Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Moloch

Titel: Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
Vom Netzwerk:
ein Liebespaar geworden, zumindest wenn es ihr gerade passte, und der Sex war fast so gut wie hausgemacht.
    »Wo ist Catherine?«, wollte Una wissen. Auch sie hatte ihren Spaß. Das konnte man an ihrer Kleidung erkennen. Sie trug ihren langen, maßgeschneiderten Mantel, die hohen Stiefel, ihren schwarzen Seidenschal, die schwarze Bärenfellmütze. Angesichts der Hitze, die die umfangreiche Unterhaltungselektronik in der LOUNGE ausstrahlte, wirkte sie overdressed. Und dennoch, wenn sie etwas sagte, dampfte ihr Atem.
    »Sie haben mir an der Tür alle Waffen abgenommen. Sogar mein kleines Schweizer Messer. Ich benutze es immer zur Nagelpflege.« Sie hörte auf zu husten. Mehr weißer Dampf flatterte aus ihrem Mund. Es sah aus wie Ektoplasma. Und das beunruhigte ihn. Er ging auf sie zu und umarmte sie.
    »Oh, Darling«, sagte sie. »Ohne dich war es einfach furchtbar.«

 
    VIERZEHN
    Ghost Riders in the Sky
     
    In den ersten, emotional besonders aufgeladenen Tagen nach dem 11. September gab Bush, wie ich hörte, der CIA und dem Militär grünes Licht für die Anwendung von Folter gegen Gefangene. Dies, so nehme ich an, könnte ihm irgendwann große Probleme bereiten.
    Nicht bei der amerikanischen Öffentlichkeit, die in ihrer augenblicklichen Stimmung Bush nicht nur unterstützen und für die Anwendung von Folter stimmen würde, sondern, wenn sie könnte, sogar für einen langsamen Tod durch Strangulierung oder glühende Eisen. Aber ein derart eindeutiges Außer-Kontrolle-Geraten und offizielles Fehlverhalten, würde, wenn es bekannt werden sollte, bei der restlichen Welt »heftige Blähungen« auslösen. Und die USA werden feststellen müssen, dass sie in ihrem leidenschaftlichen Streben nach Vergeltung Brücken nach Übersee verbrannt haben, die die Amerikaner, wie sich über kurz oder lang sicherlich herausstellen wird, dringend nötig haben.
     
    Andrew Stephen, New Statesman, 25. Februar 2002
     
     
    Wir müssen vorausschauender sein. Wir müssen professioneller reagieren. Wir müssen die Fähigkeit entwickeln, gegen uns gerichtete Angriffe in Ruhe zu analysieren. Wir müssen die Fähigkeit entwickeln, um die Ecke, hinter die Dinge zu blicken. Das ist der Wandel, der Wechsel in der Blickrichtung, der vor allem in den Befehlszentralen stattfinden muss.
     
    Robert S. Mueller III, FBI Director, New York Times,
    30. Mai 2002
     
     
    Sie hatten die GB Oil Gang zur Strecke gebracht, zumindest das, was davon noch übrig war. Am Ende sah Ewsuck sich gezwungen, sie aufzugeben. Zwar liefen noch ein oder zwei unbedeutende Öllords frei herum, aber die meisten der hochrangigen Angehörigen der Organisation waren zur Rechenschaft gezogen worden. Es war lediglich eine Formalität, ihre frühere Heimat zum Terroristenstaat zu erklären und die Splitterbomben in Marsch zu setzen.
    Jemand hatte den Barbecue Kid gewarnt. Der Kid hatte ein Ablenkungsmanöver inszeniert und war geflüchtet. Von Houston oder Dallas war nicht mehr viel übrig. Hin und wieder schickte er ein rätselhaft klares Video.
    Präsident-General Ewell beruhigte immer noch seine Wirtschaftsfachleute. »Das ist hier genauso wie beim Hundertjährigen Krieg. Aus diesem ging ein stärkeres Deutschland hervor. Der Krieg ebnete Bismarck den Weg. Und während dieser Vorgang sich über mehrere Generationen hinzog, können wir es in einer Woche schaffen. Das ist das Wunder der modernen IT-Technologie. Keine Sorge. Ich passe schon auf, dass sich keine Fräuleins mit Dynamitwesten hereinschleichen.«
    Er sah sie Beifall heischend an. Sie nickten. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher zu.
    Sein gefangen gesetzter Vorgänger mampfte Salzbrezeln, zog sich Kokslinien rein und sah sich die Wiederholungen von College-Footballspielen an. Er wusste noch immer nicht, dass er verhaftet war. Er atmete heftig, deutete anklagend mit den Fingern und schüttelte die Fäuste.
    Sie saßen in seinem Turm in Austin und blickten hinab auf den Campus der Universität von Texas. Die Stadt war so gut wie unberührt. Es war Nachmittag, und Parks und Seen lagen friedlich in der Sonne. Sie war mit einer neuen Art von Audiowaffe kollateral gesäubert worden. Als sie eintrafen, patrouillierten nur die sanftäugigen Krieger des Kids durch die Straßen. Diese waren leise und unauffällig von einigen Gurkhas niedergemacht worden, die ihnen zum Scherz die Köpfe abgeschnitten und verkehrt herum wieder aufgesetzt hatten. Aus einem Versteck hatten dann die stämmigen Killer beobachtet, wie

Weitere Kostenlose Bücher