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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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nicht.
    »Gewiß, Dilla war Dilla. Sie hatte viele Feinde -
autsch! Nicht so fest, Edward.«
    »Feinde?« Wetzon lächelte. »Doch nicht unsere
Dilla.«
    »Jedenfalls war sie gestern abend bei bester
Gesundheit, als wir gingen...«
    »Wie? Sie meinen, Sie waren gestern abend hier?«
    »Wir alle. Das heißt, fast alle. Mort, Sam,
JoJo, Edward und ich. Und Sunny Browning, Morts Assistentin. Wir gingen
allerletzte Änderungen der Inszenierung durch...« Alines Stimme verlor sich.
    »Sie haben vergessen, Carlos zu erwähnen.«
    »Oh.« Alines Blick war ausdruckslos. »Carlos?Ja,
natürlich.« Sie rutschte herum, damit sie voll in den Genuß von Edwards Händen
kam. Ihr Cashmereumhang fiel auf, und ein Stück weißen Mulls zeigte sich einen
Moment, dann war es wieder verdeckt.
    Alines rechtes Handgelenk war verbunden.

  Die
Kälte war wie Säure, die in die Knochen kroch und sich mit Angst und
Entsetzen mischte. Auf dem Rang oben ging die Tätigkeit der Polizei voran. Die
Leute auf der Bühne und in den ersten Reihen des Parterres sahen zu. Eine
Theatervorstellung in Umkehrung.
    Wetzon spürte, wie ihr Rücken vom endlosen
Sitzen steif wurde. Kälte lähmte ihre Finger und Knie. Sie rieb sich die Hände.
In ihrer Tasche steckten Handschuhe, aber ihre Finger waren mit einem krustigen
hellen Film aus getrocknetem Blut überzogen. Sie holte ein Erfrischungstuch aus
ihrer Kosmetiktasche und rieb sich verstohlen das Blut von den Händen. Dann
faltete sie das Tuch zusammen und stopfte es wieder in das Tütchen und das
Tütchen in die Manteltasche. Sie zog die Lederhandschuhe mit dem Cashmerefutter
heraus. Vermutlich hätte sie die Hände nicht reinigen sollen, doch sie hatte
Dilla nicht getötet, warum sollte sie dann hier sitzen und unter der Kälte
leiden?
    Bernstein war nicht zurückgekommen. Sie sah den
Detective immer wieder kurz im Rang, wo er hin und her ging und mit Leuten
redete. Sie stand auf und dehnte die Wirbelsäule. Aline ließ sich immer noch
von Edward massieren, dessen starrer Blick nicht auf das Objekt seiner Dienste
gerichtet war, sondern auf die Bühne, wo Carlos mit geschlossenen Augen ein
langsames Klagelied tanzte, ohne auf die anderen zu achten.
    Auf der Bühne lehnte Mort am Klavier und sprach
mit Sam Meidner, während Sam zwanghaft die Hände über die Tasten laufen ließ,
ohne sie anzuschlagen. Den Inhalt ihres Gesprächs konnte man allenfalls ahnen.
Morts Körpersprache drückte Strenge aus.
    Das Klavier dröhnte plötzlich auf.
    Sam spielte die Partitur für Hotshot in
einem rasenden Tempo und schlug den Takt mit dem einen Fuß, während er mit dem
anderen auf dem Pedal stand. Die Blicke aller wurden durch die schockierende
Lautstärke zur Bühne gezogen. Die Rockrhythmen wirkten irgendwie unpassend, wo
Dilla ermordet oben auf dem Rang lag. Aber, dachte Wetzon, das war wohl auch
typisch für die Selbstbezogenheit von Menschen im Showbusineß.
    Als Wetzon sich von der Bühne abwandte, saß Phil
nicht mehr auf seinem Platz in der letzten Reihe des Parterres. Wohin war er
gegangen? Hatte er diesen Augenblick benutzt, um zu verschwinden? Oder war er zur
Toilette gegangen? Der Assistenzinspizient war der einzige gewesen, der Dillas
Leiche aus der Nähe gesehen hatte. Und er hatte sie bewegt. Wetzon schüttelte
sich. Vergiß es. Phil war jung, und ein gewaltsamer Tod hatte so etwas von...
    »Schatz...«
    Sie drehte sich schnell um. Auf der Bühne stand
Mort und gab jemandem Zeichen. Sie sah hinter sich und zur Seite, dann formte
sie, die Hand auf der Brust, lautlos: Ich?
    »Ja«, antwortete der Produzent und Regisseur.
»Komm herauf. Ich möchte mit dir reden.« Es war ein Befehl, und sie gehorchte.
    Sie stieg die enge Treppe hinauf und kam durch
die Seitenkulisse auf die Bühne. Sofort spürte sie jenen eigenartigen freudigen
Ruck in der Magengegend und gleich darauf die prickelnde Erwartung, die sie
immer empfunden hatte, sobald ihre Füße die Bühne berührten. Sie blickte hinaus
über die Sitzreihen und stellte sich all die Gesichter vor, die gespannt auf
die Tanznummer warteten...
    »Schatz!« Mort schlang die Arme um sie, als wäre
kein einziger Tag vergangen, als hätte sich nichts geändert. Dabei waren mehr
als ein Dutzend Jahre vergangen, seit sie in einer seiner Shows gearbeitet
hatte. »Hör zu, Leslie, du kennst doch jetzt die ganzen Geldsäcke.« Mort
strahlte sie mit seinem charmantesten Zahnpastenreklamelächeln an, während er
sie ein wenig beiseite führte. Er hatte etwas an seinen

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