Möwenspur
gestoßen. Der eine trug einen Aluminiumkoffer,
der andere eine Rolle Absperrband. Ungeduldig sahen
sie zu Martinou, so als wollten sie sagen, dass sie keine
Zeit zu verlieren haben. Martinou drehte sich um und
gab der Gruppe ein Zeichen, ihm zu folgen. Es waren
nur wenige Minuten bis zu dem Steilabfall,
an dessen
Fuß der Tode lag.
Marc Marson, der erste Polizist drehte sich zu Martinou
und sagte ihm, dass der Leiter der Mordkommission
Ewen Kerber, von Quimper kommend bereits unterwegs
sei und dass er hier bei der Fundstelle bleiben soll, bis
Kerber mit ihm gesprochen hat. Martinou nickte und trat
zur Seite um den Polizisten zu ermöglichen, den schmalen Spalt zwischen den Felsen zur Leiche hinunter zu
steigen.
Erst jetzt sah er seinen Freund Marc näher kommen.
Marc Louvin hatte seinen Wagen weiter hinten parken
müssen, da der kleine Parkplatz durch die zuerst eingetroffenen Wagen der Polizei und der Ambulanz schon
besetzt war.
„Gerard, ich musste mich noch anziehen“, entschuldigte
er sich, weil er erst nach den hiesigen Polizeibeamten
eingetroffen war.
„Es ist ja nicht dein Fall, Marc, du bist nur zu Besuch
hier. Wir könnten auch sofort wieder gehen, wenn ich
nicht
auf
den Kriminalbeamten
aus
Quimper
warten
müsste.“
„Glaubst du, dass ich einfach so fortgehe? Natürlich
werde ich mir die Leiche ansehen. Wie kam es, dass du
die Leiche entdeckt hast?“
„Die Möwen verhielten sich anders als sonst und hatten
meine Aufmerksamkeit erregt. Daher bin ich langsamer
an dieser Stelle vorbeigegangen. Sonst wäre mir der Tote
wohl nicht aufgefallen. Schließlich konnte man auf den
ersten Blick nur die Schuhe sehen und die alleine wären
nichts Besonderes gewesen. Hier liegen oft Schuhe im
Sand oder zwischen den Felsen herum.“
Marc Louvin drehte sich um und ging zum Fundort. Ob
es auch ein Tatort war konnte jetzt noch nicht entschieden werden. Bedächtig stieg Louvin die Felsen hinunter
und zeigte dem Polizisten unten, der gerade ein Absperrband an den Felsen entlang anbringen wollte seinen
Dienstausweis. Ein Kommissar aus Paris, das machte auf
den jungen Polizeibeamten schon großen Eindruck und
wie selbstverständlich trat er zur Seite und ließ Louvin
näher an den Fundort heran. Der Mann von der Spurensicherung
hatte
sich zwischenzeitlich einen weißen
Overall und Handschuhe angezogen und begonnen die
Leiche zu untersuchen und Fotos
aufzunehmen. Ein
weiterer Kollege war dabei, die Felsen abzusuchen, um
eventuelle Spuren eines Verbrechens zu finden. Louvin
trat näher und wartete in einem gewissen Abstand, um
der Spurensicherung nicht im Weg zu stehen. Als er den
Eindruck hatte, dass der Mann mit der Leiche weitgehend fertig war, fragte er, ob er sich den Toten jetzt näher ansehen könne.
„Wer sind Sie?“ fragte dieser als er zu Louvin aufsah.
Louvin zeigte auch ihm seinen Dienstausweis und ergänzte: „Ich bin zu Besuch bei meinem Freund Martinou, der den Toten gefunden hat.“
„Sie können sich den Toten ruhig ansehen Monsieur le
Commissaire, aber der Fall wird von Commissaire
Kerber bearbeitet. Er muss in wenigen Minuten eintreffen.
Hier in der Bretagne haben wir leider nicht in jedem
kleinen Ort eine Mordkommission und von Quimper bis
hierher dauert es schon dreißig Minuten, wenn nicht etwas länger.“
„Ich möchte mich nicht in die Arbeit ihres Kollegen
Kerber einmischen, aber meine berufliche
Neugierde
treibt mich um.“
Marc Louvin bückte sich zu dem Leichnam hinunter.
Der Mann trug einen Anzug von feinster Qualität, konnte
er sofort feststellen, trotz des Schmutzes und der übelriechenden Fischreste,
die über ihn verstreut waren. Er
betrachtete die Abfälle genauer. Es waren keine vom
Meer angeschwemmten Abfälle, dies war ihm sofort klar
als er sie betrachtete. Diese Abfälle waren sehr bewusst
über den Körper ausgeschüttet worden, wohl um die
Möwen anzulocken. Nur, warum machte jemand so etwas? Louvin konnte sich keinen Reim darauf machen.
Ohne diese Abfälle wäre der Leichnam sicherlich nicht
sofort entdeckt worden. Die Möwen hatten die Aufmerksamkeit seines Freundes erregt. Warum hat ein Mörder
ein Interesse daran, dass man sein Opfer schnell findet?
Er grübelte noch darüber nach, als er einen Mann über
die Felsen nach unten kommen hörte. Louvin drehte sich
um und sah in das etwas mürrisch dreinblickende Gesicht eines etwa fünfzig Jahre alten Mannes, mit dunklen
Haaren und einem kleinen Schnurbart. Er trug einen offenstehenden
Trenchcoat, einen
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