Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
dass das tatsächlich ein solider Fonds mit guten Erträgen ist (natürlich bringt er keine dreißig Prozent pro Jahr, aber doch immerhin knappe zehn über die letzten zwanzig Jahre), doch der Schock, den ich mit meiner Beinahepleite erlebt hatte, ist mir eine Lehre gewesen. Daher habe ich es jetzt so gemacht, wie es die seriösen Banker immer empfehlen: Ich habe mein verbliebenes Geld fein säuberlich auf verschiedene Anlageprodukte gestreut, und überall fällt ein bisschen was ab, ganz nach dem Motto: Auch Kleinvieh macht reich.
Dabei ist der größte Witz an der Sache der, dass ich das Geld jetzt eigentlich gar nicht mehr bräuchte. Als Geschäftsführerin von Winners only verdiene ich so gut, dass ich mit meinem Geld nicht nur locker über die Runden komme, sondern sogar noch etwas sparen kann. Hinzu kommt, dass Philip mir jeden Wunsch von den Lippen abliest, sodass ich mir von meinem Geld eigentlich fast gar nichts mehr kaufen muss.
Schon irgendwie verrückt, oder? Wenn man hinten und vorne nicht weiß, wie man was bezahlen soll, kauft einem keiner was, und wenn man völlig frei von Geldsorgen ist, wird man auch noch mit Geschenken überhäuft.
Clarissa war natürlich stocksauer, als sie erfuhr, dass ihr Hans einfach nur ein Meier ist. Als sie dann aber geschnallt hat, dass er im Eragon-Konzern weiterhin eine Führungsposition bekleiden wird, hat sie ihm großzügig verziehen, dass er nicht der Oberboss ist, und weicht jetzt nicht mehr von seiner Seite. Sie taucht jetzt immer öfter in irgendwelchen Wirtschaftsmagazinen auf, und Philip und ich machen uns dann jedes Mal einen Spaß daraus zu erraten, ob sie bei diesem Fototermin gerade sauer oder fröhlich war.
Und natürlich leiste ich es mir auch weiterhin, meinen Lieben kleine Aufmerksamkeiten zukommen zu lassen. Mein Trick mit dem Preisausschreiben funktioniert immer noch prächtig, und ich büffle sicherheitshalber auch eifrig Sprachen, damit ich den »Gewinnern« dann ordentlich gratulieren kann, ohne dabei gleich vor Scham in den Boden zu versinken.
Meine Eltern nehmen inzwischen übrigens an jedem Preisausschreiben teil, das es gibt, und sie können es gar nicht fassen, was für eine Trefferquote sie dabei haben. Allein im letzten Monat haben sie eine neue Waschmaschine, ein Wellness-Wochenende für zwei und ein neues Balkongeländer aus Alu gewonnen, und erst letzte Woche wurde eine lebensgroße, aufblasbare Puppe von Hillary Clinton geliefert. (Irgendwie muss ich mich da bei der Bestellnummer vertan haben, aber Mami ist ganz begeistert davon, weil sie sich mit »Hilly« beim Bügeln nicht mehr so einsam fühlt.)
Ach, und was Frederic betrifft: Von dem habe ich nie mehr etwas gehört. Aus Zeitungsartikeln weiß ich, dass er für die Behörden unauffindbar ist, also vermute ich, dass er sich tatsächlich nach Südamerika abgesetzt hat, wie er es damals angekündigt hat. Sollte er sich noch einmal bei mir melden, werde ich ihm sagen, dass er von mir aus bleiben kann, wo der Pfeffer wächst. Ich bin längst über ihn hinweg, mehr noch, ich weiß jetzt, dass er mir in Wirklichkeit nie etwas bedeutet hat und dass ich in meiner Naivität nur auf sein gutes Aussehen und seine Angeberei hereingefallen bin.
Philip dagegen hat mir die Augen geöffnet. Seit unserer Beziehung weiß ich überhaupt erst, was wahre Gefühle sind, und ich kann mir jetzt schon gar nicht mehr vorstellen, ohne ihn zu leben. Er trägt mich nicht nur auf Händen, er behandelt mich dazu auch noch mit Respekt und Anstand, und das Allerbeste: er hört mir zu. Als wäre das alles nicht schon genug, kann er auch noch ungeheuer witzig und zärtlich sein.
Es ist unfassbar schön mit ihm. Am meisten genieße ich die Tage, die wir draußen in seinem Haus am See verbringen. Nur wir beide, dazu ein romantischer Sonnenuntergang, gutes Essen, und danach … Es ist jedes Mal aufs Neue unglaublich, und ich kann gar nicht fassen, was für ein Glück ich habe.
Es ist absolut perfekt.
Verheiratet sind wir übrigens trotzdem noch nicht. Philip fragt mich zwar immer wieder danach, aber ich will es vorerst lassen, wie es ist. Ich weiß jetzt nämlich, dass ganz tief in mir drin eine Molly steckt, die sich nicht nachsagen lassen will, dass sie sich ihr Glück nur erheiratet hat. Ich weiß, das klingt verrückt, aber ich will noch abwarten, bis ich mich beruflich richtig gut etabliert und damit bewiesen habe, dass ich Philip nicht nur wegen seines Geldes geheiratet habe.
Apropos Geld: Das mit meinem
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