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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Adresse?«
    »White Ladies«, sagte der Butler.
    »Welche weißen Ladies denn?«
    »White Ladies-Haus«, sagte der Butler, während neue Feuersalven seiner Forderung Nachdruck verliehen.
    »Das weiß ich, du Kaffer«, kreischte das Fräulein. »Ich weiß, daß weiße Ladies in Häusern wohnen. Ich weiß, daß sie nicht in einer Dreckshütte wie du wohnen. Ich will bloß wissen, welche weißen Ladies.«
    »Mrs. Heathcote-Kilkoon«, sagte der Butler.
    »Warum hast du das nicht gleich gesagt?« schrie das Fräulein von der Vermittlung. Der Butler legte auf und ging in die unwirtliche Nacht davon, in der seine weißen Herren sich gegenseitig mit einer Grausamkeit umbrachten, die er unbegreiflich fand.
    »Quatsch, sich mitten in die Tinte zu begeben«, dachte er und lief langsam nach Weezen hinein. Gelegentlich schwirrte eine verirrte Kugel über seinen Kopf hinweg. Der Butler hielt den Kopf gesenkt. Auf der Hauptstraße wurde er von einem Polizisten angehalten und nach seinem Paß gefragt.
    »Du bist verhaftet«, sagte der Wachtmeister, als der Butler zugab, daß er keinen Paß bei sich habe. »Können doch nicht zulassen, daß Wilde hier mitten in der Nacht ohne Pässe rumspazieren.«
    »Ja, Baas«, sagte der Butler und kletterte in den Polizeiwagen.
    Für Wachtmeister Els war die Ankunft des Polizeikonvois ein fragwürdiges Glück. Die Tatsache, daß er sich auf sowas wie einem Niemandsland zwischen zwei Konfliktparteien befand, von denen jede die abendländische Kultur verteidigte, hatte was Gefährliches an sich. Als die unberechenbaren Schüsse des Colonel durch die Blätter über ihm fetzten und von Maschinengewehrsalven in seinem Rücken beantwortet wurden, kam Els der Gedanke, daß es Zeit sei, seine Anwesenheit zu demonstrieren. Er kroch durch die Azaleen bis zur Ecke des Hauses, stürmte dann unvermittelt in den Hof und wollte eben ein Streichholz anzünden, um das Petroleum anzuzünden, das er in den Weinkeller gegossen hatte, als ihm einfiel, daß er damit sowohl die Beweise, die er so umsichtig in die Sattelkammer eingeschmuggelt hatte, als auch sein Leben in Gefahr brächte. Er nahm einen Schlauch, leitete ihn in die Sattelkammer und ließ Wasser über den Sprengstoff rieseln. Er war dermaßen in seine Arbeit vertieft, daß er die Gestalt gar nicht bemerkte, die schwerfällig über den Hof ins Dunkle bei den Hundezwingern rannte. Im Bewußtsein, alle denkbaren Vorkehrungen getroffen zu haben, schloß Els die Tür der Sattelkammer und huschte über den Hof zurück.
    Das sollte genügen, die Arschlöcher aufzuscheuchen, dachte er, zündete ein Streichholz an und warf es in das Petroleum, ehe er Hals über Kopf in Deckung ging. Einen Augenblick später erhellte ein Feuermeer den Nachthimmel, und eine Explosion erschütterte die Fundamente von White Ladies. Äußerst zufrieden lugte Wachtmeister Els aus den Azaleen hervor und besah sich sein Werk, während die Polizei in seinem Rücken das Feuer einstellte. Es war auch wirklich nicht nötig, noch weiterzumachen. Vom gelegentlichen Knall einer explodierenden Flasche australischen Burgunders abgesehen, die unter Tonnen von Schutt begraben war, hatten die Bewohner von White Ladies ihren Widerstand aufgegeben. Der Berry-opfert-seine-Männlichkeit-Abend war zu Ende.
    Nur Colonel Heathcote-Kilkoon blieb nicht stehen, um seinem Haus beim Abbrennen zuzusehen. Er war zu sehr damit beschäftigt, über das offene Gelände stolpernd nach Deckung Ausschau zu halten. Währenddessen verfluchte er seine Frau wegen ihrer Abwesenheit. »Wäre alles nicht passiert, wenn sie da gewesen wäre«, keuchte er, weniger aus Respekt vor der Macht ihrer Persönlichkeit, als vor der Enge ihres Hüfthalters, der in seinen Innereien Verwüstungen anrichtete. Von den Schreien, die die Einäscherung seines Hauses begrüßten, und von der Notwendigkeit getrieben, jene seiner Nachbarn, die von dem Lärm der Schlacht nicht einmal wach geworden waren, davon in Kenntnis zu setzen, daß die Eingeborenen sich erhoben hatten, tappte »Eine englische Rose« in ein Gehölz, wo sie weiter mit ihrem Hüftgürtel rang.
    »Muß aus ihm raus, ehe ich platze«, murmelte er, um zehn Minuten später zu der Erkenntnis zu kommen, daß von Platzen keine Rede sei, trotz seiner vergeblichen Anstrengungen, das Ding loszuwerden. Schließlich fand er, daß Schlaf ihn am ehesten von seinen Blähungen befreien könne, kroch in den Schutz eines Gebüschs und blieb still liegen.
    Vom Turm seines Panzerwagens aus

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