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Mörderspiel im Burghotel

Mörderspiel im Burghotel

Titel: Mörderspiel im Burghotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Frau —
noch keine 20 — kam ihm entgegen, die braunen Augen zu größtem Schrecken
geweitet. Sie trug Zimmermädchen-Tracht und begann zu taumeln, kaum dass sie Tim
sah. Gleich würde sie bewusstlos zu Boden sinken. Aber der TKKG-Häuptling fing
sie auf. Und Nicole wurde auf sanfte Weise geschüttelt.
    „Was ist los?“
    „Mord!“, stammelte sie. „Blut!
Verbrechen! Zwei Tote! Zwei Leichen.“
    Tim unterdrückte ein Grinsen.
„Wo?“
    „In Zimmer 122.“
    Toller Anfang!, dachte er. Herr
von Gebeiningen lässt sich nicht lumpen. Der bietet nicht eine Leiche, sondern
gleich ein Doppelpack. Super! Aber Gaby und ich dürfen nicht mitmachen. Wir
wissen schon zuviel. Wir und Kommissar Glockner. Also werde ich mal der
Beobachter sein.
    Inzwischen waren sie von allen
andern umringt. Und hektische Freude glänzte auf den Gesichtern. So ein Event,
so ein Erlebnis, hautnah und direkt. Schön gruselig und aufregend. Aber Gott
sei Dank! nicht das wirkliche Leben, sondern ein Spiel. Ein Mörderspiel. Zum
Mitmachen für alle, zum Ermitteln und Schnüffeln.
    „Wir sind abgeschlossen von der
Außenwelt“, behauptete der 2. Bürgermeister, der bekanntlich ein Mann der Tat
ist — das jedenfalls immer betont. „Wir sind auf uns selbst angewiesen. Also
nehmen wir die Sache in die Hand — eigenverantwortlich! Was ja ein Grundsatz
meiner Partei ist und damit zukunftsweisend. Ein Verbrechen ist hier in unserer
zufälligen Gemeinschaft geschehen. An unserem Geschick liegt es nun, den oder
die Täter zu finden.“
    „Wir sollten als Erstes eine
Sonderkommission gründen“, meinte der Verleger und blickte mit Entschlossenheit
um sich, war also bereit, die Leitung zu übernehmen.
    „Ich appelliere an das
demokratische Grundgefühl“, meinte die erste Parteigröße und sah die zweite,
seinen Kollegen, kriegerisch an. „Keine Sonderkommission. Sondern jeder
darf/soll/muss mitmachen. Jeder einzelne ist gefragt, jede Beobachtung, jeder
Gedanke.“
    „Nein, nein, nein!“,
widersprach sein Kollege. „Dann pfuschen alle nur durcheinander. Ordnung ist
ein Grundprinzip meiner politischen Heimat — ja, Heimat! Nicht nur Partei!
Deshalb müssen wir wenigstens einen Leiter bestimmen, einen Kommissar. Da unser
hochverehrter großer Vorsitzende leider nicht zugegen ist, stelle ich mich als
Kommissar zur Verfügung.“
    Sein Kollege schüttelte heftig
den Kopf und begann, sich suchend umzusehen nach Kriegskeule oder Schwert.
    Tim schaltete sich ein. „Darf
ich darauf aufmerksam machen: Vielleicht ist in einem der beiden Toten noch ein
Hauch Leben. Aber wenn wir hier Volksreden halten, wird das Opfer inzwischen
verbluten.“
    Gelächter.
    Dann rannte alles, wie mit der
Peitsche getrieben, in den ersten Stock hinauf zum Zimmer 122.
    TKKG folgten gemächlich.
    „Mit meiner exakten
Vorbereitung“, meinte Klößchen, „habe ich natürlich sofort den Über- und
Durchblick. Aber mich ärgert, Felix, dass es an der Bar keinen Kakao gibt.
Wieso eigentlich nicht?“
    „Zu geringe Nachfrage“,
erklärte der Burgherren-Junior. „Sowas läuft nur in der Milchbar.“
    Alles drängte sich in 122.
    Aha, der Telfs!, dachte Tim.
Hinterrücks erstochen. Aber wo ist das Messer? Und der andere — natürlich!
Enrico, der Kellner. Der Sizilianer, der garantiert aus Palermo stammt. Der
garantiert eine Schwester hatte namens Anna. Der garantiert ihren Tod rächen
will und deshalb... Aber wieso liegt er da, flach, leblos und hingeschieden? Er
müsste Täter sein, nicht Opfer. Mhm! Dann ist also noch ein Dritter im Spiel.
Aber erst mal sehen, woran Enrico gestorben ist.
    Die TV-Moderatorin hielt triumphierend
ein kleines Schnapsfläschchen in die Höhe. Gleichzeitig zupfte sie einen Zettel
ab, der am Flaschenboden klebte.
    „Vergifteter Whisky“, erklärte
sie und schnüffelte daran. „Der Zettel weist ihn als giftig aus. Hat offenbar
der andere getrunken, denn er riecht danach. Wer sind die beiden überhaupt?“
    Gero von Gebeiningen hob eine
Hand, weil er was zu sagen hatte.
    „Der Erstochene heißt Titus
Telfs, ein Geschäftsmann aus Wien. Wir sind zwar befreundet, trotzdem weiß ich
sehr wenig über ihn. Der andere heißt Enrico Cortese und ist... äh... war
Kellner.“
    „Es scheint“, sagte die
Moderatorin, „Enrico hat Telfs erstochen und dann — weil er mit dieser Schuld
nicht leben kann — Selbstmord begangen, indem er den vergifteten Whisky trank.“
    „Unmöglich!“, rief der 2.
Bürgermeister. Er konnte die Moderatorin nicht leiden.

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