Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
ich mit etwas zu schriller Stimme. »Trotzdem wäre es schön, wenn man uns in Zukunft ein bisschen früher informieren würde, damit wir vorher aufräumen können.«
Tessa sieht sich mit einem verwunderten Blick um.
»Aufräumen? Wozu denn? Ist doch alles okay. Außerdem soll das Haus ja bewohnt aussehen, damit es gemütlicher wirkt. Das ist ja auch der Grund, weshalb Paps uns hier wohnen lässt.«
»Äh, ja, ich weiß. Aber Lissy und ich werden uns schnell noch ein bisschen zurechtmachen, nicht wahr, Lissy? Man kann nie wissen, vielleicht ist dieser Interessent ja zufällig Lissys Märchenprinz. Was meinst du, Lissy?«
Lissy nickt mit einem maskenhaften Lächeln und sieht dabei aus wie eine gespannte Sprungfeder.
»Wohl kaum, es ist ein Paar.« Tessas Augen wandern argwöhnisch zwischen uns beiden hin und her. »Egal, seid jedenfalls nett zu ihnen. Paps ist schon ziemlich sauer, weil er die Bude noch nicht losbekommen hat. Was ich übrigens auch nicht verstehe. Fünfhunderttausend sind doch gar nicht viel für dieses Haus.« Ihr Blick gleitet über die gigantische Wohnlandschaft und den offenen Kamin.
»War wohl einfach noch nicht der richtige Käufer dabei«, meint Lissy achselzuckend.
»Wann kommen diese Interessenten denn?«, frage ich betont desinteressiert, während ich meine Fingernägel betrachte.
»Um sieben«, sagt Tessa und guckt auf ihre Uhr. »Jetzt, um genau zu sein. Also dann, ciao!«
Kaum ist sie aus der Tür, springen Lissy und ich hoch.
»Mist, sie können jeden Moment kommen«, sagt Lissy mit gehetztem Blick.
»Okay.« Ich atme tief durch. »Wir müssen jetzt vor allem Ruhe bewahren. Also, welche Möglichkeiten haben wir?«
»Wir könnten Manfred anrufen«, schlägt Lissy vor.
»Nein«, sage ich nach kurzem Überlegen. »Bis der loslegt, ist es vermutlich schon zu spät. Außerdem hat er uns erst letzte Woche einen Haufen Holz zusammengesägt.«
»Die Schlammpackung für den Whirlpool?«
»Dauert auch zu lange.«
»Die Sprühflasche für die Kellerwände?«
Ich schüttle wieder den Kopf und denke angestrengt nach.
»Tessa hat gesagt, es ist ein Paar«, fällt mir plötzlich ein. »Wir nehmen Rudi.«
»Rudi? Super, den hatten wir schon lange nicht mehr«, sagt Lissy begeistert. »Du oder ich?«
»Du. Du hast den kräftigeren Schlagarm.«
In diesem Moment klingelt es an der Tür.
»Mist, da sind sie schon. Los, hol die Sachen, ich halte sie inzwischen auf.«
»Okay. Gib mir zwei Minuten!« Lissy sprintet los wie eine Olympionikin beim Hundert-Meter-Start.
Als ich die Haustür öffne, steht mir ein Paar in den Fünfzigern gegenüber. Der Mann trägt einen grauen Anzug und eine riesige Brille, die Frau ist klein und rundlich und hat eine voluminöse Hochsteckfrisur. Sie wirken gemütlich und stellen sich als die Kellermanns vor.
Nachdem ich sie ausnehmend freundlich begrüßt habe, frage ich: »Das Exposé zu dem Haus kennen Sie ja vermutlich schon?«, woraufhin beide nicken.
»Ja, und es gefällt uns ziemlich gut«, schwärmt Frau Kellermann gleich drauflos. »Sieben Zimmer, offener Kamin, Whirlpool … Aua!« Ihr Mann hat ihr gerade einen Rammstoß mit dem Ellbogen verpasst.
Schon kapiert. Er will den Preis drücken. Geht natürlich schlecht, wenn man so viel Begeisterung zeigt.
»Was nicht unbedingt entscheidend ist für den Kauf eines Hauses«, sagt er mit einem drohenden Seitenblick auf seine Frau, die sich beleidigt die Seite massiert. »Wie steht es denn mit der baulichen Substanz? Gibt es irgendwelche Mängel?«
»Mängel?« Ich setze mein offenstes Lächeln auf. »Ach wo, keine Rede davon. Das Haus ist in einem Topzustand.«
»Und wieso steht es dann schon seit Monaten zum Verkauf?«, fragt Herr Kellermann lauernd. »Wir haben das nämlich beobachtet. Am Anfang war es uns noch zu teuer, aber nachdem der Preis jetzt neuerlich gesenkt wurde, dachten wir, wir schauen einmal vorbei.«
»Ach, Sie wissen ja, wie das so ist bei Immobilien«, sage ich in einem Tonfall, als wüsste ich, wovon ich da rede. »Mal gehen sie innerhalb weniger Tage weg, und dann dauert es wieder Monate, da kann das Objekt noch so gut in Schuss sein.«
»Soso«, sagt er zweifelnd. »Können wir es uns dann mal ansehen?«
»Ansehen? Ähm … ja, sicher.« Ich lausche angestrengt nach hinten, ob ich schon etwas von Lissy höre. Wie lange braucht die denn noch?
»Bitte, kommen Sie doch herein!«, rufe ich mit erhobener Stimme, ohne mich einen Millimeter aus dem Türrahmen zu bewegen.
»Fein,
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