Moerderische Schaerennaechte
hast, ist die Todesursache nicht so ohne Weiteres zu erkennen. Er wurde nicht erschossen, nicht erstochen, es gibt überhaupt keine Anzeichen von äußerer Gewalt.«
Die Leiche lag noch genauso da, wie Thomas sie gefunden hatte.
Auf dem Rücken, mit geschlossenen Augen.
Kaufman trug Jeans und ein T-Shirt, das erstaunlich sauber war. Hatte er irgendwo hingehen wollen?
»Reden wir von einer natürlichen Todesursache? Meinst du, Kaufman wurde nicht umgebracht?«
Das war möglich, kam ihm aber unwahrscheinlich vor. Drei Männer aus derselben Küstenjägergruppe, die innerhalb von zwei Wochen einfach so starben?
Wohl kaum.
Nilsson schüttelte den Kopf und blickte vielsagend zum Bett. Thomas drehte den Kopf. Neben der Leiche lag ein Kissen mit einem verblichenen roten Bezug.
»Da hast du deine Mordwaffe.«
Nilsson packte einen Zipfel des Kissens mit der Pinzette und hob es vorsichtig hoch.
Thomas beugte sich vor und musterte den roten Stoff. In der Mitte war ein schwacher, kaum sichtbarer runder Abdruck mit einigen helleren Flecken daneben.
»Er wurde mit dem Kissen erstickt«, sagte er halblaut zu Nilsson. »Während er schlief. Wenn er betrunken war, ist er vielleicht nicht einmal aufgewacht. Ein paar Minuten mit dem Kissen auf dem Gesicht, und das war’s.«
»Die Obduktion wird ergeben, ob er betrunken war, aber du hast vermutlich recht.«
Thomas richtete sich auf und schnupperte. Roch es hier nicht nach Whisky? Die anderen Opfer hatten Whisky getrunken, bevor sie umgebracht wurden. Aber bei Kaufman standen nur leere Bierflaschen auf der Spüle.
Whisky war ein teurer Spaß für jemanden, der sich täglich ins Koma saufen musste.
»Hast du irgendwo eine Whiskyflasche gefunden?«, fragte er.
»Ja, unter dem Bett lag eine, leer.«
»Bitte untersuche sie besonders sorgfältig.«
Es widerstrebte ihm, aber er musste die Frage stellen.
»Was schätzt du, wann er gestorben ist?«
»Er ist noch nicht lange tot.« Nilsson warf einen Blick auf die Uhr. »Einige Stunden vielleicht. Die Leichenstarre hat kaum eingesetzt.«
Einige Stunden.
Thomas biss die Zähne zusammen.
Wäre Kaufman zu retten gewesen, wenn ein paar Quadratzentimeter Reifengummi nur einen Kilometer länger durchgehalten hätten?
»Thomas.«
Margit rief nach ihm. Sie stand an der Eingangstür.
»Ich glaube, ich weiß, warum die Wohnungstür offen war. Sieh mal.«
Sie deutete auf das Schloss. Es war ein Patentschloss, bei dem man den Schlüssel umdrehen musste, damit es zuschnappte.
»Wenn der Täter keinen Schlüssel hatte, konnte er die Tür nicht von außen zuziehen.«
»Es muss also jemand gewesen sein, der keinen Schlüssel für die Wohnung hat. Ein Unbekannter …«
»Ja und nein. Bekannt genug, dass Kaufman ihn hereingelassen hat. Das Schloss wurde nicht aufgebrochen. Aber nicht so gut bekannt, dass er sich selbst Zutritt verschaffen konnte.«
Thomas nickte.
»Die Frage ist, ob wir es mit demselben Täter zu tun haben oder nicht«, sagte Margit und strich sich durch das kurze, feuerrot gesträhnte Haar.
Ihr Handy piepste, und sie warf einen kurzen Blick auf die SMS.
»Bertil fragt, wo ich bleibe. Sein Cousin kommt heute Abend zum Essen zu uns.«
Sie tippte zwei Buchstaben ein und schickte die Nachricht ab. Es war nicht schwer zu erraten, was das bedeutete.
»Zwei Ertränkte, ein Erstickter und eventuell einer, der erhängt wurde«, sagte sie nachdenklich.
»Die Methoden sind verschieden«, sagte Thomas. »Und wir wissen immer noch nicht, ob Marcus Nielsen sich selbst umgebracht hat.«
Er drehte sich um.
»Warte mal kurz, ich will nur was nachsehen.«
Er ging zurück ins Schlafzimmer, und Margit folgte ihm. Nilsson blickte fragend auf, als sie in der Tür erschienen.
»Ich wette, er hat außerdem Seifenwasser in der Lunge«, sagte Thomas.
»Seife?«
Der Kriminaltechniker machte ein skeptisches Gesicht.
»Die anderen hatten Seifenwasser geschluckt. Schmierseife. Kannst du Spuren davon entdecken?«
Nilsson wandte sich um und hob einen versiegelten Plastikbeutel hoch.
»Das kann ich dir im Moment nicht sagen. Aber dieses Glas lag neben der Whiskyflasche. Ich werde es analysieren, mal sehen, ob ich irgendwelche Reste finde.«
Margit lehnte sich gegen die Wand und verschränkte die Arme.
»Was bedeutet das Seifenwasser, was glaubst du?«
»Gute Frage. Ich wünschte, ich wüsste eine Antwort darauf.« Thomas wandte sich an Nilsson. »Sag sofort Bescheid, wenn du was findest.«
»Klar.«
Sie gingen ins Wohnzimmer,
Weitere Kostenlose Bücher