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0744 - Die Verwandlung

0744 - Die Verwandlung

Titel: 0744 - Die Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Der Himmel hatte sich der Szenerie angepaßt. Ein gewaltiges, unermeßliches Gewand überschattete ihn, ließ keinen Lichtstrahl durch und schluckte alles.
    Aber nicht die Menschen.
    Sie hatten sich vorbereitet und auf dieses Ereignis gewartet. Seinetwegen waren sie ins Grand-Hotel Krone gekommen, um in dieser Nacht eine Inkarnation zu feiern.
    Es sollte die Fleischwerdung des Bösen werden. Der Geist lauerte bereits, um Einlaß in den Körper eines jungen Menschen zu finden, der extra für diese Tat ausgesucht worden war.
    Auch die Rückseite des alten, mehretagigen Gebäudes aus der Gründerzeit lag in tiefer Dunkelheit.
    Bis auf eine Fläche, wo Fackelschein gegen die Schwärze ankämpfte. Es verwandelte die Natureisbahn in ein geheimnisvolles Meer.
    Das genau war der Ort, wo es geschehen sollte. Auf der Eisbahn, nirgendwo sonst.
    Noch war die Fläche leer - doch ein sensibler Mensch hätte bestimmt spüren können, was sich bald ereignen würde. Das Unheil war bereits von den Augen geschickt worden, die noch ins Leere schauten, aber nicht mehr lange, denn am hinteren Ausgang des Hotels entstand Bewegung.
    Menschen erschienen…
    Ein genauer Beobachter hätte feststellen können, daß sie sich nicht normal bewegten. Sie waren nicht locker, als sie das Hotel verließen. Sie liefen zwar ihre Schritte, aber sie gingen sehr vorsichtig und gespannt, als warteten sie darauf, daß jeden Augenblick etwas Besonderes eintrat.
    Noch war es ruhig…
    Das Flüstern der Personen wehte über die leere Eisfläche wie ein böses Gebet an den Götzen. Es paßte zu der schlimmen Dunkelheit, die sich zudem über den gesamten Ort Pontresina ausgebreitet und das Leben gelähmt hatte.
    Nie war es so still gewesen wie an diesem Abend. Die Menschen, die mit den unheimlichen Vorgängen nichts zu tun haben würden, waren trotzdem betroffen.
    Sie schwiegen, sie waren lethargisch, sie wirkten wie gelähmt und kamen sich im eigenen Ort vor wie Fremdkörper.
    Die unheimliche Stunde war nahe, sehr nahe sogar, und es gab nichts, was den Vorgang jetzt noch hätte aufhalten können.
    Der erste Mann erschien.
    Er trat aus der Hintertür, verließ die Wärme des Hotels, um in die Kälte zu treten.
    Er war groß, hatte helles, langes Haar und bewegte sich sehr geschmeidig, obwohl es bei jedem seiner Schritte kratzte, denn wie auch alle anderen trug er ebenfalls wegen der Glätte Spikes unter den Schuhen.
    Kein Windhauch spielte mit seinem langen Haar. Die Natur hielt in dieser Zeit den Atem an. Nur die Kälte drückte, als wäre sie aus den lichtlosen, dunklen Wolken in die Tiefe gefallen.
    Der Mann ging etwas vor, bis er den schmalen Weg erreicht hatte, der zur Natureisbahn führte.
    Er schaute in das Licht der vier Fackeln, verengte dabei die Augen, da er nicht geblendet werden wollte, bewegte den Kopf nach links und nach rechts, weil er die Umgebung absuchen wollte, und drehte sich dann mit einer schon feierlich wirkenden Bewegung um, weil er den Nachkömmlingen zuwinken wollte.
    Seine Geste bedeutete, daß alles klar war und sich die anderen auf den Weg machen konnten.
    Sie kamen auch.
    Ein Mann im Rollstuhl erschien. Für die Dauer von höchstens zwei Sekunden durchfuhr er das Licht einer Außenleuchte die sein Gesicht und auch die Gestalt dem Schleier der Finsternis für diesen Moment entriß. Im Rollstuhl saß ein Greis. Er hatte sich nicht normal halten können und war zur Seite gekippt. Sein Kopf lag schief, er stützte ihn auf der Handfläche ab. Trotz der Kälte war er nur mit einem Anzug bekleidet. Das Gesicht erinnerte in seiner Bleichheit dem einer Leiche, dieser Mann war durch Gicht gezeichnet, aber sie hatte ihm nichts von seiner Energie genommen.
    Er war das Medium. Er hieß Dr. Sträter und hatte sich in seinem Leben mit dem Bösen beschäftigt.
    Geschoben wurde der Rollstuhl von einer hochgewachsenen Frau, die allen nur unter dem Namen Dagmar bekannt war. Durch ihren Körper wirkte sie etwas männlich, auch das Gesicht sah ziemlich hart aus, besonders wegen des breiten Mundes und der kalten Augen, in denen sich eiserner Wille und Fanatismus spiegelten.
    Neben ihr ging der Junge!
    Der, auf den es ankam.
    Elohim, der Gott, der Götze. Ein geheimnisvoller junger Mensch, dessen Herkunft im Dunkel lag.
    Er war zwölf oder dreizehn Jahre alt und für sein Alter ziemlich groß. Er trug einen langen Umhang als Mantel, und im Licht der Lampe glänzte der Stoff, als wäre er mit einer blauen, öligen Masse eingerieben worden.
    Eigentlich

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