Möwenspur
davon liegenden Felsen
und das offene Meer.
Zahlreiche weiße Segel waren am Horizont zu erkennen.
Wer ein Boot besaß, war bei diesem strahlenden Wetter
unterwegs. Der Sturm der vergangenen Nacht schien
vergessen zu sein. Auch die leichte Brise vom Vormittag
war verschwunden. Das Meer war so ruhig wie selten.
Die beiden Freunde genossen den Wein und Marc sah zu
seinem Freund auf, als er sagte: „Es geht uns schon recht
gut, findest du nicht? Mit einem Glas Wein bei sonnigem
Wetter an einem schattigen Plätzchen zu sitzen, keine
Gedanken an die Arbeit
zu verlieren und die Seele so
richtig baumeln lassen zu können, das ist schon ein
Stück vom Glück.“ Marc war ins Philosophieren gekommen. Auch Gerard musste zugeben, dass man nicht
viel mehr brauchte um zufrieden sein zu können, fügte
dann aber doch hinzu: „Das stimmt, aber man muss auch
die finanziellen Möglichkeiten dazu besitzen.“
„Klar, ich könnte mir so ein Haus nicht leisten, höchstens für zwei oder drei Wochen zur Miete. Gut, dass wir
alte Freunde sind.“
Sie verbrachten den restlichen Nachmittag mit Erzählungen aus der Vergangenheit. Es war schon etwas später
als das Mobiltelefon Marc Louvin mitten in einer Geschichte abrupt unterbrach.
„Louvin“, meldete er sich.
„Jean-Paul hier, Marc ich habe einige Informationen für
dich. Dein Kollege ist sehr erfolgreich. In den letzten
Jahren hat er zahlreiche Fälle, jeweils in kurzer Zeit gelöst. Er hat die besten Beurteilungen, von der Polizeischule angefangen bis heute. Er gilt als etwas eigenbrötlerisch, ist aber durchaus beliebt. Seine Frau ist vor einigen Jahren bei einem Autounfall verunglückt. Der Fahrer
hatte Unfallflucht begangen. Kerber hat den Fall selbst
gelöst und den Schuldigen vor Gericht gebracht. Kerber
ist ein unbeschriebenes Blatt, wenn ich das so sagen
darf.“
„Wie sieht es mit der Veröffentlichung der Bilder von
den beiden Opfern aus?“
„TF1 strahlt sie um 20 Uhr aus. Das ging problemlos.“
„Danke Jean-Paul, solltest du noch weitere Informationen bekommen, dann weißt du ja, wie du mich erreichen
kannst.“ Damit beendete Marc das Gespräch.
Es war kurz nach 17 Uhr als sie ins Haus gingen und mit
den Vorbereitungen für ihr Abendessen begannen.
Kapitel 3
Yannick Detru von der Rechtsmedizin trat in das Büro
von Ewen Kerber ein und legte die mitgebrachte Akte
vor dem Kommissar auf den Schreibtisch.
„Es war keinerlei Fremdeinwirkung festzustellen, Ewen.
Wie ich dir schon am Strand gesagt habe, schlichtweg
ein Unfall. Der Mann ist abgestürzt und ist mit dem
Kopf auf die Felsen aufgeschlagen. Sein rechter Unterarm war gebrochen. So wie der Bruch lag, nehme ich an,
dass er versucht hat sich abzustützen, was aus so einer
Höhe ein vergebliches Unterfangen ist. Für ein Gewaltverbrechen konnte ich keine Hinweise finden. In seinem
Blut fanden sich keine Spuren von Alkohol oder Betäubungsmitteln
oder
sonst
irgendwelchen
Drogen
oder
Medikamenten. Hat die Spurensicherung etwas Brauchbares gefunden?“
Ewen Kerber hatte sich den Bericht des Pathologen ruhig
angehört und an der einen oder anderen Stelle zustimmend genickt.
„Die Spurensicherung hat bei dem Mann, wie bei dem
ersten Toten, keinerlei Ausweispapiere gefunden. Auch
er trug kein Portemonnaie bei sich, was doch recht seltsam ist und den Verdacht auf einen Raubmord nährt.
Yannick, ich würde dir ja zustimmen, dass es sich um
einen Unfall handelt, wenn da nicht die Fischabfälle auf
seinem Leichnam wären. Das kann ich nicht einem Unfall zuordnen.“
„Das mit den Fischabfällen ist schon sonderbar, da gebe
ich dir recht Ewen, aber wieso sollte jemand einen Mann
eine Böschung hinunter werfen und ihn anschließend mit
Fischabfällen bedecken. Das macht irgendwie keinen
Sinn.“
„Vielleicht ist das eine versteckte Botschaft? Eine Botschaft, die wir noch nicht entschlüsselt haben.“
Yannick erhob sich von dem Stuhl, auf den er sich während seines Berichtes hatte fallen lassen und schlenderte
wieder gemächlich zur Tür.
„Bis zum nächsten Mal, Ewen, mach’s gut.“
Ewen hatte den Bericht des Pathologen zur Hand genommen und angefangen zu lesen. Als Yannick die Bürotür hinter sich geschlossen hatte, klingelte das Telefon
und Carla Rozier war am Apparat.
Die Stimmung von Ewen hellte sich spontan auf.
„Liebling, wie geht es dir?“, rief er ins Telefon und sein
Gesicht entspannte sich.
„Es geht mir ganz gut, danke, ich wollte dich nur fragen,
wann wir uns heute sehen können. Ich will
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