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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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der Entdeckung resultierte, daß die Kaffern viel raffiniertere Waffen als Spieße und Knüppel benutzten, machte er sich bereit, seinen Winkel abendländischer Kultur gegen die barbarische Flut zu verteidigen, die er immer vorausgesehen hatte. Hinter ihm stolperten die Mitglieder des Dornford Yates-Clubs, durch die Aussicht auf ein unmittelbar bevorstehendes Blutbad wieder nüchtern, in das Arbeitszimmer, wo ihnen Major Bloxham Gewehre und Munition reichte. Mit nie geübter Kommandogewalt ließ der Colonel seine Truppen Gefechtsstellung einnehmen.
    »Boy, du nimmst das Vorderzimmer. Toby, die Küche«, befahl er. »Ihr übrigen verteilt euch in der Bibliothek und im Frühstückszimmer und hört nicht auf zu schießen.«
    »Und was soll ich machen?« fragte La Marquise.
    »Munition reichen und zusehen, daß dein Pulver trocken bleibt«, rief der Colonel grimmig. La Marquise robbte ins Arbeitszimmer und begann, sich auszuziehen. Wenn die schwarzen Horden kämen, hatte es keinen Sinn, weiter so zu tun, als sei sie ein Mann.
    »Es gibt kein schlimmeres Schicksal als den Tod«, murmelte sie im Finstern.
    »Was ist?« flüsterte Major Bloxham.
    »Ich habe gesagt, bei Nacht sind alle Katzen grau«, sagte La Marquise.
    »Das kann ich dir sagen«, sagte der Major, der angestrengt versuchte, sich seines Incroyable-Kostüms zu entledigen.
    Wachtmeister Els lag in dem Azaleengebüsch und lauschte auf den Gewehrkugelhagel, der aus dem Haus kam. Es würde eine fabelhafte Nacht werden. Daran zweifelte er jetzt nicht mehr.
    Kommandant van Heerden im zweiten Schützenpanzerwagen war weniger optimistisch. Daß er sich in ein Gebiet begab, in dem Wachtmeister Els in einen Privatkrieg verwickelt war, rief in ihm Erinnerungen an frühere, von Els angezettelte Massaker wach.
    »Dieses dämliche Arschloch nimmt noch seine eigene Seite unter Feuer«, dachte er, als Sergeant Breitenbach kam, um nach Befehlen zu fragen.
    »Eröffnen Sie das Feuer aus der Ferne«, sagte er zum Sergeant, »ich will nicht, daß jemand zu nahe rangeht.« Wenig später waren zweihundert Polizeibeamte von den Lkw’s gestiegen, hatten sich in die Büsche verkrochen, die die Grenze von White Ladies markierten, und stimmten mit ihrem geballten Feuer in das von Els und dem Dornford Yates-Club ein.
    »Warum schicken wir nicht die Panzerwagen hin«, fragte Sergeant Breitenbach.
    »Auf keinen Fall«, sagte der Kommandant, den die Vorstellung entsetzte, daß man ihn in unmittelbare Nähe von Wachtmeister Els und drei Zentnern Sprengstoff fahren könne, ganz zu schweigen vom offensichtlich wutentbrannten Colonel und den wie immer auch gearteten Waffen, die er in seiner Waffenkammer hatte. »Erst zermürben wir sie, und dann rücken wir ein.«
    »Zermürben ist ungefähr das richtige Wort«, sagte der Sergeant, als das Feuer der Polizei eine Schneise durch die Zierhecken legte, die den Garten des Colonels säumten. Im Hintergrund gaben die Hunde der Dornford Yates-Meute Laut und verliehen dem Knurren der Polizeihunde in den hinteren Lastwagen von neuem den Eindruck großer Dringlichkeit.
    Im Inneren des Hauses war den meisten Verteidigern langsam bewußt geworden, daß sie umzingelt und die schwarzen Horden mit den allermodernsten Automatikwaffen ausgerüstet waren. La Marquise hatte kein Interesse mehr. Sie verließ ihren Posten und kroch die Treppe nach oben, um in Erwartung ihrer herannahenden schweren Prüfung etwas saubere Unterwäsche anzuziehen, als sie von einer Maschinengewehrgarbe getroffen wurde. Sie war das erste Opfer der Schlacht.
    In der Küche zeigte der Zulu-Butler größere Geistesgegenwart. Er verließ das Haus, lief zu einer Telefonzelle am Rande von Weezen und rief die Vermittlung an.
    »Geben Sie mir die Polizei«, sagte er zu dem Fräulein von der Vermittlung. Das Fräulein ließ sich nichts sagen.
    »Sprich nicht so mit mir, du Kaffer«, schrie sie. »Du hast höflich zu bitten.«
    »Ja, Missus«, sagte der Butler, indem er in die geforderte Servilität zurückfiel. »Krankenwagen, bitte, Missus.«
    »Weißer oder schwarzer Krankenwagen?« wollte das Vermittlungsfräulein wissen.
    Der Butler dachte über die Frage nach.
    »Weißer Krankenwagen, Missus«, sagte er schließlich.
    »Aber er ist nicht für dich, oder?« fragte das Mädchen.
    »Kaffern dürfen nämlich nicht in weißen Krankenwagen gefahren werden. Sonst müssen sie hinterher ausgeräuchert werden.«
    »Nicht für mich, Missus«, sagte der Butler, »für weißen Boss.«
    »Welche

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