Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)
hatte er dieses Casting damals als Chance seines Lebens angesehen.
„Na, jedenfalls sind wir Bodo wohl für alle Zeiten los.“ Ein Mischung aus Erleichterung und Bedauern klang aus Chris´ Stimme heraus.
„Das könnt ihr laut sagen“, kam eine gutgelaunte Stimme aus Richtung Tür. Julians Vater war unbemerkt eingetreten und hatte den letzten Satz gehört. Er wandte sich an seinen Sohn. „Julian, mach dich fertig. Wir fahren alle drei zurück nach München. Ich hab das mit dem Professor geklärt und er hat nichts dagegen, dich ein paar Tage früher als geplant zu entlassen. Du hättest gute Fortschritte gemacht, meinte er. Allerdings musste ich ihm versprechen, dass wir alle auf dich aufpassen.“
Beim letzten Satz zwinkerte er verschwörerisch zu Chris hinüber, während Julian aus dem Bett hüpfte, um in seine Jeans zu steigen. Julian war das Zwinkern nicht entgangen.
„Sag mal“, wandte er sich in vorwurfsvollem Ton zu Chris. „Hast du Richard etwas erzählt, was ich wissen sollte?“
Sein Vater lachte und kam einer Antwort zuvor: „Jetzt ist Schluss mit dem Versteckspielen, mein Sohn. Chris hat mir gar nichts erzählt, ich hab die Wahrheit selbst erraten und glaub mir, weder ich noch Nadja haben ein Problem damit. Und mit deiner Mutter reden wir gemeinsam, einverstanden?“
Julian konnte nur nicken. So einfach hatte er sich das nicht vorgestellt. Irgendwie war er jetzt froh, seinen Vater an seiner Seite zu haben.
„Los, raus aus der Klinik und Schluss mit der Faulenzerei“, spornte Chris ihn an und warf Julian ein T-Shirt zu, das dieser mit einer Hand auffing. Daraufhin nahm er die Sporttasche und stopfte sie mit Julians Klamotten voll, die er im Kleiderschrank fand. Richard räumte derweil das angrenzende Badezimmer leer.
„Endlich“, freute Julian sich und zog sein T-Shirt über.
Drei Tage später in der Bandvilla. Wieder hatte die Boulevardpresse ihre Schlagzeilen:
Poppy Moon trennen sich von ihrem Manager
Bodo Hallmann in Untersuchungshaft
Musiklehrer übernimmt vorläufiges Management
Natürlich drängelten sich erneut Reporter und Schaulustige vor der Villa, doch diesmal herrschte in deren Inneren eine ziemlich lockere Atmosphäre. Richard Weidner war vorerst mit in die Villa eingezogen und erledigte den lästigen Pressekram, wie er das nannte. Das machte er wirklich gut, denn die Journalisten waren genauso an ihm interessiert wie an der Band selbst.
Den drei Jungs gab er die Zeit, sich zu überlegen, wie es für jeden einzelnen von ihnen weitergehen sollte. Julian hatte ihm mitgeteilt, dass er sein Literaturstudium wieder aufnehmen und die Musik zweitrangig betreiben wollte. Okon lag ein Angebot von einem Produzenten vor, der mit ihm eine Solokarriere als Rapper starten wollte. Auch Chris mangelte es nicht an Angeboten für Soloprojekte, doch er hielt sich bislang mit einer Entscheidung zurück. Noch immer bestand die Möglichkeit, dass die Band mit Richard Weidner als Manager noch einmal neu durchstartete, allerdings mit einem erheblich abgespecktem Terminprogramm, einer anderen Musikrichtung und nur noch gelegentlichen Auftritten. Okon würde das nicht reichen, das hörte man bereits aus den ersten Gesprächen darüber heraus. Er war geradezu süchtig nach Gigs und Publicity. Die drei Jungs waren hin- und hergerissen. Chris bedauerte im Stillen, dass Julians Vater nicht ein halbes Jahr früher aufgetaucht war und die Geschicke der Band hätte lenken können. Aber viel Zeit zu Grübeleien gab es an diesem Tage nicht.
Am Nachmittag kamen zwei Beamte mittleren Alters von der Münchener Kripo in die Villa, um die Aussagen der drei Popsänger im Fall Hallmann aufzunehmen. Sie trugen Zivilkleidung und nahmen die Schilderungen der Jungs und ihres temporären Managements in getrennten Räumen auf. Diesmal verschwiegen Chris und Julian die Sache mit den Aufputschmitteln nicht. Mit einer Geldstrafe würde Bodo Hallmann nicht mehr davon kommen. Eine Haftstrafe war da locker drin, versicherte der Beamte, der nun Chris Moon verhörte.
„Herr Hallmann gibt an, die Kontrolle über sich verloren zu haben und dass er Julian nur erschrecken wollte“, teilte er dem blonden Sänger mit. Dieser schüttelte den Kopf. „Das sah ganz anders aus, glauben Sie mir.“
Er stutzte und äußerte einen Wunsch: „Bitte prüfen Sie in diesem Zusammenhang doch auch nochmal den Tod unseres letzten Sängers Jonas Falkner nach. Ich würde mich nicht wundern, wenn Bodo auch damit etwas zu tun
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