Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
dann wollen wir mal«, sagt der Mann und prallt im nächsten Moment beinahe gegen mich. »Darf ich dann?«, fragt er befremdet, als ich mich nicht rühre, und aus der Nähe sehe ich, dass ihm ein paar dicke, schwarze Haare aus der Nase sprießen.
»Aber natürlich, nur zu«, stammle ich und merke, wie meine Wangen rot anlaufen. »Lissy, wir kommen dann rein!«, schreie ich. Und mit gesenkter Stimme zu den Kellermanns: »Ich will nur sichergehen, dass meine Mitbewohnerin im Badezimmer fertig ist, weil sie nämlich gerade … im Whirlpool badet … nackt, wissen Sie?«
Herr Kellermann reißt die Augen auf, und seine Frau meint freundlich: »Ach, dann wollen wir nicht stören. Wir können uns ja inzwischen die Außenanlage ansehen, nicht wahr, Johann?«
Ihr Mann wirft ihr einen genervten Blick zu. »Martha, wir wollen in dem Haus wohnen und nicht draußen, und ich habe keine Lust, hier den ganzen Tag herumzustehen …«
Einen Moment lang sieht er aus, als wollte er mich beiseite schubsen und geradewegs ins Haus stürmen, aber dann höre ich endlich Lissys Schritte. Sie huscht die Treppe herunter, in der einen Hand einen Wischmopp, in der anderen eine Plastiktüte.
»Hi!«, ruft sie im Vorbeirennen. »Ich mache nur noch schnell im Wohnzimmer sauber.«
»Schon fertig mit Baden?«, fragt Herr Kellermann mit hochgerecktem Hals, um an mir vorbeisehen zu können.
»Mit Baden?« Lissy wirft mir einen unsicheren Blick zu, und ich verdrehe die Augen. »Äh, ja, alles blitzblank.« Sie rennt weiter Richtung Wohnzimmer, und ich atme erleichtert auf.
»Gut, dann fangen wir mit der Küche an, wenn es Ihnen recht ist«, sage ich und gebe endlich die Tür frei. »Sie ist wie das ganze Haus äußerst großzügig ausgestattet«, erkläre ich mit weitläufiger Geste, als wir in der Küche stehen. »Sie finden hier alles, was Sie brauchen, Ceranfeld, Mikrowelle, Geschirrspüler, eingebaute Friteuse … Ach ja, und dass ich’s nicht vergesse…« Ich klopfe mit den Fingerknöcheln auf die Arbeitsplatte. »… das ist selbstverständlich hochwertiger Granit.«
Frau Kellermann hat ganz große Augen bekommen. Mann, ist die begeistert. Vielleicht sollte ich es doch etwas ruhiger angehen.
»Nicht übel«, meint auch ihr Mann, und obwohl er auf lässig macht, kann ich ihm ansehen, dass er ebenfalls beeindruckt ist.
»Gut, dann folgen Sie mir bitte ins Wohnzimmer.«
»Ach, du meine Güte, ist der schön«, ruft Frau Kellermann aus, als sie den offenen Kamin sieht. »Und erst der Boden …« Sie bückt sich umständlich und berührt ihn ehrfürchtig mit den Fingerspitzen. »Ist das Marmor?«
»Äh, ja. Aus Carrara«, sage ich, und jetzt beginnen auch Johann Kellermanns Augen zu leuchten.
Okay, das hier läuft gerade völlig verkehrt. Wenn wir nicht schnell etwas unternehmen, können wir gleich unsere Koffer packen.
Lissy und ich wechseln einen Blick, und sie nickt kaum merklich. Sie ist jetzt in Position, drei Schritte vom Sofa entfernt, und sie hält den Wischmopp in ihren Händen. Ich spähe unauffällig in Richtung Sofaecke und erkenne sofort, dass sie einen guten Job gemacht hat.
»Kommen Sie mal hierher zu mir«, rufe ich zu den Kellermanns, die mit großen Augen herumstelzen und alles ausgiebig bewundern.
»Was gibt es denn da?«, kommt Frau Kellermann neugierig herangetrippelt. Ihr Mann folgt ihr gehorsam, und als sie neben mir stehen, deute ich auf das große Fenster.
»Ist dieser Ausblick nicht phantastisch?«, sage ich schwärmerisch.
Sie folgen meinem Blick und glotzen auf den Rasen.
»Äh, ja, richtig schön … grün«, bringt Frau Kellermann hervor.
»Ja, nicht wahr?«, sage ich begeistert. »Und Sie müssten erst mal den Sonnenuntergang sehen, wenn – oh, oh!« Ich erstarre zur Salzsäule.
»Was ist denn?«, fragt Frau Kellermann verwirrt.
»Nicht bewegen!«, stoße ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, ohne meinen Blick von der Sofaecke zu nehmen. Und dann, mit gedämpfter Stimme: »Lissy, Alarmstufe grau!«
Lissy zuckt zusammen. »Ach herrje! Wo denn?«, flüstert sie mit weit aufgerissenen Augen.
»Alarmstufe grau? Was soll denn das bedeuten?«, fragt Herr Kellermann mit hochgezogener Augenbraue.
»Scht!«, zische ich. »Sonst läuft sie noch davon!«
»Davonlaufen? Wer denn?«, fragt Frau Kellermann alarmiert.
Ich ignoriere ihre Frage, stattdessen sage ich mit Geheimagentenstimme zu Lissy: »Da, hinter dem Sofa!« und deute gleichzeitig dorthin.
Die Augen der Kellermanns folgen meinem
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