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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Gutgläubig und dumm. Ein Wunder, dass er es überhaupt bis hierher geschafft hat.“
    Margareta nahm den Blick von ihm. Sie ging zurück zu Inga. Die Knochen mahlten aufeinander, knackten und knirschten. Als sie wieder vor der alten Frau stand, reckte Van Buuren ihr erneut den Armstumpf entgegen.
    „Ob gutes Herz, wahnsinnig im Kopf oder einfältig und blind vor Angst, ich habe alle ihre Gedanken gelesen, Schwester. Sie haben es nicht einmal gemerkt und wenn, dann wunderten sie sich nur darüber, was sie dachten oder, dass sie mit sich selbst redeten. In ihren Köpfen habe ich all die Antworten gefunden, die nötig waren. Ich hätte eingreifen können, sobald ich wusste, wo das mistige vermaledeite Schloss sich befand. Aber sieh, Inga Heemstedde, ich musste nur abwarten. All deine Verwirrspiele waren zwecklos. Zwischen den Lügen und falschen Aussagen deinen Mitstreitern gegenüber konntest du nicht verbergen, was du wann und wie vorhattest. Das Misstrauen, das du unterschwellig zwischen ihnen sätest, hat sie wirr im Kopf gemacht, aber eine Van Buuren führt man nicht so leicht aufs Glatteis.“
    Inga senkte den Kopf, hob eine Hand und griff sanft nach dem Stumpf.
    „Vermutlich hast du recht“, sagte sie grimmig.
    Harry wollte seinen Ohren nicht trauen. Was hatte Inga da gerade gesagt? Zur eigenen Bestürzung hatte er weder schlechte Ohren, noch war Ingas Stimme vom Wind so sehr verweht worden, dass er sie falsch verstanden hatte.
    „Alle meine Verschleierungen hast du durchschaut, Margareta van Buuren“, gestand sie und fügte kapitulierend hinzu: „Ich konnte dich nicht hinters Licht führen, wie mein Vater es Jahrzehnte vorher getan hat. Ich habe versagt.“
    Margareta zog eine selbstzufriedene böse Grimasse, während Inga ihr langsam über den Arm fuhr.
    „Du zeigst Größe in der Stunde der Niederlage“, gurgelte sie. „So schließ dich mir an. Beseitige deine Mitstreiter. Sperre sie in die Kiste an unserer Stelle. Lass uns frei und zusammen werden wir diese Welt durchstreifen, um zu rächen, was zu rächen ist.“
    Inga hob den Kopf. Sie ließ die nutzlos gewordene Taschenlampe fallen. Die Lampe fiel ins knietiefe Wasser, das die letzte Flut in der Senke hinterlassen hatte. Das Licht verschwand sogleich. An seine Stelle trat eine Reihe von schnell aufeinanderfolgenden Blitzen, die den unseligen Moment erhellten. Harry konnte jede Einzelheit des endgültigen sowie katastrophalen Ausgangs der Geschichte verfolgen. Sein Schicksal wurde keine zwei Meter neben ihm entschieden. Er war direkt dabei. Es war an ihm. Innerlich schrie er, sprang auf die beiden linkischen Frauen zu und erwürgte sie beide. Gleichwohl konnte er sich nicht rühren, um einzugreifen. Die Gedanken blieben Gedanken. Nicht ein Wort kam über seine Lippen. Kein Muskel gehorchte ihm. Verdammt zum hilflosen Zuschauer.
    Mit der frei gewordenen anderen Hand langte Inga jetzt nach Margaretas Schulter. Beinahe zärtlich tätschelte sie die faulige Haut und lächelte. Die beiden sahen aus wie alte Bekannte, die sich seit Ewigkeiten wiedersahen und in freundlicher Umarmung verharrten. Am Ende war es also nicht Ari gewesen, der sie verraten hatte, sondern Inga selbst.
    „Du vergisst bei deiner zweifellos netten Idee eines, Schwester “, sagte die Blumenhändlerin. Es klang beinahe feierlich, so als machte sie Margareta lediglich auf einen unbedeutenden Schönheitsfehler aufmerksam. Harry beobachtete, wie ihre Hand Stück für Stück zu Van Buurens aufgerissenem Hals wanderte.
    „Was soll das sein?“, fragte Margareta. Sie ließ Inga gewähren, die die Hand an den Nacken führte und sie dort leicht im Kreis bewegte.
    „Du vergisst, dass mein Untergang ebenso der Deinige ist. Auch ich hatte Jahrzehnte, um hinter unsere Verbindung zu kommen. Und ich weiß, dass es uns gegenseitig in die Welt der anderen zieht“, antwortete sie ruhig und spreizte dabei die Finger hinter Margaretas Kopf; einer großen Klaue gleich.
    „ Das ist Fakt und darum ist das hier nun das Ende.“
    Mit diesen Worten packte die sc hmächtige, alte Inga Heemstedde Margareta van Buuren fest bei einem Arm und beim Nacken, riss die irritierte Frau herum und wuchtete ihren Kopf in die weit offenstehende Wassertruhe. Geschwind und mit Gewalt schob sie den halben Oberkörper hinterher.
    „Nein!“, schrie Van Buuren spitz. Die Kiste rappelte, zischte, wütete. Harry hörte das schwarze Wasser darin siedend blubbern. Im gleißenden Licht eines mächtigen gezackten Blitzes, der

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