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Moloch

Titel: Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
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andere Kämpfer ihre Kameraden gefunden hatten. Lange sah es so aus, als hätten sie selbst unabsichtlich ihren Kollegen die Köpfe abgeschlagen. Gewöhnlich verrieten die Gurkhas sich durch ihr Kichern.
    Jetzt wischten sie auf. Vorwiegend Blut. Es würde wohl wie immer drei Tage dauern, aber es war nicht mehr viel von Wert übrig. General-Präsident Ewell, der es sich im Kreis seiner Berater gemütlich gemacht hatte, deutete zum Fenster. Draußen stand der Vollmond am Himmel. »Ist das nicht einmalig? Ist das nicht absolut perfekt?«
    Sein Gefangener nahm sich einen weiteren Schokoladenkeks von dem beladenen Teller neben ihm. »Fühlen Sie sich wie zu Hause, Freunde. Ich nehme an, Sie wollen über Friedensbedingungen verhandeln. Nun, so einfach können Sie sich aus den Folgen Ihrer Aktionen nicht herauslavieren. Sie haben hier eine ganz schön hohe Rechnung offen stehen.« Er wandte sich um und sah sie strafend an. »Die werden Sie wohl bezahlen müssen.«
    Sie ignorierten ihn. Er konzentrierte sich wieder auf den Fernseher.
    »Ich habe diesen Typen mit den eng zusammenstehenden Augen noch nie über den Weg getraut. Sagen Sie, was Sie wollen, aber Roy Rogers war durch und durch unzuverlässig.« Una reichte Jerry eine gegrillte Feuerbohne. »Darf ich dich mal um einen spirituellen Rat bitten?«
    »Für dich habe ich immer ein offenes Ohr, meine liebe Mrs. Persson.« Seine prachtvollen weißen und goldenen Gewänder wallten, während er sich auf der Kante eines geblümten Sofas niederließ. »Aber ich hoffe, dass wir keine Verschwörung planen. Du weißt ja, dass ich am liebsten immer nachher das Puzzle zusammensetze.«
    »Was hätten wir dadurch gewonnen? Ein ewiges Byzanz?«
    »Was für die meiste Zeit seiner Existenz ein ziemlich hektischer Ort war. Unser Ziel sollte ein griechisches Imperium sein und nicht irgendein armseliges Rom aus zweiter Hand.«
    »Wusstest du, dass die Kalifate Rom verachteten?« Sie zerbrach eine Mohrrübe. »Sie interessierten sich ganz und gar nicht dafür. Man könnte diese Haltung missgünstig nennen, aber ich glaube ernsthaft, dass sie die Römer als Barbaren betrachteten. Du weißt schon, genauso, wie die Ägypter die Saudis sahen.«
    »Die letzten Ägypter, die ich sah, hatten nackte Oberkörper und schufteten beim Straßenbau. Es ist immer schwierig, einer Nation neues Leben einzuhauchen ohne die Unterstützung der Schattenwirtschaft. Was meinst du, wann kommt das Öl?« Sie stocherte auf der Suche nach Speck in einem Salat herum.
    »Mach dir keine Sorgen.« Jerry ergriff ihre fettige Hand. »Heutzutage ist ausschließlich Windkraft angesagt.«
    Der Gefangene und Präsident hatte das gehört. Seine Stirn furchte sich noch tiefer. Er erhob die Stimme. »Es gibt einige Dinge, die will ich nicht hören, so lange ich Wache halte, Gentlemen.« Er erhob sich und bot in seiner indischen Kombination einen prachtvollen Anblick. »Achten wir lieber auf unsere Sprache. Schließlich weilt eine Lady unter uns.« Mit einer geckenhaften Geste bückte er sich, um ihr die Hand zu küssen, doch sie entzog sie ihm schnellstens. Sie hatte das Gefühl, dass er nur scharf auf ihre Rolex war. »Warum haben Sie alle nur so ein Faible fürs Wache halten?«
    »Wache halten bedeutet Verantwortung«, erklärte er ihr. »Und Zeit ist Geld.«
    »Ich raube Ihnen nur ungern Ihre Illusionen«, sagte sie, »aber wussten Sie, dass Sie verhaftet wurden?«
    »Ich habe die Interessen für meine eigene Familie niemals vor die dieser großartigen Nation gestellt.« Er war dunkelrot angelaufen. »Meine eigenen familiären Interessen gehören diesem verdammten Land. Sie müssen wissen, es gibt da draußen eine Menge Typen, die wollen, dass ich König werde. König George klingt um einiges besser als König Ko-leen. Das ist kein Monarch, sondern der Titel eines Countrysongs. Wie klingt das? Ko-leen? Studien haben das gezeigt. Viele Studien. Sie haben es eindeutig gezeigt. Das ist es, was ihr sozialistischen Arschlöcher einfach nicht begreift.« Ohne seinen Autoprompter verlor er leicht seine Hemmungen.
    »Ich brauche mich bei niemandem auf der Welt zu entschuldigen.«
    »Es gibt nichts, wofür man sich entschuldigen müsste«, sagte Jerry und brachte sein Geschütz in Stellung. »Drehen Sie ihn um, Mrs. P. Wir können die Angelegenheit auch gleich an Ort und Stelle erledigen. Das ist es, was er sich insgeheim gewünscht hat.«
    Sie trat einen Schritt zurück. Sie hatte für Jerrys Foltervorlieben noch nie viel übrig

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