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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Polizeikonvoi zu warten. Als er nach zehn Minuten nichts von ihm vernahm, beschloß er, wieder zurückzugehen und nachzusehen, wie es um die Party stünde.
    »Muß ein bißchen Zeit totschlagen«, murmelte er, als er durch den Obstgarten schlenderte. White Ladies, zu dem Anlaß hell erleuchtet, strahlte die Atmosphäre diskreter Hemmungslosigkeit aus. Den Tango hatte inzwischen ein Black Bottom abgelöst, den der Colonel mit La Marquise durchstand, während Major Bloxham und der Dicke darüber debattierten, was man in einen Cocktail namens Affendrüse gießen müsse. Mit schöner Verachtung für die Zierblumenrabatte des Colonel tastete sich Els um das Haus herum und fand schließlich ein Fenster, das ihm eine hervorragende Aussicht auf die Vorgänge im Inneren bot. Er betrachtete gerade mit Kennerauge »Eine englische Rose«, als La Marquise aufsah und ihn bemerkte.
    Im zweiten Schützenpanzer schenkte Kommandant van Heerden nochmals der Tatsache seine Aufmerksamkeit, daß er Els drei Zentner Sprengstoff zum Einschmuggeln in das Haus gegeben hatte. »Er ist der einzige, der den Grundriß kennt, und außerdem hätte ich’s gehört, wenn er in die Luft gegangen wäre«, dachte er und tröstete sich mit dem Gedanken, daß es gar nicht so schlimm wäre, wenn Els die Rolle schmeißen würde, die er ihm zu spielen aufgegeben hatte. Keine Verhaftungen, keine Scherereien mit Geständnissen und kein Els mehr, und er fragte sich von neuem, ob es klug gewesen war, auf Mrs. Heathcote-Kilkoon zu hören. Alles in allem, schloß er, hatte er in der Angelegenheit nur sehr wenige Wahlmöglichkeiten gehabt. Wenn sie so dämlich war, ihrem Mann zu erzählen, daß er zum Hahnrei gemacht worden war, und der Colonel drohte, ein Mitglied der Südafrikanischen Polizei, und ein altgedientes Mitglied obendrein, zu erschießen, dann hatte er wegen der Folgen nur sich allein Vorwürfe zu machen. Der Kommandant erinnerte sich nicht mehr, ob Mrs. Heathcote-Kilkoon wirklich gesagt hatte, ihr Mann habe gedroht, ihn zu erschießen, aber der Verdacht, daß er es vielleicht täte, reichte auf alle Fälle aus. Zutreffender war das Interesse, das der Colonel beim Bureau of State Security finden würde. Wenn es eine Sorte Verdächtiger gab, die BOSS nach jüdischen Millionären, deren Eltern aus Petrograd eingewandert waren, wirklich liebte, dann waren es Engländer der alten Schule mit Verbindungen zur Anglikanischen Kirche. Die ausgesprochene Verachtung des Colonels für Afrikaander würde jeden Verdacht, daß er eventuell vollkommen unschuldig sei, zum Schweigen bringen, wogegen seine Untergrunderfahrungen während des Krieges und seine Vertrautheit mit Sprengstoffen ihn genau zu der Sorte Leute machten, nach denen BOSS schon die ganzen Jahre suchte. Dem Kommandant fiel auch der Union Jack ein, der vor White Ladies flatterte. In den Augen von BOSS würde schon allein das den Colonel und seinen Club zu Verrätern stempeln.
    Um den kleinen Rest, der von seinem Gewissen noch übrig war, zu beruhigen, rief sich der Kommandant schließlich das Schicksal seines Großvaters vor Augen, der nach der Schlacht von Paardeberg von den Briten erschossen worden war.
    Wie du mir, so ich dir, dachte er und befahl dem Fahrer, an der Polizeistation in Weezen anzuhalten. Dort bestand er darauf, den diensthabenden Sergeant zu sprechen.
    »Colonel Heathcote-Kilkoon ein Kommunist?« fragte der Sergeant, der schließlich im Pyjama die Szene betrat. »Da muß ein Irrtum vorliegen.«
    »Nach unseren Informationen ist er ein vom britischen Geheimdienst ausgebildeter Saboteur«, sagte der Kommandant. »Haben Sie mal in Ihren Sicherheitsberichten nachgeprüft, was er im Krieg gemacht hat?«
    »Was denn für Sich…« begann der Sergeant, ehe ihm der Fehler bewußt wurde. »Nein.«
    »Ich besitze immer eine Aktenkopie für den Fall, daß das Sicherheitshauptquartier diejenige verliert, die ich hingeschickt habe«, sagte der Kommandant. »Erstaunlich, wie oft sie Dinge verlegen, die ich ihnen schicke. « Er sah sich beifällig in der Polizeidienststelle um. »Gefällt mir, wie ordentlich hier alles ist, Sergeant. Ist wohl mal an der Zeit zu ‘ner Beförderung für Sie. Hauptsache ist, Sie haben immer Abschriften von Ihren Sicherheitsberichten da.«
    Er ging nach draußen, und der Sergeant war erstaunt über die Größe der Sondertruppe, die erforderlich war, um Colonel Heathcote-Kilkoon zu verhaften. Wie um einen letzten Beweis dafür zu liefern, daß der Colonel tatsächlich

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