Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Moloch

Titel: Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
Vom Netzwerk:
haben. Was weiß ich schon von Bomben? Mir ist noch nie eine auf den Kopf gefallen. Die einzige Bombe, die ich jemals sah, habe ich im Kino gesehen. Genauso ist es mit den Kids und dem Maultier.«
    »Bill, willst du damit etwa sagen, dass wir etwas Schreckliches wie den Krieg erst am eigenen Leib erfahren müssen, um ihn voll und ganz zu verstehen?« Bill nickte. »Ich fürchte, so ist es, es sei denn, wir sind bereit, etwas aus der Vergangenheit zu lernen.«
    Studs Terkel,
    Begleittext zu Big Bill Broonzy, Trouble in Mind.
    November 1999
     
     
    »Ich hatte völlig vergessen, was ein multipler Orgasmus ist.« Mrs. Persson rollte sich zur Jalousie und öffnete sie einen Spalt. Jerry zündete zwei Shermans an. Der Geruch ihrer Körperausdünstungen hatte ihn wieder einmal total berauscht. Er fuhr mit der Hand über die weiche Innenseite ihres Oberschenkels. Es tat gut, diese muffigen Sümpfe New Mexicos hinter sich zu lassen. Es war sogar noch besser, das zurückzulassen, zu was Texas sich entwickelt hatte. Er war kaum jemals enttäuschter gewesen. Die Wolkenbrüche und die Hochwasser waren ein Katalysator für die Unmengen chemischer, nuklearer und menschlicher Abfälle gewesen – in der Vergangenheit das, womit Texas hauptsächlich sein Geld gemacht hatte. Etwas Unglaubliches entstand dort. Er pfiff ein paar Takte des Songs »Maybe It’s Because I’m A Londoner« und begriff gleichzeitig, wie dumm es von ihm gewesen war, von dort wegzugehen. Er reichte ihr die Shermans. Sie inhalierte den würzigen, unverfälschten Rauch.
    Von irgendwo aus dem fernen nördlichen Teil Ladbroke Groves drang das vertraute Jaulen einer Banning-Kanone herüber. Er hatte sich schon gefragt, wann die New Alliance sie wieder zum Einsatz bringen würde. Die Banning war auf Grund der Genfer Konvention verboten worden. Es war eine einzige Ironie, dass ausgerechnet Genf die erste größere Stadt gewesen war, die durch eine Banning ausgelöscht wurde.
    Die anhaltenden Vibrationen der Banning waren so vertraut, dass sie eine entspannende Wirkung auf sie ausübten, genauso wie der Klang der Meeresbrandung. Bässe und Trommeln. Sie konnten hören, wie die Gebäude mit planmäßiger Präzision in sich zusammenfielen. Ihnen blieb noch eine Menge Zeit. Bald würde die Banning verstummen, und wer immer sie einsetzte, würde einige Aufräumarbeiten durchführen müssen, während die Kanone neu geladen wurde. Sie gehörte nicht gerade zu den wirtschaftlichsten Waffen.
    Jerry schaute auf seine Uhren.
    »Wohin als Nächstes?« Er erkannte die alten vertrauten Gesichter in den Flecken und Fetzen der Tapete. Sie lagen in dem Bett, in dem seine Mutter gestorben war. Er fühlte sich darin geborgen.
    Sie begab sich ins Badezimmer und drehte probeweise die Dusche auf. Sie funktionierte noch. Una testete das Wasser auf schlimmere Verunreinigungen. »Ich denke darüber nach«, sagte sie und trat unter die Dusche.
    Jerry schlüpfte in seine Tarnkleidung. Er sehnte sich nach ein wenig Ruhe & Erholung, nach ein wenig Frieden, damit er sich wieder mal was Elegantes anziehen konnte. Ihm fiel ein, dass er vergessen hatte, seinen Anrufbeantworter abzuhören.
    Die erste Nachricht lautete: »Der Krieg ist endlos. Das Äußerste, was wir erhoffen können, ist eine kurze Unterbrechung der Kampfhandlungen. Ist Ihnen klar, dass Sie gefährlich unterbewaffnet sein könnten?«
    Es war eine elektronisch aufgezeichnete Werbebotschaft und klang irgendwie vertraut. Aber Jerry konnte sich nicht zusammenreimen, was sie wirklich anboten. Es gab nur noch eine zweite Nachricht, und auch die klang irgendwie vertraut. Auch sie hätte eine Werbung sein können. Eine weiterer obskurer Hinweis mit einer derart traurigen Stimme, dass Jerry annahm, sie verkauften Selbstmord-Sets für den Hausgebrauch:
     
    Now I pray every few hours,
    Mostly in the day,
    When I spot the shade
    I name my »Azrael«.
     
    » You hint at death«, I say,
    And your darkness offers me
    A taste of resolution,
    So let me name you »Azrael«.
     
    And if I name you »Azrael«
    I might translate my terror
    Into something else?
    So, »Azrael«, how can I stare.
     
    You in the eye to
    Maybe catch some clue
    About my future,
    »Azrael«, Before I die?
     
    »Ein Freund von dir?« Una war klug genug, nicht zu lange unter der Dusche zu bleiben. Sie rubbelte sich mit dem Handtuch kräftig ab. »Oder irgendein spinnerter Anwalt?«
    Jerry glaubte, die Stimme zu erkennen. Es war doch nicht etwa Taffy Sinclair, oder? Jemand

Weitere Kostenlose Bücher