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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Verkramp kannte sie alle mit einer Vertrautheit im Detail, die die Doktorin überrascht haben würde, aber vielleicht auch wieder nicht.
    Als sie nun in dem Erfrischungszelt beisammen standen, erwähnte Luitenant Verkramp die Veränderung, die mit dem Kommandanten vor sich gegangen war.
    »Ich verstehe das einfach nicht«, sagte er, während er der Ärztin noch ein Sahnetörtchen anbot. »Er zieht sich neuerdings völlig überkandidelt an.« Dr. von Blimenstein sah ihn scharf an.
    »Inwiefern überkandidelt?« fragte sie.
    »Er hat sich eine Tweed-Jacke mit plissierten Taschen und ‘ner Art Gürtel hinten zugelegt. Außerdem trägt er auch plötzlich ganz sonderbare Schuhe.«
    »Hört sich ziemlich normal an«, sagte Dr. von Blimenstein. »Keine Neigung zu Parfüms oder ein Interesse an Damenunterwäsche?«
    Luitenant Verkramp schüttelte traurig den Kopf.
    »Aber seine Sprache hat sich auch verändert. Er legt Wert darauf, englisch zu sprechen, und auf seinem Schreibtisch steht ein Bild der Königin von England.«
    »Das klingt tatsächlich eigentümlich«, sagte die Doktorin.
    Verkramp faßte wieder Mut.
    »Für einen guten Afrikaander ist es doch wohl nicht normal, in der Gegend rumzulaufen und >Absolut toll, was?< zu sagen, oder?«
    »Ich hätte auch große Zweifel an der geistigen Gesundheit eines guten Briten, der in der Gegend herumliefe und das sagte«, sagte die Ärztin. »Leidet er unter plötzlichen Stimmungsumschwüngen?«
    »Ja«, sagte Verkramp mit Nachdruck.
    »Anfälle von Größenwahn?«
    »Entschieden«, sagte Verkramp.
    »Na«, sagte Dr. von Blimenstein, »es sieht so aus, als liege bei Ihrem Kommandanten irgendeine psychische Störung vor. Ich würde ein wachsames Auge auf ihn haben.«
    Als der »Tag der offenen Tür« bei der Polizei vorüber und Dr. von Blimenstein gegangen war, befand sich Luitenant Verkramp in einem Zustand leichter Euphorie. Der Gedanke, daß Kommandant van Heerden eventuell kurz vor einem Zusammenbruch stünde, eröffnete Beförderungsaussichten. Luitenant Verkramp kam langsam die Idee, daß er vielleicht bald Polizeichef von Piemburg wäre.

2
    Zwei Tage später saß Luitenant Verkramp in seinem Büro und träumte von Frau Dr. von Blimenstein, als eine Anweisung des Bureau of State Security eintraf. Sie war als »Persönlich – Streng geheim!« gekennzeichnet und demzufolge bereits von mehreren Polizeiwachtmeistern gelesen worden, ehe sie bei ihm ankam. Verkramp las die Weisung hastig durch. Sie betraf Übertretungen der Sittlichkeitsgesetze durch Mitglieder der Südafrikanischen Polizei und war ein Routineschreiben, das an alle Polizeidienststellen in ganz Südafrika verschickt worden war.
    »Sie werden hiermit angewiesen, Fällen vermuteter Liaisons zwischen Polizeibeamten und Bantufrauen nachzugehen.« Verkramp sah »Liaisons« im Wörterbuch nach und stellte fest, daß es bedeutete, was er gehofft hatte. Er las weiter, und beim Weiterlesen eröffneten sich ihm Ausblicke auf unerhörte Möglichkeiten. »Angesichts der wertvollen Propaganda, die den Feinden Südafrikas durch Presseberichte über Rechtsfälle um SAP-Beamte und Bantufrauen in die Hände gespielt wird, ist es von nationaler Bedeutung, Mittel und Wege zu finden, die Neigung weißer Polizeibeamter zu bekämpfen, sich mit schwarzen Frauen einzulassen. Es liegt überdies im Interesse der Rassenverständigung, den Geschlechtsverkehr zwischen den Rassen zu verhindern. Wo sich der Beweis einer solchen ungesetzlichen sexuellen Tätigkeit von Mitgliedern der SAP erhärtet, sollten keine Strafmaßnahmen ohne vorherige Benachrichtigung des Bureau of State Security ergriffen werden.«
    Als Luitenant Verkramp das Schriftstück zu Ende gelesen hatte, war er nicht sicher, ob von ihm erwartet wurde, daß er Polizisten, die Anstoß erregten, belangte oder nicht. Er wußte nur, daß ihm die Anweisung gegeben worden war, »Fällen vermuteter Liaisons« nachzugehen, und es war »von nationaler Bedeutung, Mittel und Wege zu finden«. Die Vorstellung, etwas von nationaler Bedeutung zu tun, sagte ihm besonders zu. Luitenant Verkramp griff zum Telefon und wählte die Nummer der Irrenanstalt Fort Rapier. Er hatte Dr. von Blimenstein etwas zu fragen.
    Noch am selben Morgen trafen sich beide auf dem Hof, der einstmals der Paradeplatz für die britische Garnison gewesen war und jetzt als Exerzierfeld für die Insassen der Irrenanstalt diente.
    »Das hier ist ein idealer Ort für das, was ich Ihnen zu sagen habe«, versicherte

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