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Moloch

Titel: Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
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Knattern von Schnellfeuergewehren riss ihn nach Luft schnappend aus einem überfallartigen Schlaf. Er stand auf und versuchte, die Situation zu erfassen. Ein Jeep war mit Karacho aus einer Seitenstraße aufgetaucht und hielt vor der U-Bahn-Station, die Fahrerin ließ den Motor laufen. Zwei der Hampstead-Soldaten stürmten auf ihn zu, drei weitere hatten vor dem Bahnhofsportal Aufstellung genommen und hielten es unter Dauerbeschuss. Kugeln zerschmetterten Kacheln und Ziegel, zähnten die Ränder der Eisengitter.
    Aus dem Innern tönten Schreie und Geheul von verwundeten, vielleicht sterbenden Vampiren. Einzeln und zu zweien kamen sie zum Vorschein, von Kugeln durchsiebt, blutüberströmt, unternahmen an das Verhalten von Reptilien gemahnende ruckartige Vorstöße, einzig von dem konzentrierten Sperrfeuer daran gehindert, die Angreifer zu umzingeln. Ihre Gesichter waren steinern, die Hände zu Klauen erstarrt, sogar wo sie Därme zurückhielten, die aus aufgerissenen Bäuchen quollen. Sie umkreisten die Soldaten in unverhohlen mörderischer Absicht, ohne ihrer Verletzungen zu achten, und die Männer wichen langsam zu der Stelle zurück, wo Sholl stand, wobei sie darauf achteten, dass keine Feuerpause eintrat, die den Vampiren ermöglichte, sich auf sie zu stürzen. Es war ein Rückzug in kontrollierter Panik. Auf Dauer konnten sie die Vampire nicht zurückhalten und sie wussten, was ihnen drohte, wenn ihre Munition aufgebraucht war.
    Ihre beiden Kameraden liefen auf Sholl zu, geduckt, wie in der Ausbildung gelernt, um ein möglichst kleines Ziel für Kugeln abzugeben, die sie hier nicht zu fürchten hatten. Sie streckten die Arme aus und brüllten, komm her, komm her.
    Unwillkürlich brüllte er ebenfalls, warf sich ihnen entgegen, von ihrem Erscheinen wie berauscht, ließ sich mitzerren und auf den Rücksitz stoßen, bevor sie nach ihm in den Wagen sprangen. Dann folgten die übrigen drei (alle landeten kreuz und quer übereinander und hangelten sich mit Armen und Beinen rudernd auf ihre Sitze), heulten los, los, los und röhrend schnellte der Jeep vorwärts.
    Sholl lachte. Eine lange Strecke blieben die Vampire dichtauf, man hörte ihr fistelndes Palavern, das Scheppern und Klirren von Dingen, die die wilde Hatz behinderten. Jedoch die Fahrerin war ein Ass und nach und nach blieben die Verfolger zurück. Sholl nahm an, dass er sich in einer Art Schockzustand befand, aber seine euphorische Begeisterung hatte für ihn nichts Krankhaftes. Die Soldaten waren gekommen, um ihn zu holen. Sie waren wiedergekommen und hatten gewartet.
    Der Jeep bretterte nordwärts, dem sicheren Parkgelände entgegen. Sholl lehnte sich zurück und hörte darauf, was geredet wurde. Ganz genauso wie ich euch verdammt gesagt habe und habt ihr’s gesehen? na? und konnten nicht ran an ihn, als hätten sie Schiss.
    Sholl konnte den Waldrand sehen. Er spürte den anderen Boden unter den Reifen. Sie fuhren über Erde, über Gras, an Wasser vorbei, hinaus in die kühle, frische Luft, und die Soldaten waren gekommen, um ihn herauszuhauen.

 

     
    Sie wollten dich nicht anrühren. Du bist in unseren Bau gekommen, und Meinesgleichen wollten dich nicht anrühren. Ich begreife es nicht.
    Als sie mich von dir wegbrachten, war ich nicht fähig zu denken, bis in der bergenden, lichtlosen Dunkelheit, sorglich auf die Schwellen neben den kalten Schienen gebettet, mich angstvoll die Erinnerung daran beschlich, was ich dir verraten hatte. Ich fühlte Scham, ich fühlte Reue, doch keiner von Meinesgleichen gibt mir zu verstehen, dass ich unrecht gehandelt hätte.
    Was kannst du tun? Was kannst du schon tun, du törichter Mensch, der hierher gekommen ist, hinabgestiegen in unseren Abyssus? Du kannst ihm nichts anhaben, dem Fisch aus dem Spiegel. Wie könntest du ihm schaden? Habe ich etwas Falsches getan?
    Weshalb schraken sie davor zurück, dich anzufassen?
    Ich war dort in der Finsternis, am Grund der Welt, mit den anderen, wir Asymmeten in unserem Bau, bis wir dich hörten. Wir konnten dich wittern. Wir spürten dein Nahen und wir gingen dir entgegen, und ich war begierig, dich zu zerschmettern. Ich ertrage keinen von deiner Art. Ich dulde nicht, dass einer von euch am Leben bleibt, nach dem, was ihr an uns verbrochen habt. Und als du kamst – ich war nicht überrascht oder beeindruckt von deinem eingebildeten Mut, der gefährlichen Tollkühnheit eines Tieres mit verkümmertem Instinkt – wartete ich ab. Man ließ dich unbehelligt.
    Weiter und weiter bist

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