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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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Sie war selbst schuld, wenn sie diesen schönen Samstag nicht genoss.
    Entschlossen schlug sie die Bettdecke zurück, um sich anzuziehen.
    Nora nahm ihre Segeljacke, ging die Treppe hinunter und durch die weiße Gartenpforte hinaus. Sie warf einen raschen Blick aufs Wasser und sah eine Perlenschnur aus weißen Booten mit Kurs auf Sandhamn.
    Das schöne Wetter hatte viele zu einem letzten Ausflug verlockt, bevor der Sommer endgültig zu Ende war. Eine elegante alte Mälar-30 glitt mit vollen Segeln durch den Sund, und der blank polierte Mahagonirumpf glänzte in der Sonne.
    Einige Bootsstege weiter entfernt stand einer ihrer Nachbarn und säuberte Netze. Es war Olle Granlund. Er ging auf die siebzig zu und gehörte zu den alteingesessenen Inselbewohnern. Nora kannte ihn, seit sie zurückdenken konnte, und sie hob die Hand und winkte.
    Wenn man selbst kein Glück beim Fischen hatte, oder keine Zeit, um die Netze auszuwerfen, konnte man immer bei ihm anklopfen und sich einige Maränen oder, wenn man Glück hatte, ein paar Barschfilets erbetteln.
    Olle half auch gern bei praktischen Dingen, was Nora sehr zu schätzen wusste, jetzt, wo Henrik sich nicht mehr um solche Sachen kümmerte. Ihr war klar, dass sie viel besser im Umgang mit Hammer und Nägeln werden musste, ganz zu schweigen von streikenden Heizkörpern und Warmwasserboilern, aber das stand auch auf der Liste der Dinge, die sie später in Angriff nehmen wollte.
    Insgeheim schämte sie sich, dass sie es sich so einfach gemacht und Henrik die handwerklichen Sachen überlassen hatte, aber das war nur ein weiteres Zeichen für die hoffnungslos veraltete Aufgabenteilung in ihrer Ehe.
    Sie ging am alten Missionshaus mit seinen gebogten grünen Fenstern vorbei und schlug den Weg zum südlichen Teil der Insel ein.
    Im Kiefernwald war es still, hier war nichts zu hören als das Rauschen der hohen Bäume. Der Boden war bedeckt von Heidekraut und Blaubeergestrüpp, und hier und dort hingen noch pralle Blaubeeren an den Sträuchern.
    Nora blieb stehen und pflückte sich eine Handvoll, obwohl sie ihren Geschmack schon lange verloren hatten. Juli, nicht September war die richtige Jahreszeit, um sie zu essen, jetzt waren sie wässrig und schmeckten nicht mehr besonders gut. Aber es gab reichlich Preiselbeeren. Nora überlegte, ob sie sich am Nachmittag die Jungs schnappen und ein paar Schüsseln voll pflücken sollte. Sogar ihre computerverrückten Söhne ließen sich für eine Schale leuchtend roter Preiselbeeren mit Sahne begeistern.
    Nachdem sie eine Weile gegangen war, kam sie auf der anderen Seite des Waldes heraus und ging den Südstrand entlang, wo der Strandroggen in der kühlen Spätsommerbrise wogte. Es war, als hätten der südliche und der nördliche Teil der Insel jeweils ihr eigenes Mikroklima. Wenn der Wind im Norden rau und kalt blies, wehte im Süden eine milde, sanfte Brise, und umgekehrt. So hatte man immer die Möglichkeit, sich ein windgeschütztes Plätzchen zu suchen.
    »Hallo!«, hörte sie plötzlich jemanden hinter sich rufen. »Nora. Warten Sie auf mich.«
    Sie drehte sich um und erkannte Jonas Sköld.
    Er ging in schnellem Tempo etwa hundert Meter hinter ihr, in Shorts und mit Sonnenbrille. Als er näher kam, sah sie, dass seine Füße in den Segelschuhen nackt waren, als wäre Hochsommer.
    »Na, gehen Sie spazieren?«, sagte er.
    Sie musste über die banale Frage unwillkürlich lächeln.
    »Merkt man das so deutlich?«
    »Kann ich ein Stück mitgehen?«, erwiderte er, ohne auf die Ironie zu reagieren.
    Er fiel in dieselbe Gangart und sie wanderten eine Weile nebeneinander her, ohne etwas zu sagen.
    »Wie ist denn eigentlich so die Arbeit als Pilot?«, fragte Nora schließlich, um das Schweigen zu brechen.
    Sie war auch ein bisschen neugierig auf ihren neuen Nachbarn. Von einer Ehefrau oder Lebensgefährtin war ihr nichts bekannt, sie wusste nur, dass er eine Tochter im Teenageralter hatte.
    »Na ja. Man hat unregelmäßige Arbeitszeiten und ständig neue Kollegen, aber zwischen den Einsätzen haben wir immer längere Zeit frei.«
    »Welche Strecken fliegen Sie?«
    »Bisher überwiegend innerhalb Schwedens und Europas, aber ich habe gerade angefangen, Langstrecken zu fliegen. Meine Tochter wohnt jede zweite Woche bei mir, also habe ich meinen Dienstplan entsprechend angepasst. Inzwischen ist sie schon so groß, dass ich längere Zeit abwesend sein kann, aber in den Jahren davor war ich meist zwischen Stockholm, Göteborg und Malmö

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