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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Küste, und drinnen war es kühl und dunkel. Während Dr. von Blimenstein Tee machte, saß Luitenant Verkramp im Wohnzimmer und frage sich, ob es klug gewesen sei, das Thema Sex bei einer so überwältigenden Frau wie Dr. von Blimenstein zur Sprache zu bringen.
    »Warum ziehen Sie sich nicht das Jackett aus und machen sich’s bequem?« fragte die Ärztin, als sie mit dem Tablett zurückkehrte. Verkramp schüttelte nervös den Kopf. Er war es nicht gewohnt, mit Damen Tee zu trinken, die ihn aufforderten, das Jackett abzulegen, und außerdem bezweifelte er, ob seine Hosenträger so gut zur geschmackvollen Einrichtung des Zimmers passen würden.
    »Na los, machen Sie schon«, sagte die Doktorin, »bei mir brauchen Sie nicht so förmlich zu sein. Ich fresse Sie schon nicht.« So unmittelbar nach der Mitteilung, daß die Ärztin eine Befürworterin der Kastration sei, war die Vorstellung, von ihr auch noch gefressen zu werden, zu viel für Verkramp. Er setzte sich schleunigst in einen Sessel.
    »Ich fühle mich fabelhaft so«, sagte er, aber Dr. von Blimenstein war nicht überzeugt.
    »Wollen Sie etwa, daß ich es Ihnen ausziehe?« fragte sie und stand von ihrem Sessel auf, wobei sie eine Bewegung machte, die noch mehr von ihren Beinen zeigte, als Luitenant Verkramp je zu Gesicht bekommen hatte. »Darin habe ich viel Übung«, lächelte sie ihn an. Verkramp glaubte das unbesehen. »Von der Klinik her.« Wie ein Wiesel, das von einem Riesenkaninchen betört ist, saß Verkramp hypnotisiert in seinem Sessel, während sie herankam.
    »Stehen Sie auf«, sagte die Ärztin.
    Verkramp stand auf. Dr. von Blimensteins Finger knöpften die Jacke auf, während er ihr Auge in Auge gegenüberstand, und einen Augenblick später schob sie ihm das Jackett über die Schultern, so daß er kaum noch die Arme bewegen konnte. »So, das hätten wir schon«, sagte sie sanft, und ihr milde lächelndes Gesicht war dicht an seinem, »so ist es doch viel bequemer, nicht wahr?«
    Bequem war kaum das Wort, mit dem Luitenant Verkramp die Gefühle beschrieben hätte, die er im Augenblick empfand. Als ihre kühlen Finger seinen Schlips aufzuknoten begannen, fühlte er sich aus der entlegenen Sicherheit sexueller Wunschvorstellungen geradewegs in eine Wunscherfüllung hineingestoßen, über die ihm jede Kontrolle fehlte. Mit einem Schwall ersterbender Wimmertöne und in verzückter Erschlaffung sank Luitenant Verkramp gegen die Ärztin, und nur ihre starken Arme bewahrten ihn vorm Hinfallen. Im Dämmer ihres Haars hörte er sie flüstern: »Schon gut, schon gut, mein Liebling.« Luitenant Verkramp verlor das Bewußtsein.
    Zwanzig Minuten später saß er steif vor Zerknirschung und Verlegenheit da und überlegte, was er tun solle, wenn sie ihn fragte, ob er noch eine Tasse Tee wolle. »Nein« zu sagen würde heißen, sie aufzufordern, ihm die Tasse definitiv wegzunehmen, wogegen »Ja« zu sagen ihn trotzdem der einzigen Möglichkeit berauben würde, seine mangelnde Selbstbeherrschung zu verstecken. Dr. von Blimenstein erklärte ihm gerade, daß Schuldgefühle stets der Grund sexueller Probleme seien. Verkramps Ansicht nach war das Argument nicht stichhaltig, aber er war zu sehr damit beschäftigt, ob er noch Tee nehmen solle oder nicht, um sich mit einer so brenzligen Frage in die Unterhaltung zu stürzen. Am Ende kam er zu dem Schluß, das beste wäre es »Ja, bitte« zu sagen und gleichzeitig die Beine überzuschlagen, als Dr. von Blimenstein seine leere Tasse bemerkte. »Möchten Sie noch etwas Tee?« fragte sie und streckte die Hand nach seiner Tasse aus. Luitenant Verkramps sorgfältig ausgedachter Plan scheiterte, ehe er es begriff. Er hatte erwartet, daß sie herüberkäme und ihm die Tasse abnähme, und nicht, daß sie warten würde, daß er sie ihr brächte. Den entgegengesetzten Drängen nach Sittsamkeit und guten Manieren gleichzeitig nachgebend schlug er die Beine übereinander und stand auf, worauf er den Rest Tee, den er für den Fall in der Tasse übriggelassen hatte, daß er sich »Nein« zu sagen entschließen sollte, in seinen Schoß goß, wo er sich mit dem schon vorher erbrachten Beweis seines fehlenden savoirfaire vermischte. Luitenant Verkramp entknotete seine Beine und sah beschämt und verlegen an sich hinunter. Die Doktorin war praktischer. Sie hob die Tasse vom Boden auf, rang dem Luitenant die Untertasse aus den Fingern, eilte aus dem Zimmer und kehrte einen Augenblick später mit einem feuchten Tuch zurück. »Wir wollen doch

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