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Mörder im Zug

Mörder im Zug

Titel: Mörder im Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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buchstabiere ich jetzt nicht. Nach dem Foto zu urteilen gehört der Pass dem Geschädigten.«
    »Totalschaden«, kommentierte Barbara.
    Pentzien hielt den Pass in die Höhe. »Wer will?«
    Barbara nahm das Dokument entgegen.
    »Ein Ausländer«, wiederholte Breitbart, »wohl ein Lette. Das schmeckt mir gar nicht.« Im Team der Mordkommission war er inoffiziell für die political correctness zuständig.
    Pentzien widmete sich derweil zwei farbig bedruckten Blättern. »Werbeflyer von zwei Restaurants im Format DIN lang, glatt, leicht glänzend, vielleicht eine Art Kunst- oder Bilderdruckpapier, hergestellt von …«, er kniff die Augen zusammen, »… Inselseedruckerei Güstrow. Die beworbenen Gaststätten heißen Al Faro und Piano nobile . Kollege Uplegger, Vertreter der Toskanafraktion, was heißt das?«
    »Genau, Jonas, du fährst doch andauernd in das Land, wo die Zitronen blüh’n«, fiel Wendel ein. »Mittlerweile musst du doch jeden Stein dreimal umgedreht haben.«
    Uplegger zuckte mit den Schultern. Der Mann ohne Eigenschaften verbrachte seine Ferien fast immer in Dänemark, obendrein stets am selben Ort auf Fünen. Sein Kofferträger Breithaupt bevorzugte Norwegen, wo er in den Fjorden dem Lachs und auf dem Atlantik dem Dorsch nachstellte. – Ines und er waren lieber nach Ligurien oder in den Piemont gefahren. Seit ihrem Tod war er nicht mehr dort gewesen. Er schluckte und streifte nun Handschuhe über seine Pianistenfinger. Dann erst antwortete er.
    » Al Faro bedeutet am oder zum Leuchtturm.«
    »Am oder zum?« Pentzien schaltete das Tonbandgerät aus und drehte die Werbezettel um. »Dafür haben die Italiener ein Wort? Die sind ja sparsam.«
    »Und Piano nobile ?«, wollte Pentzien wissen. »Doch nicht etwa nobles Klavier?«
    »Aber nein! Piano nobile ist die Empfangsetage italienischer Adelspaläste.«
    »Was er alles weiß!« Pentzien zwinkerte mit den Augen, bevor er das Band wieder einschaltete. »Eins ist sicher, der Geschädigte hatte die Flyer nicht bei sich, weil er in diesen Lokalen verkehrte oder zu verkehren beabsichtigte. Der Inhaber beider Restaurants heißt Perviltas Medanauskas. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn das kein Verwandter ist.«
    Barbara blickte auf den Pass. Das Foto zeigte einen jungen Mann mit glatter Haut, schwarzen Locken und dunklen Augen.
    »Vielleicht hat er die Flyer bei der Arbeit verteilt«, sagte Wendel.
    »Und warum hat er zwei zurückbehalten?«, erwiderte Pentzien. Seine Hand steckte schon wieder in der Innentasche. »Es könnte sich auch um Andrucke handeln. – Eine Monatskarte des Verkehrsverbunds Warnow . Und das war es dann. Hier habe ich fertig.«
    Barbara reichte den Pass an Uplegger weiter und deutete auf den Rucksack: »Darf ich?«
    »Bitte sehr!« Pentzien richtete sich auf. »Wir behalten es aber für uns. Sonst kostet es später das Gericht womöglich drei Prozesstage, um zu klären, warum jemand vor der Spurensicherung das höchstwichtige Beweisstück betatscht hat. Das ist fast so schlimm, als wenn ein Blatt in der Akte fehlt.«
    »Ich bin vorsichtig«, versicherte Barbara und schnürte den Rucksack auf. Sie warf einen kurzen Blick hinein und entdeckte zwei Pappordner, einen Regenknirps und einen FC-Hansa – Schal.
    »Wir haben noch etwas für euch«, sagte Pentzien und stieß seine Mitarbeiterin an. »Gib mal das Messer.«
    »Ein Messer?« Barbara fuhr auf. »Und das sagt ihr erst jetzt?«
    »Die Tatwaffe kann es nicht sein.« Der Spusi-Chef hielt eine Plastiktüte in die Höhe, darin ein Taschenmesser mit blauer Hülle. Als Barbara sich vorbeugte, konnte sie den Schriftzug Rostocker erkennen.
    »Ist ein Werbegeschenk der Brauerei«, erklärte Pentzien. »Ich hab selbst so eins abgefasst, als ich letztes Jahr bei der Hanse Sail den LKA-Stand mitbetreut habe. Man muss sich schon sehr anstrengen, wenn man damit jemanden töten will.«
    »Wo habt ihr das gefunden?«
    »Es lag etwa 70 Zentimeter von seiner rechten Hand entfernt auf dem Boden. Er hat es wohl aus der Tasche gezogen, um sich zu verteidigen, aber dazu kam er nicht mehr.«
    Barbara nahm die Hand des Toten in Augenschein. Sie war von mehreren tiefen Schnittwunden bedeckt. Eine der Fingerkuppen war regelrecht abgesäbelt. »Sieht übel aus.«
    »Typische Abwehrverletzungen«, kommentierte Uplegger, der unbemerkt neben Barbara getreten war. »Was mich zur nächsten Frage führt: Wo ist eigentlich der Gerichtsmediziner?«
    »Hier!«, hörte man rufen, und über einer Sitzlehne erschien ein

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