Moerderische Schaerennaechte
Sportlehrer, war zu einem Schatten seiner selbst geworden. Alles wurde zur Qual, und manchmal fragte er sich, ob es nicht besser wäre, einfach einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen.
Es war ungewöhnlich, noch vor dem fünfzigsten Lebensjahr in einer so schlechten Verfassung zu sein, aber es kam vor, hatten die Ärzte gesagt.
Das war kein Trost, vor allem für Lena nicht, die eine immer schwerere Last zu schultern hatte. Sie hatte ihren Job auf halbtags reduziert, um ihn zu pflegen. Ein Heilmittel gab es nicht, nur Medikamente, die den Verlauf der Krankheit verlangsamten, und in seinem Fall hatten sie eine verschwindend geringe Wirkung.
Der langsame Übergang vom Leben zum Tod war ein hoher Preis, den er zu zahlen hatte.
Aber er hatte es verdient.
Als er schließlich die Tür öffnete, blieb er stehen, schwer auf die Handgriffe seines Rollators gestützt. Es war etwas Wohlbekanntes an der Person, die vor ihm stand. Er studierte das Gesicht genau. Einzelne Züge kamen ihm bekannt vor, und doch wieder nicht. Es war wie das Echo einer längst begrabenen Freundschaft.
Er wich instinktiv zurück, den Rollator wie einen Schild vor sich.
»Bist du es?«
Kapitel 15
Der Anruf kam um 15.28 Uhr. Thomas konnte hinterher die Zeit so präzise angeben, weil er gerade den Fernseher einschalten und sich ein Fußballspiel ansehen wollte.
Er hatte sich auf einen faulen Nachmittag auf dem Sofa gefreut. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit war er nicht um sechs Uhr morgens hellwach gewesen, vielmehr hatte er zu seiner großen Überraschung bis nach zehn geschlafen. Er fühlte sich immer noch ganz benommen von Pernillas Ankündigung, aber ein warmes Gefühl der Vorfreude war in ihm erwacht.
Pernilla war zu ihrer Schwester gefahren, um ihr bei irgendwas zu helfen, deshalb hatte er die Wohnung für sich allein.
Thomas hatte sie ermahnt, sich nicht zu überanstrengen, und gemerkt, dass er sich anhörte wie eine besorgte Glucke. Aber diesmal war kein Platz für irgendwelche Risiken.
Sie hatten beschlossen, niemandem davon zu erzählen, ehe nicht mindestens zwölf Wochen um waren. Es war besser so.
Als er den Anruf entgegennahm, dauerte es nicht mal eine Minute, und er begriff, dass Fußball für heute gestrichen war.
Ein altbekanntes Gefühl regte sich in seiner Brust. Es dauerte eine Weile, bis ihm klar wurde, was es war, denn es war lange her seit dem letzten Mal.
Polizisteninstinkt.
Jan-Erik Fredell lag voll bekleidet in Seitenlage in der Badewanne, die bis zum Rand mit Wasser gefüllt war.
Seine Augen waren weit aufgerissen. In einem Mundwinkel klebte ein wenig Schaum. Eine Hand war gekrümmt, als hätte er versucht, etwas zu greifen, es aber nicht festhalten können. Sein Gesicht war weiß wie die Fliesen an den Wänden.
Thomas blieb in der Badezimmertür stehen. Vor der Wanne kniete Staffan Nilsson, der schon mit der Untersuchung des Fundorts begonnen hatte.
Die Wohnungstür ging auf, und Margit erschien hinter seinem Rücken. Sie blieb stehen, das Badezimmer war zu klein für drei erwachsene Personen.
»Kannst du uns schon was sagen?«, fragte Thomas den Kriminaltechniker.
Nilsson blickte auf, erhob sich aber nicht.
»Ertrunken. Der Zeitpunkt lässt sich schwer sagen, das Wasser beeinflusst die Körpertemperatur.«
»Gibt es Anzeichen für äußere Gewalteinwirkung?«, fragte Margit und reckte den Hals, um besser sehen zu können.
Nilsson schüttelte den Kopf.
»Nicht, soweit ich im Moment feststellen kann. Aber wir werden sehen, was der Rechtsmediziner sagt. Vielleicht wollte er nur ein Bad nehmen und ist ausgerutscht, auszuschließen ist das jedenfalls nicht.«
Er machte eine Armbewegung in Richtung Wohnzimmer.
»Die Witwe ist da drinnen.«
Thomas zog sich aus dem Bad zurück, vorbei an Margit, und ging ins Wohnzimmer. Dort saß Lena Fredell im selben Lehnsessel, in dem er selbst vor weniger als vierundzwanzig Stunden gesessen hatte. Sie war unnatürlich blass. Thomas zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben sie.
»Wie geht es Ihnen?«
»Ich bin vom Einkaufen gekommen«, sagte sie stockend. »Ich kaufe samstags immer ein. Janne hat nicht geantwortet, als ich gerufen habe, dass ich wieder da bin. Da wurde ich unruhig. Ich habe im Wohnzimmer nachgesehen, aber da war er nicht, obwohl er immer fernsieht, wenn ich weg bin. Und der Fernseher war ausgeschaltet.«
»Was haben Sie dann gemacht?«, fragte Margit, die ins Zimmer gekommen war, ohne dass Thomas es gemerkt hatte.
»Ich habe wieder
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