Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Moloch

Titel: Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
Vom Netzwerk:
berührt meine Seele. Sie ahnen ja gar nicht, wie tief es mich traf, als dieser Bastard Jerusalem auslöschte. Das war so dumm. Das Problem zu beseitigen, indem man das umstrittene Territorium vernichtet? Man braucht Jahre, um es wiederherzustellen. Es war eine der wertvollsten, bedeutendsten Wallfahrtstätten des Menschheitserbes auf der ganzen Welt.«
    Trixie wandte sich ausdrücklich an Jerry. In ihren Augen lag ein geheimnisvoller Ausdruck. »Nun, wir alle dachten, während der Proben hätte es ganz ordentlich ausgesehen, und niemand macht sich die Mühe, auf die Projektionen zu achten.«
    »Die von einem Haufen unerfahrener Novizinnen gesteuert werden, Monsignor, wenn Sie mir diese Anspielung verzeihen.« Präsident Ewell warf sich in seinen Ruhesessel und griff nach seiner Fernbedienung. »Aber in jenen Zeiten wussten wir es nicht besser. Es gab nicht genug aktive Unterstützung für das mittlere Management. New Jerusalem schien nicht mehr als eine Idee zu sein, um Großbritannien zu helfen, nicht mehr ganz unten herumzukrebsen. Das waren wir unseren Verbündeten schuldig, jedenfalls was von ihnen noch übrig war. Oh, Jesus, war das eine Vergeudung von Zeit und Geld!« Er lachte und zündete seine Zigarre an. Es war eine Riesentüte. Der herrliche Geruch von Pakistani Mountain Black verteilte sich in den Korridoren der Macht. Fast jeder Passivraucher war froh, dass der Präsident wieder zu Hause war.
    »Verdammte Dudelsackpupser.« Während seine Gäste sich im Raum ihre Plätze suchten, betätigte der Präsident die Fernbedienung. Roadrunners und Zeichentrickmäuse rasten in atemberaubender Klarheit hin und her. »Meine Mutter benannte mich nach dem Lord von Loch Awe, müssen Sie wissen. Wir hatten enge Kontakte zu den Schotten. Und sehen Sie bloß, wie sie sich dafür revanchiert haben.« Ein winziger Bildschirm erschien im großen Bild. Qualm und Trümmer, aber man konnte nicht erkennen, wo genau es war.
    »Es verwirrte auf jeden Fall die Futurologen«, sagte Trixie. »Das zeigt einem, was ihre Warnungen wert waren. Es ging ständig nur um die schottische Unabhängigkeit! Daran ist nur dieser furchtbare Tiny Blurr schuld.«
    Schottland war der jüngste Schurkenstaat. Nach der Landung von Fallschirmspringern und dem Abfeuern von ein paar Schüssen hatte die Black Watch das Andreaskreuz auf dem Großen Tempel aufgestellt. Die mit ihnen verbündeten Sikhs und Paschtunen hatten die Große Moschee gesichert und es für politisch weise angesehen, die Covenanter die Kirche unter christliche Kontrolle stellen zu lassen.
    Nachdem Großbritannien besiegt war, begann das Wettrennen nach Nova Nova Washington, das die Schotten mit ihren Schlachtluftschiffen mühelos gewannen, wobei sie den größten Teil des Feindes auslöschten. Im Zuge eines verzweifelten Nachhutgefechts hatte der Präsident die Gefängnisse geöffnet und die Häftlinge bewaffnet, aber sie waren sofort mit Feuereifer aufeinander losgegangen. Es gab eine Unmenge von alten Rechnungen, die beglichen werden mussten. Amerikaner kümmerten sich stets zuerst um die kurzfristigen Angelegenheiten. Und auch diesmal brauchten die Schotten nicht viel mehr zu tun, als die Rolle des unbeteiligten Zuschauers zu spielen. Das miserable Klima munterte die Sieger erheblich auf. Flash Gordon hatte sich noch nie überschwänglicher gefreut. Er entblößte seinen strammen Schoß für die Kamera.
    »Aber wir denken bereits darüber nach, wie wir das zurückgewinnen, was von unserem Geburtsland noch übrig ist.« Trixie nickte zuversichtlich.
    Aus irgendeinem Grund erinnerte Präsident Ewell sich daran, dass Jerry in einem der alten Pentagons einer seiner Verbündeten gewesen war. Damals durchlebte er gerade seine, wie er es nannte, Scheißetaufe, die ihn erst zu dem stahlharten Kämpfer gemacht hatte, den sie heute vor sich sahen. Er hätte Jerry gerne in seiner Nähe, sagte er, auch wenn er gezwungen wäre, bei entsprechender Gelegenheit seinen Bruder zu erschießen. Manchmal brauchte er ein wenig spirituellen Trost. Der Dandypriester war keine Bedrohung, und er war ein idealer Leibwächter, ein perfektes Sprachrohr. Er war wirklich ein echtes Allroundtalent.
    Jerry murmelte etwas Kirchliches und ging zur Bar. Während er sich Wein einschenkte, trat Una Persson aus dem Schatten. Er hatte sich schon gefragt, wo sie sich versteckt haben mochte.
    »Na? Sitzen wir wieder fest im Sattel, Jerry?«
    Sie war freundlich wie eh und je. Immer noch ein wenig verwirrt. Sie waren wieder

Weitere Kostenlose Bücher