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Moerderische Dividende

Titel: Moerderische Dividende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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irgendwas brauchen, melden Sie sich« hinter sich zugemacht.
    »Das gehört zur üblichen Routine.« Mary Alice setzte sich mir gegenüber an den kleinen Tisch und blickte sich um. »Wenn diese Wände reden könnten.«
    »Mein Gott.« Ich rieb meine Schläfen fester. »Weißt du, daß du meinen Schirm zerbrochen hast?«
    »Ich kauf dir einen neuen.«
    »Aber das war mein Katzenschirm. Der mit den Kätzchen, die aussahen, als würden sie durch Buntglas schauen. Fred hat achtunddreißig Dollar bei Rosenberger’s dafür bezahlt, weil er mir so gefiel.« Tränen schossen mir in die Augen. »Wir waren im Chick-Fil-A essen, und da habe ich ihn bei Rosenberger’s im Schaufenster gesehen.«
    Schwesterherz seufzte. »Ein Chick-Fil- A-Geflügelsalat -Sandwich hätte ich jetzt auch gern.«
    Die Tür ging auf, und ein Polizist mit einem Clipboard in der Hand kam herein. »Patricia Anne Hollowell?«
    Ich sah auf. »Ja.«
    »Und Mary Alice Crane?«
    Schwesterherz nickte.
    »Ihre Rechtsanwältin ist hier.«
    Unsere Rechtsanwältin?
    »Mein Mann kommt uns gleich abholen«, sagte ich. »Wir brauchen keine Anwältin.«
    »O doch.« Debbie Nachman, die Tochter meiner Schwester, stand in der Tür und sah trotz des erkennbar schwangeren Bauchs mit ihrer Aktentasche höchst anwaltsmäßig aus. »Was habt ihr zwei denn jetzt wieder angestellt?«
    »Es ist alles die Schuld deiner Mama«, sagte ich ohne Zögern und ohne jegliche Gewissensbisse.
    »Daran zweifle ich keine Sekunde.« Debbie stellte ihre Aktentasche auf dem Tisch ab, setzte sich und zog ihre Schuhe aus. »Mein Gott, ich glaube, meine Füße schwellen schon an.«
    Mary Alice nutzte unverzüglich ihre Chance: »Meine Füße waren vor deiner Geburt geschwollen wie Luftballons. Ich mußte die letzten beiden Monate im Bett bleiben.«
    Debbie grinste. »Alles klar, Mama.« Sie zog einen Notizblock heraus. »So, wie wär’s, wenn ihr mir jetzt erzählt, was passiert ist.«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte ich.
    Schwesterherz packte mich am Arm. »Nur die Highlights, Maus. Ich sterbe vor Hunger.«

2
    Wir hatten jetzt November, und um genau zu erklären, wie wir in diese mißliche Lage geraten waren, muß ich ein paar Monate zurückgehen, bis zu jenem Nachmittag Anfang September, an dem ich im Wohnzimmer saß und eine Smokarbeit anfertigte. Ich hatte mich in einem Smokkurs eingeschrieben, weil ich für Weihnachten Smokkleider für Debbies zweijährige Zwillinge nähen wollte. Mit Weihnachtsbäumen und kleinen Trommlern. Ich liebe Handarbeiten, aber ich hatte nie Zeit dafür, als ich noch unterrichtete und meine Kinder großzog. Jetzt jedoch, im Ruhestand, würde ich jedes Kind in der Familie mit wundervollen bestickten Sachen einkleiden. Natürlich hätten die Kids lieber Jeans gehabt, aber das tat nichts zur Sache.
    Ich smokte also übungshalber fröhlich an dem weichen Stoff einer alten Bluse herum und dachte an unseren geplanten Weihnachtsbesuch bei Haley in Warschau, als Mitzi Phizer an meine Hintertür klopfte. Mitzi ist seit fast vierzig Jahren meine Nachbarin. Darüber hinaus ist sie ein Mensch, den ich ganz besonders gern mag, eine hübsche Frau ohne jegliches Getue. Wir hatten einander über die Jahre durch eine Menge Dinge hindurchgeholfen.
    »Hallo«, sagte ich. »Komm rein und sag mir, was du von diesem Stickmuster hältst.«
    Mitzi setzte sich ihre Bifokalbrille auf die Nase und sah sich meine Arbeit an. »Sieht gut aus.«
    »Setz dich doch. Oprah wird uns gleich erzählen, was wir diesen Monat lesen sollen. Möchtest du einen Tee?«
    »Nein danke. Ich möchte nur ein paar Minuten mit dir reden.«
    »Aber natürlich. Ist irgend etwas nicht in Ordnung?«
    »Nein, nein, alles bestens.«
    Oprah hielt ein Buch hoch. Ich notierte mir den Titel und schaltete den Fernseher aus. »Also, was gibt’s?« fragte ich.
    »Erinnerst du dich an Joy McWain?« Mitzi setzte sich aufs Sofa und nahm ein Zitronenbonbon aus dem Bonbonglas, das auf dem Couchtisch stand.
    »Der Name ist mir irgendwie geläufig.«
    »Das ist die Cousine von Connie Harris, die hübsche Blonde, die in Richs Kosmetikgeschäft arbeitete. Sie hat einen McWain geheiratet. Ihm gehört die Chevrolet-Niederlassung in Alabaster. Sie hat mal für ihn einen Werbefilm gemacht. Da war sie Cheerleaderin.«
    »Im Werbefilm?«
    »Wundert mich, daß du dich nicht mehr daran erinnerst. Sie hatte wahnsinnig dicke Oberschenkel. Ich meine, wirklich außerproportional. Richtige Reithosen-Schenkel.« Mitzi lutschte

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