Moerderische Schaerennaechte
der Kellnerin und bestellte mehr Wein von der Sorte, die sie gerade getrunken hatte.
Die Kavaliersgeste gefiel ihr. Sie nahm ein Stück Brot, bestrich es mit Butter und genoss den Geschmack von Sauerteig auf der Zunge.
»In welche Klasse geht Wilma?«
»Sie ist gerade in die siebte gekommen, aber sie wirkt älter. Das ist jetzt diesen Sommer passiert. Plötzlich schoss sie in die Höhe und begann sich zu schminken. Früher hat sie immer von ihren Freundinnen und Freunden erzählt, aber damit ist jetzt Schluss. Ich darf nicht mal mehr ihr Zimmer betreten, ohne vorher anzuklopfen. Die Tür ist immer zu.«
Nora kam das sehr bekannt vor.
»Das sind jetzt die schwierigsten Jahre«, sagte sie.
»Heißt es, ja. Ich dachte in meiner Naivität immer, es würde einfacher, wenn sie älter werden. Aber auch diese Phase geht wohl irgendwann vorbei.« Er schnitt eine kleine Grimasse. »Ist es mit Jungs einfacher?«
»Was soll ich sagen?« Nora lachte. »Ich habe keine Erfahrung mit Mädchen. Aber Adam steckt mitten in der Pubertät. Seine Launen wechseln, dass man nur staunen kann.«
Es war schön zu hören, dass auch andere Jugendliche Rätsel aufgaben, nicht nur ihr Sohn.
»Adam kommt jetzt in ein schwieriges Alter«, fuhr sie fort. »Simon ist ja noch klein, zum Glück. Wie heißt es so schön: Kleine Kinder, kleine Sorgen.«
Die Kellnerin kam mit den bestellten Gerichten. Der Fischtopf duftete verführerisch, Nora konnte sich kaum beherrschen.
Jonas erhielt eine enorme Portion Pommes frites mit Sauce béarnaise zu seinem Steak. Dagegen wirkte Noras Fischgericht geradezu wie Diätkost.
Als Jonas sich über den Teller beugte, blinkte seine Halskette auf. Nora sah, dass sie eine Gravur mit dem Namen seiner Tochter trug, und war gerührt.
»Haben Sie sich nie gewünscht, mehr Kinder zu haben?«, fragte sie.
Jonas legte das Besteck hin und hob sein Weinglas. Er drehte es langsam zwischen den Fingern. Die rote Flüssigkeit schimmerte dunkel und bewegte sich sanft.
»Natürlich habe ich daran gedacht. Aber es hat sich nie ergeben, deshalb …«
Er nippte am Wein. Sein Blick war rätselhaft.
Kapitel 45
»Fahr nach Hause und leg dich hin, Thomas«, sagte Margit. »Du bist ganz weiß im Gesicht.«
Es war, als hätte ein Schwarm Insekten die kleine Wohnung überfallen. Die Stimmen der Kriminaltechniker, die den Fundort untersuchten, hatten die unnatürliche Stille in Bo Kaufmans Räumen vertrieben.
Staffan Nilsson, der Kriminaltechniker, der Fredells Leiche geborgen hatte, war extra angefordert worden. Er war vollauf damit beschäftigt, das Schlafzimmer zu untersuchen.
Eine Kollegin der Spurensicherung kam in die Küche und verzog angewidert das Gesicht.
»Du liebe Güte, wie sieht es denn hier aus.«
Als wäre die zugemüllte Spüle ein schlimmerer Anblick als die Leiche im Schlafzimmer, dachte Thomas. Aber der Tote gehörte wahrscheinlich zu einem normalen Arbeitstag, während die Küche ihrer Auffassung von persönlicher Hygiene widersprach. Was wusste er schon?
Seine Kräfte ließen rapide nach. Er saß auf einem Küchenstuhl, den Ellbogen auf den Tisch gestemmt, und stützte den Kopf mit der Hand ab.
»Wann hast du zuletzt gegessen?«, fragte Margit.
Thomas musste überlegen. Das war schon eine Weile her. Bevor er losfuhr, hatte er sich noch schnell eine Bratwurst gekauft. Das war alles, was er seit dem Frühstück gegessen hatte.
»Hier.« Ohne eine Antwort abzuwarten, zog sie einen Schokoriegel aus der Tasche. »Iss.«
Dankbar brach er sich ein großes Stück ab und steckte es in den Mund. Nach einem weiteren Stück fühlte er sich schon etwas besser.
»Ich habe von dem Autounfall gehört. Das ist alles ein bisschen viel im Moment.«
Ihre Stimme klang eher besorgt als vorwurfsvoll.
»Bleib zu Hause und ruh dich aus, wenigstens morgen.«
Thomas schüttelte den Kopf, aber Margit blieb stur.
»Du bist gerade erst wieder ein paar Tage im Dienst. Du musst vorsichtig sein, damit du keinen Rückschlag bekommst.«
Sie hatte recht, er wusste es. Aber dafür war im Moment keine Zeit. Ausruhen konnte er sich später immer noch.
Er winkte ab und erhob sich. Dann ging er ins Schlafzimmer, wo Nilsson schon seit einer ganzen Weile beschäftigt war.
»Wie kommst du voran?«
Der Kriminaltechniker richtete sich auf. Er bewegte sich erstaunlich geschmeidig, trotz seiner Körperfülle. Die dicken Hände steckten in Gummihandschuhen, und er hielt eine Pinzette zwischen den Fingern.
»Wie du sicher bereits bemerkt
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