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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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heftig.
    »Okay.« Barbara schob die Akte ein wenig hin und her. »Du hast Recht, deine Mutter hätte fragen müssen. Es gehört sich nicht, dass man zu seinem 14-jährigen Sohn einfach so ins Bett kriecht.«
    »Stimmt doch?« Er war jetzt weniger selbstgefällig, eher unsicher. Opfertäter, so nannte man Kinder wie ihn.
    »Wie ich sagte … Sie hatte also Angst vor dem Gewitter und kam in dein Bett …«
    »Und dann hat sie natürlich mitgekriegt, was los war. Hat mich gestreichelt und geküsst …« Zögern und Schlucken. Von wegen: Ich habe sie geknallt. »Hat gesagt, dass sie immer so einsam ist und er ja nie da ist und es mit ihm sowieso nicht schön ist … solche Sachen …« Seine Stimme brach.
    »Du sprichst von deinem Vater?« Er nickte. »Du sprichst von ihm, als wäre er Gott.«
    »Gott?«
    »Er, Ihm … Bewunderst du ihn?«
    »Nö.«
    »Sean?«
    »Ja, doch. Er hat’s geschafft! Geliebt von seinen Mandanten, geachtet unter den Kollegen und gefürchtet bei Gericht. So sagt er es selber. Andauernd ist er in der Zeitung.«
    Barbara begann erst jetzt, sich Aufzeichnungen zu machen, schließlich musste sie am Ende ein Vernehmungsprotokoll zusammenbrauen. Dadurch, dass sie schrieb, gewährte sie dem Jungen zugleich eine Pause. Das alte Lied, dachte sie verbittert: ein bewunderter, ja vergötterter Vater, für dessen Liebe man alles tut, nur dass er dummerweise gar nicht lieben kann. Eine Trine als Mutter, vom Vater angeschafft für dekorative Zwecke. Weil sie sich einsam fühlt, missbraucht sie den Sohn, aber es ist zugleich ein Akt der Bestrafung, denn indem sie den Sprössling sexuell erniedrigt, will sie auch den Erzeuger treffen. Zur Vollendung fehlte eigentlich nur, dass auch noch Papa über den Sohn stieg. Barbara verzog das Gesicht: Die Realität bestand nur noch aus Klischees. Dummerweise aus seelenmörderischen.
    Sie hob den Blick, betrachtete für ein paar Sekunden den zusammengekauerten Jungen und sagte: »Ich entschuldige mich vorab für meine nächste Frage, aber ich muss wissen, wie oft ihr … also wie oft ihr Geschlechtsverkehr hattet?«
    »Warum?«
    »Weil jede einzelne Tathandlung …«, Himmel, Tathandlung!, »… eine zu verfolgende Straftat darstellt. Blieb es bei dem einen Mal?«
    »Nee. Gab ja viele Gewitter …«
    »Kam sie denn bei jedem Gewitter?«
    »Auch sonst.« Er richtete sich auf, versuchte ein überlegenes Lächeln. »Einmal haben wir es sogar im Pool getrieben.«
    Ein Pool, sieh an. Ich hätte doch mal hinters Haus gucken sollen. Aber wozu, ich sehe das alles in der Lichtbildmappe.
    »Also, wie oft?«
    »Bestimmt 20 Mal.«
    Vielleicht übertrieb er, denn es sah aus, als wäre er wieder in die alte Rolle zurückgefallen. Barbara schrieb. Wenn er nicht log, würde jemand anderes jeden der 20 Fälle mit ihm durchgehen, nicht sie.
    »Leidest du darunter, dass dein Vater so selten zu Hause ist?«
    »Nee. Da kann ich wenigstens machen, was ich will.«
    »Worunter leidest du dann?«
    »Wollen Sie das wirklich wissen?«
    »Hätte ich sonst gefragt?«
    »Dann sage ich es Ihnen: unter dem Ehrgeiz meiner verpissten Alten.«
    Barbara hatte sich nicht geirrt, er spielte wieder seinen Lieblingspart des coolen, souveränen Fast-Erwachsenen, den nichts aus der Bahn warf.
    »Du meinst natürlich nicht den beruflichen Ehrgeiz deines Vaters?«
    »Quatsch! Den mit mir. Schon als ich klein war, haben sie ständig an mir herumgezerrt. Sean, wir haben da was Tolles für dich gefunden. Guck mal, wie wäre es mit Blockflöte? Oder hier, dieser Kleingruppenunterricht in Spanisch, zugeschnitten auf Vorschulkinder, wäre das nichts? Sean, möchtest du nicht reiten? Oder Polo, wie wäre es mit Polo? Was, Fußball? Oh, nee, das ist doch zu prollig! Dann lieber Wasserspringen. Papa hat das als Kind auch gemacht.«
    »Deine Eltern haben dich nie gefragt, was du wirklich brauchst?«
    »Nie.«
    »Und was hättest du gern gewollt?«
    »Nur meine Ruhe.«
    »Also gehörtest du zu den Kindern mit übervollem Terminkalender?«
    Er nickte. »Und dann – die Schule. Wie sie sich da von Anfang an hatten! Bei jeder Zwei denken sie schon an Nachhilfe! Sie haben sich in den Kopf gesetzt, dass ich Arzt werden soll. Nee, nee, nicht Anwalt. Arzt. Aber das werde ich ja nun nicht mehr.«
    »Das würde ich nicht sagen. Die Frage ist eher, ob du das überhaupt willst.«
    »Klar.« Er grinste. »Ich würde natürlich auch meine Alten behandeln. Und ich habe dann doch Zugang zu Gift, oder?«
    Barbara antwortete nicht.
     
    Der

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