug Schwung, um zu betäuben, aber es war schnell genug geflogen, um Schmerz und einen Schock auszulösen, und eine lang andauernde Verwirrung. Im selben Augenblick sagte Modesty Blaise: »Miller.«
    Der kleine Mann aus Glasgow sprang aus dem Stuhl wie ein Gummiball, wirbelte auf einem Fuß herum und hob das andere Bein hoch in die Luft zu einem Schlag aus der Drehung, wobei er mit dem zurückgebogenen Körper das Gleichgewicht hielt. Willies Messer war kaum zu Boden gefallen, als die Spitze des rasend schnell geschwungenen Fußes sich schon in Hugh Oberons Solarplexus bohrte. Der Nervenschock löschte das Bewußtsein aus, bevor der Verstand den Tritt überhaupt registrieren konnte. Eine Sekunde lang blieb der Körper noch aufrecht stehen, stocksteif, die Augen starr ins Leere gerichtet, dann gaben die Knie langsam nach.
    Wee Jock Miller bückte sich und fing den Mann mit seinen breiten Schultern auf. Dann drehte er sich um.
    Auf seinem narbigen Gesicht lag ein grimmiger, aber zufriedener Ausdruck. »Was willst du mit ihm machen, Mam’selle?«
    »Bring ihn bitte ins Vorzimmer.« Sie nahm eines der Telefone ab und sagte in den Hörer: »Die Krankenabteilung.« Der junge Marokkaner in der weißen Jacke, der in der offenen Tür gestanden hatte, trat jetzt beiseite und sah mit großen Augen zu, wie die bewußtlose Gestalt hinausgetragen wurde. Modesty Blaise bekam ihre Verbindung: »Doktor Aquilina, bitte kommen Sie sofort herauf und bringen Sie zwei Helfer und einen Rollstuhl mit. Kümmern Sie sich um den Mann, den Sie draußen vor meinem Büro finden, und geben Sie ihm ein Schlafmittel.« Dann eine Pause. »Ja, genau. Ich danke Ihnen.« Sie legte den Hörer auf und sagte zu dem Jungen an der Tür: »Bring uns bitte Kaffee, Mahmoud.«
    »Sehr wohl, Mam’selle.« Er ging langsam rückwärts, den Blick auf Willie Garvin geheftet, der jetzt durch das Zimmer schlenderte, sein Messer vom Boden aufhob und zurück in das Futteral an seiner Brust gleiten ließ.
    Als die Tür sich geschlossen hatte, sagte Garcia: »Ich bitte um Verzeihung, Mam’selle.«
    »War ja nicht deine Schuld, alter Freund.« Mit einer leichten Geste wischte sie diesen Gedanken beiseite.
    Dann blickte sie in den Aktenordner auf dem Tisch.
    »Und jetzt würde ich gerne diese Liste unserer letzten Unternehmungen mit euch durchgehen, aber solange Jock Miller nicht wieder da ist, werden wir alles weglassen, was mit Transportmitteln zu tun hat. Fangen wir an mit der Manipulation an den Computern in Zürich. Wieviel Zeit würdest du für deine Techniker bis zum Abschluß der Arbeiten veranschlagen, Braun?«
    Dreißig Sekunden vergingen ohne eine Antwort.
    Darüber war jedoch niemand erstaunt. Braun, dessen hübsches, jugendliches Gesicht sein wahres Alter nicht verriet, wog immer erst alle Fakten mehr als einmal gegeneinander ab, bevor er sich festlegte, aber wenn er dann eine Schätzung abgab, konnte man auch sicher sein, daß sie stimmen würde. Schließlich sagte er:
    »Sechs Tage, gerechnet ab dem Zeitpunkt, zu dem Lensk ihnen Zutritt in die Wartungsfirma verschaffen kann.«
    Lensk fügte hinzu: »Das wird etwa in zwei bis drei Wochen der Fall sein. Im Moment kann ich nichts Genaueres sagen.«
    Modesty Blaise nickte. »Ja, das wird reichen …«
    Die Unterhaltung ging weiter. Jock Miller kam zurück und setzte sich wieder in seinen Sessel. Auf einem Servierwagen wurde Kaffee gebracht. Modesty Blaise schenkte ein. Die Männer standen auf und bildeten lose Grüppchen, tranken den Kaffee und sprachen leise miteinander. Garcia beobachtete die Frau, die nun mit Krolli bei dem großen Fenster in eine Unterhaltung vertieft war. Fast zehn Jahre sind es jetzt, dachte er und empfand dabei einen leisen Schmerz. Er war zwar dankbar dafür, daß nun bald alles vorbei sein sollte, aber er würde sie

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