Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
Vom Netzwerk:
weiß sehr genau, was ich tue. Stellen Sie sich nur ein Restaurant dort draußen vor. Ich bin Geschäftsmann. Ich erkenne eine günstige Gelegenheit und diese hier ist absolut genial. Die Landschaft ist toll, die Leute nett und aufgeschlossen …“ 
    Inga war offensichtlich nicht an einer Deeskalation interessiert.
    „Sie wissen gar nichts!“, blaffte sie. „Ich rate Ihnen, verschwinden Sie und nehmen Sie ihre Schnapsidee mit!“
    Das war zu viel für Ari. Er ließ nicht zu, dass man seine Ideen verspottete. Er hatte Visionen und Träume, all das, was man in diesem hinterwäldlerischen Dorf offensichtlich nicht annähernd kannte.
    „Dann verraten Sie mir doch wenigstens den Grund!“, verlangte er und konnte sein aufkochendes Temperament plötzlich nur noch schwer zügeln.
    „Ich habe jeden in diesem Kaff gefragt. Keiner sagt mir irgendetwas. Andauernd werde ich nur mit irgendwelchen Phrasen abgespeist und angefeindet. Ich will verstehen. Also sagen sie mir doch, um Himmels willen, was ist der Grund?“
    Inga schüttelte den Kopf. In ihr faltiges Gesicht trat ein Ausdruck der Resignation, der sie hundert Jahre älter erscheinen ließ.
    „Sie wollen doch nicht zuhören und würden es sowieso nicht verstehen.“
    „Lassen Sie es mich einfach versuchen“, beharrte Ari.
    „Nein, so einfach …“
    Ehe sie noch etwas sagen konnte, landete ganz in ihrer Nähe eine schwarze Möwe, schaute sie aus roten Augen an und gab einen Schrei von sich, der ihr die Gänsehaut auf die Arme trieb. Sklaaten war fasziniert, einen solchen Vogel hatte er noch nie gesehen. Es wirkte eine geradezu magische Anziehungskraft auf ihn aus. Die Blumenhändlerin musterte das Tier mit weniger Begeisterung.
    „Du schon wieder. Unheilsbringer. Vermaledeite Brut“, zischte sie, schnappte sich eine in Reichweite liegende Gartenschaufel und warf sie nach dem Vogel
    Er wich dem heranfliegenden Gegenstand aus, flatterte auf, flog einen engen Kreis und setzte sich dann auf das schräge Reet-Dach des kleinen Ladens. Von dort hörte man ihn wieder und wieder krächzen.
    „Verschwinde!“, rief Inga und starrte hinauf. Ihre Stimme zitterte.
    Der Aufforderung trotzend blieb die Möwe, wo sie war, kreischte, drehte den Kopf hierhin und dorthin und hackte mit dem Schnabel auf dem Dach herum.
    Erst als sich Ari räusperte, vermochte die Blumenhändlerin ihre Aufmerksamkeit von dem Tier loszureißen und sich wieder auf ihn zu konzentrieren.
    „Also? So einfach … was?“, fragte er.
    „Wie? Was? Ahm … Ach so …“, sagte Inga. „Es gibt eine Menge Dinge, die nicht so einfach zu erklären sind. Ich kann das unmöglich tun.“
    Ari sah sie mit seinen blauen Augen an. Er musste unbedingt wissen, was die Dorfbewohner über diesen Landfleck im Meer wussten und ihm so vehement verschwiegen. Die Neugierde trieb ihn. Ein halbes Jahr hatte er vergebens versucht, etwas herauszubekommen. Die Blumenhändlerin war seine letzte Chance. Bei allen anderen war er auf eisernes Schweigen gestoßen.
    „Bitte, Inga … Frau Heemstedde“, flehte er. „Lassen Sie mich versuchen, es zu verstehen.“
    Er klang aufrichtig interessiert an der Geschichte, auch wenn es in seinem Innersten eigentlich nur darum ging, seinen Wissensdurst zu stillen.
    Die Frau zögerte, dann sagte sie nach einem letzten Blick auf die Möwe auf dem Schrägdach: „Also schön, kommen Sie herein. Manche Worte sind nicht dazu bestimmt, im Freien ausgesprochen zu werden.“
    Er folgte ihr ins Ladeninnere und setzte sich ihr gegenüber auf einen dreibeinigen Schemel.  Inga drehte das Schild an der Tür von Open auf Gesloten , zog einen Stuhl hinter der Theke hervor und verschwand dann kurz im privaten hinteren Teil des kleinen Häuschens. Während Ari den Blick über Blumengestecke und diverse Touristensouvenirs schweifen ließ, hörte er es klacken und klimpern. Sie kam zurück mit einem Tablett, auf dem eine Kanne Tee, zwei Tassen, ein alter Scotch und eine Schüssel Gebäck platzgefunden hatten. Sie stellte alles auf die Theke, goss sich Tee ein, kippte einen kräftigen Schluck Whisky dazu und setzte sich auf den Stuhl. Mit einer Handbewegung bedeutete sie ihm, sich zu bedienen. Er lehnte dankend ab. Nachdem Sie die Tasse gelehrt und sich eine Zweite eingegossen hatte, begann sie zu erzählen.
    Ari hörte ihr sehr genau zu und mit jedem Satz, den Inga Heemstedde preisgab, wuchs in ihm das Schaudern.  
    Als er den Laden einige Stunden später wieder verließ, war die Dämmerung

Weitere Kostenlose Bücher