Mohrenwäsche
Ihre Uniform nicht fleckig werden lassen, gell?« girrte sie mit einer Mütterlichkeit, die den größten Teil Verkramps zu wohliger Schlappheit reduzierte und ihn das Eingeständnis einer Mitschuld an seinem Mißgeschick zu bemerken hinderte, das in dem »Wir« lag, und ehe er wußte, was geschah, bearbeitete die schöne Doktorin seinen Hosenschlitz mit dem nassen Tuch.
Luitenant Verkramps Reaktion folgte auf dem Fuße. Einmal war schon schlimm genug, aber zweimal war mehr, als er ertragen konnte. Fast zu einem kleinen »s« zusammengekrümmt, machte er einen Satz aus der Reichweite der verführerischen Hände der Ärztin. »Nein«, kreischte er, »nicht nochmal«. Und er sprang zur Deckung hinter den Sessel.
Seine Reaktion überraschte Frau Dr. von Blimenstein vollkommen.
»Was nicht nochmal?« fragte sie, während sie immer noch am Boden kniete, wo der fliehende Luitenant sie zurückgelassen hatte.
»Nicht… Was? Gar nichts«, sagte Verkramp, der sich verzweifelt bemühte, irgendwelche moralischen Wegweiser im Aufruhr seiner Seele wahrzunehmen.
»Nicht? Was? Gar nichts?« sagte die Ärztin und rappelte sich hoch. »Was um alles auf der Welt meinen Sie?«
Verkramp wandte sich melodramatisch um und blickte aus dem Fenster.
»Sie hätten das nicht tun sollen«, sagte er.
»Was denn?«
»Sie wissen schon«, sagte Verkramp.
»Was habe ich denn getan?« Die Doktorin ließ nicht locker. Luitenant Verkramp schüttelte kläglich den Kopf zu den Bergen hinüber und sagte nichts. »Wie dumm Sie sind«, fuhr die Ärztin fort. »Es gibt nichts, weswegen man sich schämen müßte. In der Klinik haben wir jeden Tag eine ganze Menge unfreiwillige Ejakulationen.«
Verkramp drehte sich aufgebracht zu ihr um.
»Bei Irren, ja«, sagte er, von ihrer klinischen Gleichgültigkeit angewidert, »aber gesunde Menschen haben das nicht.«
Er hielt abrupt inne, sich vage der Selbstbezichtigung bewußt.
»Natürlich haben sie das«, sagte die Ärztin beschwichtigend. »Das ist doch nur natürlich… zwischen… leidenschaftlichen Männern und Frauen.«
Luitenant Verkramp sträubte sich gegen die Sirenentöne.
»Es ist nicht natürlich. Es ist Sünde.«
Dr. von Blimenstein lächelte sanft.
»Lächeln Sie mich nicht so an«, schrie Verkramp.
»Schreien Sie mich nicht so an«, sagte die Ärztin. Verkramp beugte sich dem Befehlston ihrer Stimme. »Kommen Sie her«, fuhr sie fort. Verkramp durchquerte ängstlich das Zimmer. Frau Dr. von Blimenstein legte ihm die Hände auf die Schultern. »Sehen Sie mich an«, sagte sie zu ihm. Verkramp tat, wie ihm geheißen. »Finden Sie mich attraktiv?« Verkramp nickte stumm. »Das freut mich«, sagte die Ärztin, nahm den Kopf des erstaunten Luitenant in die Hände und küßte ihn leidenschaftlich auf den Mund. »Und nun treibe ich uns was zum Mittag auf«, sagte sie und machte sich von ihm los, und bevor Verkramp noch irgend etwas sagen konnte, trappelte sie für eine Frau ihrer Größe ganz erstaunlich behende in der Küche herum. Hinter ihr stand Luitenant Verkramp in der Küchentür und kämpfte mit seinen Gefühlen. Wütend auf sich, auf sie und auf die Lage, in der er sich befand, sah er sich nach irgendwas um, dem er die Schuld geben könnte. Dr. von Blimenstein, die seine Verlegenheit bemerkte, kam ihm zu Hilfe.
»Wegen des Problems, das du vorhin erwähnt hast«, sagte sie und beugte sich verführerisch vor, um aus dem Schränkchen unter der Spüle eine Pfanne zu nehmen, »ich glaube, daß ich dir da eventuell doch helfen kann.«
»Was denn für’n Problem?« fragte Verkramp kurz angebunden. Er hatte schon genug Hilfe bei seinen Problemen gehabt.
»Mit deinen Leuten und den Niggerweibern«, sagte die Ärztin.
»Ach, das.« Verkramp hatte ganz vergessen, weswegen er eigentlich gekommen war.
»Ich habe darüber nachgedacht. Ich sehe eine Möglichkeit, wie man es vielleicht angehen könnte.«
»Ach, wirklich?« sagte Verkramp, der sich eine ganze Menge mehr Möglichkeiten vorstellen konnte, aber nicht viel Lust dazu hatte.
»Es ist nur eine Frage psychischer Manipulationen«, fuhr die Ärztin fort. »Das ist meine Bezeichnung für die Experimente, die ich hier an einer Reihe von Patienten durchgeführt habe.«
Luitenant Verkramp spitzte die Ohren. An Experimenten war er immer interessiert.
»Ich hatte bereits eine Reihe von Behandlungserfolgen«, erklärte sie, während sie mit ein paar raschen Messerhieben eine Karotte kleinschnippelte. »Es hat bei Alkoholikern,
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