Moerderische Dividende
Aber das war ein Teil des Problems. Sie war ausgeschlossen.«
»Debbie sagt, weder Joseph noch Arabella müßten mit einer Anklage rechnen.«
»Wegen der Verjährung. Aber sie haben auch genug gelitten.«
»Meine Güte, zum Glück weiß ich alles über meine Familie«, sagte Mary Alice. »Familien geraten unweigerlich in Schwierigkeiten, wenn sie sich nicht alles erzählen.«
Sie meinte es ernst, ich schwör’s.
Mitzi lehnte sich nach vorn. »Laßt uns mal das Thema wechseln. Erzählt mir was über Alcorn Jones. Kannst du ihn empfehlen, Mary Alice?«
Schwesterherz fragte nervös: »Wofür?«
»Als Finanzberater. Er hat uns mehrmals angerufen und gesagt, er sei dein Berater. Wir werden Hilfe gebrauchen können.«
»Al Jones hat gesagt, er sei mein Finanzberater?«
»Ist er das nicht?«
»Nein. Eine Frau namens Shirley Gibbs kümmert sich um meine Finanzen.«
»Nun, jedenfalls empfiehlt er uns, in irgendwelche Immobilienfonds zu investieren.«
»Ich dachte, Arthur würde das meiste Geld zurück in Bellemina Health stecken«, sagte ich.
»Das tut er auch. Bellemina läuft prima. Schade, daß Sophie Joseph nicht besser kennengelernt hat.« Mitzi machte eine nachdenkliche Pause. »Und wir finanzieren Hank ein eigenes Werbeunternehmen, damit er und Bridget nicht nach Atlanta ziehen müssen. Aber es ist noch so viel Geld übrig.«
Das waren Sorgen.
»Ich werde mich mal um die Sache kümmern«, versprach Schwesterherz.
Und das tat sie auch. Sie brauchte nur zwei Minuten, um herauszufinden, daß nahezu jede Frau im Investmentclub ein Angebot von Alcorn erhalten hatte, ihre privaten Finanzen zu regeln.
»Geht mit irgendwelchen Immobilien hausieren.« Miss Bessie schob sich einen lila Häkelhut aus der Stirn. »Verdammt. Dieses Ding ist zehn Nummern zu groß.« Sie drehte sich zu uns um. »Finden Sie, daß er geschmacklos aussieht?«
Wir schüttelten beide den Kopf.
»Egal«, fuhr sie fort. »Jedenfalls sagte ich ihm, ich würde Wendy-Aktien kaufen, vielen Dank, der Herr. Ich mag ihr gefülltes Fladenbrot, speziell das mit dem Hühnchen. Immobilien kann ich nicht essen.«
»Hat er Ihnen erzählt, er sei mein Finanzberater?« fragte Mary Alice.
»Er sagte, deswegen seien Sie so reich.«
»Was?« Schwesterherz sah mich an. »Maus, ich denke, wir beide sollten uns mal mit Mr. Alcorn Jones unterhalten.«
Keine Ahnung, warum ich in die »Unterhaltung« mit einbezogen wurde. Aber ich war dumm genug, mitzugehen und im Gefängnis von Birmingham zu landen.
»Hat Al für dich Geld angelegt?« fragte ich sie auf dem Weg in die Stadt.
»Ein wenig«, gab Mary Alice zu.
»Hast du alles verloren?«
»Ein bißchen was. Eine Drugstorekette, die er empfahl, meldete zwei Tage, nachdem ich ihre Aktien gekauft hatte, Konkurs an.«
Aber wie Schwesterherz später Debbie erklärte (Alcorn zeigte sie nicht an; ich hatte das auch nicht anders erwartet),war es nicht das Geld gewesen oder die Tatsache, daß er allen erzählte, er sei ihr Finanzberater. Was sie wirklich aufgebracht hatte, war die Tatsache, daß er kein Gentleman war.
»Ich habe ihm höflich gesagt, stimmt’s, Maus?, daß ich mein Geld zurück erwarte, plus das, was er für die Investmentclub-Damen in den Sand gesetzt hatte, und daß wir keinerlei Geldgeschäfte mehr mit ihm tätigen würden.«
»Was hat er daraufhin gesagt?« wollte Debbie wissen. Wir hatten gerade das Gefängnis verlassen und gingen auf ihr Auto zu.
»Er sagte: ›In Ordnung.‹«
Debbie sah mich an.
Ich nickte. »Stimmt. Er sagte: ›In Ordnung.‹«
»Und da hast du ihm eins auf die Mütze gegeben, Mama?«
»Sie hat ein paar Speichen meines Kätzchenschirms zerbrochen«, fügte ich hinzu.
»Aber warum?«
»Nun«, gestand Schwesterherz, »nachdem ich ihm mein Ultimatum gestellt und mich zum Gehen umgedreht hatte, kniff er mich in den Po.«
Debbie blieb stehen. »Und dafür hast du ihn geschlagen? Das war nicht sehr nett von ihm, Mama, aber findest du nicht, daß du überreagiert hast?«
»Er hat nicht nur ein bißchen gekniffen, da war die ganze Hand mit im Spiel. Und er hat geflüstert: ›Weißt du noch, am Ruffner Mountain, Mary Alice?‹«
Debbie war vollkommen perplex. »Weißt du noch? Am Ruffner Mountain? Was soll das denn heißen?«
»Nicht viel«, sagte Schwesterherz und begann zu kichern. Und dann explodierte sie geradezu vor Lachen.
Die Leute, die an diesem Nachmittag die Sixth Avenue hinunterfuhren, wurden mit dem Anblick einer verdutzt dreinblickenden
Weitere Kostenlose Bücher