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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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auf, dass er schrecklichen Durst hatte. Die Zunge klebte am Gaumen, und er konnte kaum schlucken. Es war ein Gefühl, als wäre seine Mundschleimhaut eingetrocknet.
    Im Schlafzimmer war es dunkel, Pernillas gleichmäßige Atemzüge waren das einzige Geräusch in der Stille.
    Er hatte nicht erzählt, was passiert war, nur dass er einen anstrengenden Tag gehabt hatte. Wozu sollte er sie damit belasten, dass er einmal mehr dem Tod nahe gewesen war. Das gehörte zwar zum Alltag eines Polizisten, aber er wusste, wie sehr sie sich darüber aufregen würde. Das war das Letzte, was sie in ihrem Zustand gebrauchen konnte.
    Ohne die Nachttischlampe anzuschalten, schlüpfte er aus dem Bett und ging ins Bad. Er trank zwei große Gläser Wasser, bevor der Durst nachließ und er sich besser fühlte.
    Müde stützte er sich mit beiden Händen am Waschbecken ab und betrachtete sein Spiegelbild. Seine Augen waren geschwollen, er fühlte sich ausgepumpt und kraftlos. Wie er es schaffen sollte, am nächsten Tag aufzustehen, sich anzuziehen und zum Dienst zu gehen, war ihm ein Rätsel.
    Im Moment jedenfalls erschien es ihm unmöglich.
    Die Erinnerung an den Truck, der außer Kontrolle über die Fahrbahn schleuderte, kam in ihm hoch. Er umklammerte den Rand des Waschbeckens so hart, dass seine Finger weiß wurden. Sein Herz hämmerte, und er merkte, dass er in kurzen, keuchenden Stößen durch die Nase atmete.
    Es kostete ihn große Überwindung, das Waschbecken loszulassen. Er beugte sich hinunter und schaufelte sich kaltes Wasser ins Gesicht, bis das Herzrasen aufhörte. Mit hölzernen Bewegungen füllte er das Glas erneut und trank es in langsamen Schlucken leer.
    Als er das Glas abstellen wollte, stieß er gegen den Rand der Badewanne. Er erinnerte sich an den Anblick von Jan-Erik Fredell in der Wanne. Das leblose Gesicht unter der Wasseroberfläche.
    Grönstedt hatte Fotos von Sven Erneskog gemailt. Erneskog hatte in fast der gleichen Stellung dagelegen. Auf dem Rücken in einer randvollen Badewanne mit dem Kopf unter Wasser.
    Plötzlich begriff Thomas, warum Bo Kaufman mit einem Kissen erstickt worden war.
    Vor seinem inneren Auge tauchte das Bild der kleinen Nasszelle in Kaufmans Wohnung auf. Darin war nicht mehr Platz gewesen als für eine Toilette, ein Handwaschbecken und eine enge Duschkabine.
    Der Mörder war gezwungen gewesen, anders vorzugehen.
    Kaufman hatte keine Badewanne gehabt.

Sonntag (dritte Woche)
    Kapitel 47
    Nora und Jonas spazierten langsam Arm in Arm vom Värdshuset nach Hause. Es war schon weit nach Mitternacht.
    Sie kamen an dem kleinen Sandberg vorbei, der den Kindern als Rutschbahn diente, bis die Hosenböden durchgescheuert waren, und am alten Kleinboothafen, dessen Windschutzwände auf den Anlegestegen an alte Zeiten erinnerten.
    Die meisten Häuser lagen im Dunkeln, und unterwegs begegneten sie niemandem. Viel zu schnell waren sie am Zaun der Brand’schen Villa angekommen.
    Nora wandte sich zu Jonas um.
    Er stand dicht vor ihr, sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Sie spürte, wie ihr Körper auf seine Nähe reagierte. Der Kragen seiner Segeljacke berührte Noras Kinn, aber sie wich nicht zurück.
    Eine leichte Umarmung, um Gute Nacht zu sagen, konnte sie wohl riskieren. Das würde sicher keine falschen Signale aussenden.
    Sie hob die Arme, vorsichtig, damit er sie nicht falsch verstand.
    Er roch so gut.
    Und anstatt zurückzuweichen, legte er beide Arme um sie, mit einer Selbstverständlichkeit, die Noras Herz schneller klopfen ließ.
    So standen sie eine ganze Weile da.
    Jonas’ Wärme hüllte sie ein. Sie hatte vergessen, wie es sich anfühlte, einem anderen Menschen so nahe zu sein. Ihr wurde ganz heiß, als säße sie vor einem lodernden Kaminfeuer.
    Jetzt fühlte sie sich viel betrunkener als vorher. Ein kleines Zittern durchlief ihren Körper, aber sie rührte sich nicht, aus Angst, dass der Moment sonst unwiederbringlich vorbei sein könnte.
    Sie hob das Gesicht und sah Jonas direkt in die Augen.
    Sie konnte den Ausdruck darin nicht deuten, aber das machte nichts. Ihre Lippen berührten sich, und plötzlich gab es nichts Wichtigeres als seinen Mund, seine Zunge, seinen Körper, der sich an ihren drückte.
    Es war wunderbar, loszulassen und die Kontrolle aufzugeben, sie, die sonst immer so beherrscht war. Tief in ihrem Innern jubelte sie darüber, dass sie sich das traute.
    Erst eine ganze Weile später merkte Nora, wie kalt es war. Die Temperatur war kräftig gefallen, es

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