Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)
will sich mit Julian treffen, weil er gerade Urlaub in Bregenz macht“, fuhr es ihm dann heraus.
Richard Weidner sah seinen Beifahrer verwundert an. „Und das erzählst du mir erst jetzt so beiläufig? Was will er denn noch von Julian?“
„Sorry, war mir nicht sicher, ob ich dir trauen kann. Keine Ahnung, hat er mir auch nicht so deutlich gesagt. Irgend so ein Gespräch unter Männern, schätze ich.“
Richard schnaubte empört. „Aber als Chauffeur bin ich gut genug, was? Gespräch unter Männern… phhh…wenn ich so was schon höre.“
Der blonde Sänger verzog das Gesicht. „Tut mir leid.“
„Schon gut, ich glaub wir haben erstmal ein paar Stunden Schlaf verdient. Hinter der nächsten Ampel müssten wir das Hotel schon sehen können.“
Nachdem sie ausgeschlafen hatten und nach einem ausgiebigen Frühstück machten sich die beiden Männer am Vormittag auf den Weg zur Sandauer-Klinik, die etwas außerhalb der Stadt lag. Spätsommerliches Wetter ließ den riesigen See zu ihrer Rechten wie pures Silber glänzen. „Schöne Gegend“, gab Richard Weidner zu. „ Vielleicht sollte ich hier mit Nadja mal Urlaub machen. Wenn das hier alles erledigt ist, muss ich mich mehr um sie kümmern. Sie ist immer so verständnisvoll.“
Chris erwiderte nichts auf diese Bemerkung. Seine Gedanken kreisten bereits wieder um Julian. Nach zwanzig Minuten fuhren sie durch das schmiedeeiserne Tor die gepflasterte Auffahrt zur Privatklinik Sandauer hoch. Ein prächtiges Gebäude im Jugendstil erwartete sie. Im Foyer, das zu einer Rezeption umgebaut worden war, gab ihnen eine junge Dame Auskunft. „Tut mir leid, Ihr Sohn wurde vor etwa einer halben Stunde von einem anderen Herrn im Wagen abgeholt.“
„Hm, wissen Sie zufällig, wohin sie gefahren sind?“
Die freundliche Dame am Empfang schüttelte bedauernd den Kopf. „Leider nicht, aber der Mietwagen hatte ein Bregenzer Kennzeichen. Offenbar wollen sie den ganzen Tag wegbleiben, denn Herr Kossler hat das Mittag- und Abendessen für heute abbestellt.“
„Danke.“
Die beiden verließen die Klinik wieder und blickten sich ratlos an, bevor sie ins Auto stiegen.
„Okay, wir sollten bei dem schönen Wetter mal einen Ausflug nach Österreich machen. Oder hast du einen besseren Vorschlag?“, meinte Richard.
„Nein, aber wie sollen wir die beiden auf gut Glück finden? Wenn wir Julian auf dem Handy anrufen, fühlt er sich bestimmt gleich wieder kontrolliert, das wäre nicht gut für seine Therapie“, gab Chris zu bedenken. Vielleicht war seine Idee, hierher zu fahren, doch blöd gewesen.
„Wieso? Wir wollen ihn doch schließlich nur besuchen. Aber ganz wie du meinst. Anrufen können wir ihn immer noch. Bregenz ist nicht sehr groß. Wir fragen uns bei den Hotels nach Bodo Hallmann durch. Lass uns erstmal losfahren, dann sehen wir weiter.“
* * *
Zunächst waren sie ziellos durch die Gegend gefahren, hatten eine Schiffsrundfahrt gemacht und waren später nach Bregenz zurückgekehrt, wo sie zu Abend essen wollten. Bodo Hallmann erging sich während ihres Ausfluges zunächst in belanglosem Smalltalk, erzählte von den vielen Stars, die er in der Vergangenheit schon betreut hatte, von den Auszeichnungen und einige Anekdoten aus seiner Tätigkeit als Musikagent. Julian hörte zu, doch im Grunde wusste er nicht, was das Ganze sollte, bis Bodo auf dem Rückweg schließlich fragte: „Willst du wirklich in Zukunft von einem Amateur gemanagt werden?“
„Ich habe inzwischen eine andere Entscheidung getroffen und werde in Zukunft mein Studium fortsetzen. Die Musik wird zunächst nur noch Hobby für mich sein“, erwiderte Julian.
Bodo warf ihm einen misstrauischen Blick zu. „Und was sollte dann das ganze Theater, das dein Vater in meinem Büro aufgeführt hat?“
Julian zuckte mit den Schultern. „Mein Entschluss steht erst seit neuestem fest. Ich hatte noch keine Zeit, mit ihm darüber zu reden.“
Hallmann grinste und hielt seinen Wagen vor einem Lokal direkt am Bodensee an. „Da wird er sich aber nicht gerade drüber freuen. Was hältst du von einem Imbiss? Hier ist ein gutes Lokal. Ich lad´ dich ein.“
Julian wurde auch während des Mittagessens nicht gesprächiger. Bodo genoss die reichhaltige Mahlzeit und zahlte für sie beide. Im Hinausgehen meinte er dann: „Danke, dass du die Sache nicht an die große Glocke gehängt hast.“ Die Stimmen und die Musik erstarben, je weiter sie sich vom Gasthaus entfernten.
„Welche Sache?“, fragte
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