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Moloch

Titel: Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
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augenblickliche politische Klima dort beschaffen ist? Ich habe eine Woche lang in einem Keller gelebt.«
    »Nun ja«, sagte Jerry, »irgendjemand muss es Ihnen verraten, also tue ich es. Es hat eine Realitätsverschiebung stattgefunden. Die Welt wurde auf den Kopf gestellt. Im Augenblick sind die Dinge noch ein wenig in Bewegung und setzen sich allmählich.«
    »Ein perfekter Zeitpunkt für ein neues Musical.« Auchinek strahlte. Er war mit sich selbst zufrieden. Es hatte mal eine Zeit gegeben, da hatte er dies nur tun können, wenn er genügend Prozac eingeworfen hatte. »Erinnern Sie mich daran, Ihnen einen auszugeben. Sowas gehört an den Broadway.«
    »Genau das habe ich versucht, Ihnen klar zu machen«, sagte Jerry.

 
    ACHT
    Black, Brown and White
     
    Wenn ich zuerst nach Isfahan anstatt nach Teheran gekommen wäre, dachte ich dauernd, hätte ich von der Islamischen Republik einen völlig anderen Eindruck gewonnen. Iran, personifiziert durch seine mit dem Chador verhüllten Frauen, wäre mir viel unzugänglicher erschienen… der Chador, so lehrten die Frauen in Isfahan mich, sei nicht nur ein Tuch aus schwarzem Stoff, sondern eigentlich ein ernst zu nehmendes Kleidungsstück.
     
    Christiane Bird, Neither East Nor West , 2001
     
     
     
    Es überrascht keinesfalls, dass ein republikanischer Gouverneur die Krankenversicherung für Kinder eher skeptisch betrachtet. Es war Perrys Vorgänger, George W. Bush, der sich während der Legislaturperiode 1999 erfolglos gegen eine Ausweitung des CHIP-Programms gewehrt hat, obgleich er im Rahmen seines Wahlkampfs um die Präsidentschaft versprach, »kein Kind im Stich zu lassen.«
     
    Michael King, Austin Chronicle,
    15. Februar 2002
     
     
     
    JEDEN MITTWOCH! ASIATISCHE NACHT!
    OBEN OHNE SUMO RINGKAMPFE!
    ASIATISCHES BIER, SUSHI- UND
    SAKE- SPEZIALITÄTEN!
     
    Kleinanzeige. Penthouse Austin,
    Austin Chronicle, 15. Februar 2002
     
     
    VOLLSTÄNDIG NACKT. ÖLRINGKÄMPFE.
    MITTWOCH, 20. FEBRUAR
     
    Kleinanzeige. The Show Palace, Austin Chronicle, 15. Februar 2002
     
     
    »Wie würden Sie denn diese Zeit nennen?« Taffy war äußerst gereizt. Während er – jeder Zoll ein hochmütiger normannischer Abt – an seinem weiten, grünen Gewand herumzupfte, eilte er aus dem Schatten der Synagoge in der Princelet Street hinüber in das flüsternde alte Hugenottenhaus und schloss die Verbindungstür dazwischen.
    Jerry war außer sich. »Haben Sie eine Ahnung, wie viele Umleitungen ich ab Ainsworth nehmen musste, um von Manchester hierher zu kommen…«
    Der Pathologe des Innenministeriums hasste Fachsimpeleien. Er drängte sich an seinem Besucher vorbei und, indem er den Weg mit einer antiken Fahrradlampe ausleuchtete, stieg die wurmstichige Treppe zum großzügigen Loft hinauf. Unten erinnerten das Knarren und Ächzen des Holzes an die Schreie längst verstorbener Patienten, an zerlegte Webstühle. An das Kreischen und Heulen zersägter Knochen.
    »Herrgott, welche Schmerzen.« Taffy hatte sich wieder gesammelt. Mit einem seiner Position entsprechenden Ausdruck der Entschlossenheit und Endgültigkeit öffnete er seine Arzttasche, holte die Handschuhe heraus und streifte sie sich über. »Einmal ein Pathologe…«
    Er war alles, was vom Innenministerium noch übrig war. Er würde sich bald zur Ruhe setzen und nach St-Leonards-on-Sea gehen, wo er einen kleinen Süß- und Tabakwarenladen gepachtet hatte. Seiner Frau missfiel seine Idee, auch eine Abteilung für antiquarische Bücher oder sogar eine Leihbücherei einzurichten, wo man normalerweise Videos anbieten konnte. Sie hatte ihm bereits einen Strich durch seinen bedenklichen, sich an die Philosophie eines William Morris anlehnenden Plan gemacht, einen Zeitungszustelldienst und möglicherweise sogar einen Milchlieferservice Wiederaufleben zu lassen. »Manchmal«, so hatte er Jerry erzählt, »hasst sie meine Nostalgie, und ich muss zugeben, dass dies nicht unbedingt die angenehmste Seite meiner Persönlichkeit ist.«
    Er kratzte sich plötzlich die Wange. Er war grausam glatt rasiert. Ein römischer Patrizier, ein irokesischer Häuptling. Ein benediktinischer Reformator. Ein Puritaner, wie Milton, mit gewissenloser Neugier. Seine strengen Brillengläser funkelten im Licht der Dämmerung und durchdrangen den Staub des Oberlichts. »Dort haben sie operiert«, sagte er. »Natürlich ohne Betäubung. Nur mit Tempo und einer Menge Glück. Und dort hatten sie die Webstühle versteckt.« Er spitzte das Ohr und richtete es zum

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