Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)
bohrten. Sein Oberkörper hing bereits gefährlich weit über dem oberen Balken der Balustrade.
„Lassen Sie sofort meinen Sohn los, Sie gottverdammter Schweinehund!“, brüllte eine Stimme aus dem an die Promenade angrenzenden Park. Julian hörte, wie zwei Männer auf sie zu rannten, glaubte, Chris ängstliches Rufen zu hören, dann schwanden ihm die Sinne.
* * *
Als er wieder zu sich kam, lag er in seinem Bett in der Sandauer-Klinik. Die Sonne blinzelte durch die zugezogenen geblümten Vorhänge. Verwirrt blickte Julian sich um. Chris saß da auf einem der Stühle und schien zu schlafen. Als Julian sich bewegte, schreckte er hoch.
„Na endlich!“, grinste er, erhob sich und setzte sich auf die Bettkante. „Ich hab langsam keinen Bock mehr auf Krankenbesuche. Ständig liegst du faul im Bett ´rum.“
Julian grinste ebenfalls. „Leg dich doch dazu!“, schlug er verwegen vor und zwinkerte seinem Freund zu.
„Könnte dir so passen, dann flieg ich hier gleich raus. Hat deinen Vater gestern schon einiges an Überredungskunst gekostet, dass ich überhaupt hierbleiben durfte. Promibonus, du verstehst“, zwinkerte Chris zurück.
Julian richtete sich auf. Jetzt spürte er sogar, dass er Hunger hatte. „Sag mal, hab ich einen schlechten Traum gehabt oder ist das alles wirklich passiert?“
In diesem Augenblick kam eine der Schwestern mit dem Frühstück herein. Sie wirkte sehr freundlich und lächelte die beiden jungen Leute an. „So, die Herren, ausnahmsweise mal Frühstück für zwei.“
„Hm, lecker, danke sehr!“, freute sich Julian und stürzte sich erstmal auf eine heiße Tasse Kaffee, die seine Lebensgeister endgültig weckte. Gemeinsam verspeisten sie dann das üppige Frühstück und dabei erzählte Chris seinem Freund nochmal, was gestern Nacht passiert war: „Du hättest deinen Dad gestern sehen sollen. Wie Schimanski ist der auf Bodo los! Also, erstmal haben die in der Klinik gesagt, dass du schon weg wärst, dann sind wir von Friedrichshafen nach Bregenz, haben hier was gegessen und begonnen, die Hotels abzuklappern. In einem von den Nobelschuppen sind wir dann fündig geworden. Die wussten aber auch nicht, wo Bodo sich herumtreibt. Naja, dann haben wir versucht, dich auf dem Handy zu erreichen.“
„Scheiße, mein Handy!“, fuhr es Julian heraus. „Das hab ich total vergessen, als die Schwester vom Empfang gestern anrief und mir sagte, dass Bodo schon unten auf mich warten würde. Da hab ich mich halt beeilt.“
Er blickte auf seine Kommode, da lag seit gestern sein Smartphone . Er nahm es in die Hand. Fünf vergebliche Anrufe von Chris und Richard waren darauf verzeichnet. „Tut mir echt leid. Selten blöd von mir“, murmelte er.
Chris lachte. „Hey, du konntest ja nicht wissen, dass wir kommen oder dass Bodo dich ersäufen wollte. Der ist ja wohl komplett durchgedreht, was?“
Diese Worte erinnerten Julian an die schmerzhaften blauen Flecken, die Bodos Gewalteinwirkung auf seinem Körper hinterlassen hatte. „Wie ging´s weiter?“, fragte er dann.
„Naja, die Stadt ist ziemlich übersichtlich. Also sind wir runter zum Seeufer, an der Bühne vorbei und durch den Park gegangen. War ja schon ziemlich spät und wir wollten eigentlich zurückfahren und in Friedrichshafen auf dich warten.“
„Gott sei Dank habt ihr das nicht gemacht.“
„Richard hatte in diesem Restaurant nachgefragt und da konnte man sich an euch beide erinnern. Ihr wart wohl gerade erst weg. Also sind wir los gegangen. Wir wussten erst nicht, ob ihr das wart, da in dem Pavillon, hätten ja auch ein paar Betrunkene sein können, die Zoff miteinander haben. Wir sind also langsam näher, aber dann fiel das Mondlicht auf dein Gesicht und Richard ist losgespurtet wie der Teufel.“
Julian musste bei dem Gedanken grinsen. Komisch, dass er dem Menschen, dem er lange Jahre mit Ärger und Verachtung begegnet war, plötzlich sein Leben verdanken sollte.
Chris erzählte weiter. „Als du ohnmächtig wurdest, hat er Bodo am Schlafittchen gepackt und ihm ein paar Schwinger verpasst. Das gibt ein blaues Auge, sag ich dir! Ich hab inzwischen die Polizei hier gerufen. Die sind auch ruck zuck da gewesen und haben Bodo erstmal eingebuchtet. Natürlich hat dein Vater direkt Anzeige erstattet. Ich glaub, der ist heute Morgen los, um bei der deutschen Polizei auszusagen. Hat mir ´ne SMS geschickt. Die werden wohl auch uns beide noch dazu verhören wollen.“
„Puh, ganz schon aufregend“, seufzte Julian. Dabei
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