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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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mit einer trüben Suppe aus verfaulten Pflanzen und alter Scheiße.
    Buchstäblich.
    Es ging das Gerücht, dass vor der Übung die Latrineneimer in die Grube ausgeleert wurden. Die Offiziere grinsten, als sie uns gestern beim Abendessen davon erzählten.
    »Morgen geht’s ab in die Jauchegrube«, feixten sie, während sie unsere Gesichter beobachteten.
    Erwartungsvoll.
    »Die stinkt wie die Hölle«, sagte der Uffz. »Ratet mal, wo alle Rekrutenjahrgänge reinscheißen, bevor sie die Insel verlassen.«
    Zehn Zentimeter über dem Wasserspiegel liegt ein Holzgitter, das einem nur minimalen Raum für Nase und Mund lässt.
    Am Ende des Grabens geht das Gitter unter die Wasseroberfläche, man ist gezwungen zu tauchen und muss sich durch eine enge Öffnung zwängen, um auf der anderen Seite wieder rauszukommen.
    »Schluckt bloß kein Wasser«, warnte der Uffz. »Ist nicht gut für die Gesundheit.«
    Ich starrte in die trübe Suppe und musste würgen. Der Gestank war unbeschreiblich.
    Dann holte ich tief Luft, kniff die Augen zu und stieg hinein. Es war schwieriger, als ich gedacht hatte; ich versank bis zu den Schultern, war aber immer noch nicht tief genug, um unter das Gitter zu kommen.
    Die widerliche Brühe reichte mir bis zum Kinn, und ich musste mich zwingen, mich immer noch tiefer zu ducken. Als sie mir in die Ohren lief, hätte ich am liebsten gekotzt. Aber noch schlimmer als der Gestank war das Gefühl von Ohnmacht, als der Körper in der Jauche versank.
    Ich starrte in den Himmel, um durch die Nase atmen zu können, und hangelte mich am Gitter vorwärts. Plötzlich senkte es sich ab. Ich begriff, dass ich tauchen musste, um weiterzukommen.
    Ich holte noch einmal tief Luft und tauchte ab, während ich hektisch nach dem Loch suchte, dem einzigen Weg nach draußen. Ich war so voll konzentriert, dass ich nicht mehr an die Scheiße dachte.
    Nachdem ich auf der anderen Seite angekommen war, warf ich mich flach auf die Erde, damit alles, womit sich mein Overall vollgesogen hatte, rauslaufen konnte.
    Hinter mir kam Martinger, und dann war Andersson an der Reihe.
    Als sein Kopf aus der braunen Brühe auftauchte, stand der Uffz breitbeinig über ihm.
    Seine Feldwebeluniform war perfekt gebügelt, er sah aus, als wollte er einen Nachmittagsspaziergang im Schlosspark machen.
    »Das war wohl nichts, Andersson.« Er grinste kalt und machte eine vielsagende Handbewegung. »Das üben wir gleich noch mal. Sie schwimmen denselben Weg schön brav zurück, damit wir sehen können, dass Sie kapiert haben, wie’s geht.«
    Für einen Moment dachte ich, jetzt dreht Andersson durch. Seine Kiefer mahlten, und die Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Eine Sekunde lang war ich überzeugt, dass er dem Uffz an die Kehle springen würde.
    Kihlberg machte eine Bewegung, als wollte er ihm heraushelfen, aber im selben Augenblick tauchte Andersson wieder unter.
    Zurück in die Scheiße.
    Pfui Deibel.

Kapitel 48
    Als Nora aufwachte, war es hell im Zimmer. Sie versuchte, einen Blick auf die Uhr zu werfen, aber ihr linker Arm lag eingeklemmt unter Jonas’ Rücken, und sie wollte nicht riskieren, ihn zu wecken. Es war wohl fünf oder halb sechs, schätzte sie.
    Sie fühlte sich, als hätte sie nur ein paar Stunden geschlafen, also musste es noch ziemlich früh sein.
    Eigentlich hätte sie all den Wein, den sie zum Essen getrunken hatte, irgendwie spüren müssen, aber sie fühlte sich gut. Vielleicht kam das später noch, wenn die Müdigkeit sie einholte.
    Da keiner von ihnen daran gedacht hatte, das Rollo herunterzuziehen, sah sie Jonas deutlich in dem milden Dämmerlicht. Er lag auf dem Rücken und atmete in gleichmäßigen Zügen, die ab und an durch einen zischenden Laut unterbrochen wurden. Es war kein direktes Schnarchen, eher so etwas wie ein leichtes Räuspern. Sie fand, es passte zu ihm.
    Nora studierte sein Gesicht eine ganze Weile. Die Bartstoppeln waren dunkel, genau wie sein Haar, aber hier und dort schimmerten sie silbern. Das war gut, dann war er vielleicht doch nicht mehr so jung.
    Sie hatte ihn immer noch nicht nach seinem Alter gefragt.
    Am Haaransatz hatte er einen unregelmäßigen Leberfleck, der normalerweise von den Stirnhaaren verdeckt wurde, aber jetzt, da seine Stirn frei lag, war er deutlich zu sehen.
    Nora streckte die Hand aus, um ihn zu berühren, zog sie aber wieder zurück. Was, wenn er aufwachte?
    Sie war aufgeregt und erschrocken zugleich.
    Wenn sie ihn weckte, verschwand der Zauber vielleicht. Andererseits

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