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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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von Autos.
    Wetzon betrat das alte Gebäude und folgte den
Wegweisern zum Standesamt auf Englisch und Spanisch, über den Boden aus
winzigen Fliesen und eine gewundene Marmortreppe hinauf.
    Es war Punkt ein Uhr, als sie die Tür zu Zimmer
257 öffnete, das Wartezimmer des Hochzeitsraumes. Zuerst sah sie nur einen
Garten von Hochzeitskleidern, die meisten weiß, doch eines war gelb und ein
anderes naturfarben. Die Gesichter der Leute, die in den Zuschauerreihen saßen,
spiegelten New York: weiß, schwarz, gelb, rot und braun.
    »Leslie!« Sonya saß in der zweiten Reihe in
einem malvenfarbenen Kostüm aus Schantungseide. In der Hand hielt sie ein
Sträußchen aus rosa und weißen Rosen. Sie machte einen strahlenden Eindruck.
O’Melvany trug eine weiße Rose am Revers, und er wirkte nervös in seinem
dunkelblauen Anzug. Er stand auf, als Wetzon kam.
    »Hochzeit Paredes«, rief die Beamtin, eine müde
wirkende Frau mit mausgrauem Haar. Eine Gruppe erhob sich, vier Erwachsene und
zwei kleine Mädchen. Die Frauen und die Mädchen hielten dicke Blumensträuße,
die Männer trugen Sträußchen im Knopfloch. Die lange Schleppe des
Hochzeitskleides wurde von den zwei kleinen Mädchen kaum über dem Boden
hochgehalten. Sie wurden in einen Raum hinter der Beamtin gewiesen.
    »Ihr seht todschick aus«, sagte Wetzon, während
sie ihnen die Hand gab.
    »Wir sind so froh, daß du kommen konntest«,
sagte Sonya und küßte sie.
    O’Melvany sah auf die Uhr und zur Tür hinter
ihm. Er war wirklich nervös.
    »Ich freue mich, daß du mich gebeten hast.
Möchtest du, daß ich den Ring halte, Eddie?«
    »Ah... entschuldigt mich kurz.« O’Melvany ging
hinaus.
    »Ich schätze, er ist aufgeregt.« Wetzon grinste
Sonya an. »Ich vermute, für sie ist es schwerer als für uns.« Sprich für
dich, dachte sie.
    Die Hochzeit Paredes stürzte aufgeregt in das
Zimmer und auf die Tür zu, gerade als O’Melvany zurückkam.
    »Hochzeit O’Melvany«, sagte die Beamtin in
gelangweiltem Ton.
    Sonya und Wetzon erhoben sich. Eddie schlängelte
sich zwischen der ausgelassenen Familie Paredes durch. »Gehen wir hinein.«
Sonya nahm Wetzons Arm. »Eddie findet uns schon.«
    Der Hochzeitsraum war dreieckig, mit weißer
geflammter Tapete und blauem Teppichboden. Er machte nicht viel her. Die
Zeremonie fand auf einem eine Stufe hohen Podium statt. Ein Mann mittleren
Alters, dessen Haar vom Hinterkopf nach vorn über seine Glatze gekämmt war,
winkte sie herein. Er war vermutlich ein Friedensrichter oder so etwas. Er
begrüßte Sonya mit: »Sie sind die Braut?« Als sie nickte, sagte er. »Wenn Sie
sich bitte hierhin stellen möchten?« Er blickte an ihnen vorbei zur Tür. »Wer
ist der Bräutigam?«
    Wer ist der Bräutigam? Wetzon drehte sich um.
Sie sah zuerst O’Melvany. Ihr Herz klopfte. Silvestri kam direkt hinter O’Melvany.
Ein viel dünnerer Silvestri, ebenfalls in einem dunkelblauen Anzug.
    O’Melvany stand neben Sonya und nahm ihre Hand.
Silvestri blieb an der Tür stehen. Er sah aus, als hätte er einen Fausthieb
bekommen.
    »Kommen Sie herein, junger Mann«, sagte der Richter.
»Haben Sie den Ring?«
    Silvestri klopfte automatisch auf die Tasche,
doch sein Blick blieb an Wetzon hängen. Er trat neben O’Melvany, und die
Zeremonie begann.
    Wetzon fühlte sich schwach. Sie waren in eine
Falle gelockt worden.
    »Sind Sie...« sickerte durch ihr Bewußtsein. Und
»Wollen Sie...« Sie kam mit der Situation überhaupt nicht zurecht. »Ja«, sagte
jemand. Sie sah Silvestris Hand zittern, als er O’Melvany den Ring überreichte.
O’Melvany steckte ihn an Sonyas Finger. Silvestri stand nur zwei Personen von
ihr entfernt, und sie konnte seine Qual spüren, als wäre es ihre. Es war ihre
eigene.
    »...Mann und Frau«, sagte der Richter.
    O’Melvany küßte Sonya, Sonya küßte Silvestri,
O’Melvany küßte Wetzon.
    Auf der Straße vor dem Gebäude sagte O’Melvany:
»Kommt, ihr zwei, wir haben einen kleinen Ausflug geplant.«
    »Ich weiß nicht...« sagte Wetzon.
    »Nein, ich...« sagte Silvestri.
    »Ein Nein lassen wir nicht gelten. Das ist unser
Tag.« O’Melvany winkte ein Taxi herbei und half Wetzon und Sonya hinein, stieg
selbst ein und schlug die Tür zu. Silvestri setzte sich nach vorn zum Fahrer.
    Wetzon sah seinen Nacken rot werden und hätte
ihn gern berührt, war jedoch froh über das Sicherheitsglas zwischen ihnen.
    »Leslie«, flüsterte Sonya.
    »Das verzeihe ich dir nie«, erwiderte Wetzon.
    »Hört schon auf damit, ihr

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