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Moloch

Titel: Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
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älterer. »Seit einem Vierteljahrhundert hat mich niemand mehr Todesengel genannt. Es ist ziemlich schmeichelhaft. Meinst du, es wäre eine Anklage? Oder dass jemand sich verwählt hat?«
    »Das war ganz ordinäre Telefonwerbung.« Sie streckte die Hand nach der Wiederhol-Taste aus, dann überlegte sie es sich anders. »Es könnte auch eine Drohung sein.« Jerry glaubte, in ihrer Stimme einen eifersüchtigen Unterton wahrnehmen zu können. »Ich meine, keine persönliche. Sondern rein geschäftlich.«
    Jerry hatte dazu keine Meinung. Die Banning war verstummt. »Wir sollten uns lieber sputen«, sagte er. »Weißt du noch, welche Schmerzen diese Dinger verursachen können? Sie schütteln dich durch, stülpen das Innerste nach außen. Man kann sogar eine Zeit lang in diesem Zustand am Leben bleiben, das Gesicht dort, wo das Gehirn sein sollte, und mit herausquellendem Gedärm, das sich auf dem Teppich verteilt. Oder warst du das?«
    Wie immer mit Abscheu auf seine vulgäre Art reagierend, begann sie die Reißverschlüsse ihrer Gummikampfstiefel zuzuziehen. »Ich war in Mekka und Seattle .« Sie hielt sich die Nase zu und blies ihre Ohren durch, dass es knackte. Dann setzte sie sich den Schutzhelm auf den Kopf und schloss ihn im Nacken. Nun würde sie keinen Laut hören, bis ihre Empfänger eingeschaltet waren. Sie drückte die Atemventile leicht gegen ihre Brust, während sie über die leeren Kartons hinwegstieg und ihm einen zärtlichen Kuss zuhauchte.
    »Ich hätte niemals mit einem so guten Ende gerechnet«, sagte sie.
    Er reagierte gereizt. »Was ist das?« Er legte den Kopf auf die Seite.
    Sie sog schnüffelnd die Luft ein und ging durch das Zimmer zur Balkontür im hinteren Teil der verlassenen Wohnung. »War das beim letzten Mal auch schon da?« Sie blickten hinaus auf einen weitläufigen öffentlichen Platz mit Bäumen und Spielgeräten. »Sie haben da unten ihren Spaß. Sie verbrennen den Straw Jack. Man kann ihn schreien hören, mehr nicht. Er klingt fast menschlich, nicht wahr?« Im ungewissen Dämmerlicht des Morgens konnte sie die einheimischen Wilden um die Puppe tanzen sehen, während diese in der Hitze hüpfte und zuckte und knisterte. Im gleichen Maß, wie alles nach und nach zusammengebrochen war, worauf sie sich bisher hatten verlassen können, waren ihre Rituale und ihre Sprache primitiver und verzweifelter geworden.
    Una schaltete ihre Kommunikationseinheit ein. Jerry zwinkerte ihr zu und versteckte die Augen dann hinter seiner Schutzbrille.
    Sie nahmen den Kellerausgang, stiegen die Treppe hoch, sondierten die Lage im Elgin Crescent und rannten dann zur Bushaltestelle, während die Linie Fünfzehn sich in Bewegung setzte und in Richtung des Geschützlärms entfernte.
    Das Leben war nie süßer gewesen. Jerry war wieder ganz der alte.

 
    ZWANZIG
    I Shot The Sheriff
     
    £ 1000 pro Jahr für Peers auf
    Lebenszeit geplant
     
    100 neue Barone vor der Ernennung?
    Es steht jetzt ziemlich fest: Wenn die Gespräche über den Stand der Reformen im Oberhaus beginnen, durfte gleichzeitig auch bekannt gegeben werden, dass eine völlig neue Klasse von Peers geschaffen wird. Diese Peers werden auf Lebenszeit ernannt, und es werden 100, möglicherweise sogar 150 sein. Die Maßnahme hat zum Ziel, dass im Oberhaus auch diejenigen Teile der Gesellschaft vertreten sind, die sonst nicht über die Mittel und die Herkunft verfügen, um eine erbliche Peerswürde zu rechtfertigen. Diese Gespräche wurden auf höchster Ebene geführt, und es ist davon auszugehen, dass der König über den Stand der Verhandlungen stets informiert gewesen ist. Es wurde auch die Frage nach der Bezahlung dieser Peers auf Lebenszeit angesprochen, und soweit ich es habe aufschnappen können, steht ein Betrag von £1000 im Jahr im Raum – die gleiche Summe, die ein Mitglied des Unterhauses erhält.
     
     
    News of the World , 14. März 1948
     
     
    Was nun in Korea?
     
     
    In Wahrheit war die Entscheidung bei der Präsidentenwahl eine massive Demonstration des amerikanischen Volkes gegen den Krieg in Korea. Dies wird deutlich am überwältigenden Zuspruch für Eisenhower und dem vergleichsweisen Scheitern seiner republikanischen Partei.
     
    Daily Mirror, 7. November 1952
     
     
    Eine schwache Entgegnung
     
    Der Premierminister gewinnt von Woche zu Woche mehr an politischer Statur. Warum? Weil er ehrlich, intelligent und völlig frei von persönlichem Ehrgeiz ist. Dies sind Qualitäten, die die Briten lieben und zu würdigen wissen.

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