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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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Möglichkeiten, welche sollten das wohl sein? Sie machte sich Sorgen, dass die Jungs sich bei Henrik wohler fühlten als bei ihr, und sie hasste es, dass Marie jetzt mit Henrik in ihrem alten Haus wohnte. Die Scheidung erschien ihr wie eine Bestätigung ihres eigenen Versagens. Sie sah überhaupt keine Möglichkeiten vor sich.
    »Habe ich Sie gekränkt?« Jonas klang bestürzt. »Entschuldigung, das war nicht meine Absicht.«
    Nora richtete sich hastig auf.
    Jonas sah so besorgt aus, dass sie lachen musste, während sie die Tränen wegzwinkerte.
    »Keine Angst. Ich bin nur ein bisschen müde. Es war alles ziemlich viel in der letzten Zeit.«
    Sie suchte in der Jacke nach einem Taschentuch, um sich zu schnäuzen, und fand eine alte Papierserviette, die dafür herhalten musste.
    Jonas drehte sich um und hob einen flachen Stein vom Strand auf. Er holte weit aus und ließ den Stein über die glatte Wasseroberfläche flitzen. Drei Hüpfer schaffte er, bevor der Stein versank. Ein weiterer Stein folgte dem ersten, und diesmal gelang ihm ein ordentlicher Wurf: Fünfmal traf der Stein auf, bevor er unterging.
    »Hier.« Er reichte ihr einen dunkelgrauen Stein, der sich in ihrer Handfläche sonnenwarm anfühlte. »Versuchen Sie es auch mal.«
    Nora betrachtete den Stein skeptisch, dann holte sie aus dem Handgelenk Schwung und schaffte einen guten Wurf. Vier Hüpfer.
    »Bravo!«, rief Jonas aus. »Hier, noch mal.«
    Er gab ihr einen neuen Stein, der sofort versank. Aber der dritte prallte fünfmal auf, genau wie seiner, und Nora lachte laut auf.
    »Wow, es ist lange her, dass ich es so gut hingekriegt habe.«
    Jonas’ warme Augen begegneten ihrem Blick.
    »Geht’s jetzt wieder besser?«
    Er legte lässig für einen kurzen Moment den Arm um ihre Schulter, und Nora nickte. Es ging ihr tatsächlich besser.
    Sie plauderten über alles Mögliche, während sie zurück durch den Kiefernwald gingen und am Missionshaus vorbeikamen. Dann tauchte ihr Haus – ihr altes Haus, berichtigte sich Nora – nur wenige hundert Meter vor ihnen auf.
    »Kann ich Sie heute zum Abendessen einladen? Falls Sie nichts anderes vorhaben«, sagte Jonas, ohne seine Schritte zu verlangsamen. »Es ist ja Samstag.«
    Nora blieb stehen.
    »Wie bitte?«
    »Ich dachte, wir könnten vielleicht zusammen essen gehen? Als kleines Dankeschön, weil ich das Haus von Ihnen mieten durfte.«
    »Ich weiß nicht …« Nora zögerte. »Ich habe ja die Jungs bei mir, und dazu noch Adams Freund.«
    Jonas ließ sich von ihrem Zögern nicht beirren.
    »Ich dachte, wir könnten in die Taucherbar gehen. Mir scheint, Sie können ein bisschen Aufmunterung vertragen.«
    Nora horchte in sich hinein.
    Sie hatte seit einer Ewigkeit nicht mehr im Restaurant gegessen. Hatte weder Zeit noch Lust dazu gehabt. Die Kinder könnten sich etwas vom Imbiss holen, sie würden überglücklich sein bei der Aussicht auf Hamburger und Pommes frites.
    Warum eigentlich nicht?

Kapitel 14
    Die Türklingel überraschte ihn. Er erwartete keinen Besuch, und Lena war einkaufen gegangen, so wie sie es immer am Samstagvormittag tat.
    Da sie kein Auto besaßen, würde es ein paar Stunden dauern, bis sie zurückkam. Meistens fuhr sie ins »Nacka Forum« und kaufte alles Nötige in einem der großen Supermärkte ein. Ihr gefiel das lebhafte Einkaufscenter, und er gönnte es seiner Frau, dass sie aus dem Haus kam. Es war nicht leicht für sie, sich die ganze Zeit um ihn zu kümmern, und ab und zu musste sie mal unter die Leute.
    Es klingelte wieder an der Tür, und er versuchte, sich zu beeilen, aber mit dem Rollator ging es langsam. Die Koordination war schwierig, und er wusste, dass es immer noch weiter bergab gehen würde. Er hatte Jahre gebraucht, um zu akzeptieren, dass er unter einer so schweren Krankheit litt. Primär-progressive MS nannte sie sich. Es war die schlimmste Form. Der Körper verfiel kontinuierlich, ohne Schübe und Unterbrechungen.
    Das zentrale Nervensystem war inzwischen unwiederbringlich geschädigt, und es gab nichts, was man dagegen tun konnte. Mit jedem Monat wurden die Muskeln schwächer, die Gleichgewichtsstörungen nahmen ebenso zu wie die spastischen Krämpfe. Das unkontrollierbare Zittern der Gliedmaßen verschlimmerte sich mehr und mehr.
    Depressionen und Hoffnungslosigkeit gehörten ebenso dazu wie eine lähmende Müdigkeit, die unbezwingbar war.
    Er hatte an Gewicht verloren und wusste selbst, dass er mindestens zehn Jahre älter aussah. Er, der ehemals durchtrainierte

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