Moloch
Bande eingebildeter Apparatschiks, die wir der Bush-Gestapo zu verdanken haben?«
»Die Wirtschaft alleine schafft es nicht, sich selbst zu verwalten, geschweige denn ganze Nationen.« Sie war dieses Thema ein wenig leid, aber sie gab sich alle Mühe, es sich nicht anmerken zu lassen. »Soldaten eignen sich nicht besonders für die Politik. Es ist die Wirtschaft, nicht die Politik, die Weltreiche schafft. Sie können nichts dafür. Wenn man erst einmal in Gang gekommen ist, dann macht man einfach weiter.«
»Was hat Marx noch über die Dummheit gesagt?«
Una wurde ein wenig ungehalten. »Wir sind jetzt alle USUK’s, Major Nye.«
Der alte Soldat war unerbittlich. »Unser Fehler war es, sie im letzten Krieg gegen Deutschland mitmischen zu lassen. Sie hatten Hitler und Mussolini freudig mit Geld unterstützt. Dann merkten sie sehr schnell, dass sie auf die falschen Pferde gesetzt hatten und ihre Einsätze zu verlieren drohten. Also haben sie uns diese armen, schlecht ausgebildeten Jungs als Kanonenfutter geschickt und setzten ihr Wall-Street-Geld ein, um ihre eigenen, unfähigen und ruhmsüchtigen Generäle zu ernennen, die Soldaten noch schneller verheizten, als Kitchener es getan hat, und die sich genug Fehler leisteten, um den Krieg in Europa um ein ganzes Jahr zu verlängern.«
Major Nye räusperte sich.
Una versuchte, sich lange genug aus ihrer Lethargie zu reißen, um ihn zu unterbrechen. Zu spät. Er war endlich bei dem gelandet, was ihn eigentlich beschäftigte.
»Dann drehen sie Filme, um unsere Siege für sich zu beanspruchen. Errol Flynn gewinnt den Krieg in Birma. Dann dieser Streifen über Enigma. Gott sei Dank gab es Einstein, Oppenheimer und die Atombombe, sonst würden wir noch immer gegen die Japse kämpfen.«
Jetzt verwirrte er sie.
»Was ist los mit Ihnen, Major?« Sie strich sich die dunklen Haare aus den Augen. Sie musste unbedingt zum Friseur. »Ich dachte, Sie hätten Woodrow Wilson bewundert. Sie haben die Yanks doch immer gemocht.«
»Das tue ich auch jetzt noch. Ich finde nur, dass sie von Kriegen oder Politik keine Ahnung haben. Ihnen fehlt die Erfahrung. Sie handeln zu intuitiv. Sie mussten nicht um eine Magna Charta oder um eine Bill of Rights ringen. Republikanische Rhetorik ist nicht dasselbe. Alles wurde von Jefferson und Co. Erledigt. Es war eine völlig andere Herangehensweise. Die meisten wollten anfangs nicht mehr als vernünftige Steuersätze und ein wenig Respekt. Schlecht organisiert, das Ganze. Leichte Siege bedeuten gewöhnlich lange Kriege. Das erkannte schon Johnny der Türke, nachdem er Konstantinopel erobert hatte.«
Er trat heftig auf die Bremse, um einem Bombentrichter auszuweichen. Der Motor begann zu husten und zu jaulen. Er schaltete zurück.
»Und was weiter?« Una achtete auf die Straße.
»Das ist ihre Achillesferse. Leichte Siege über schlecht ausgerüstete Feinde haben dafür gesorgt, dass auch wir zu entgegenkommend wurden.«
Sie bemühte sich, freundlich zu bleiben. Er hatte in letzter Zeit eine Menge durchgemacht. Zu viele seiner Überzeugungen waren nachhaltig in Frage gestellt worden, und er war sowohl zu Hause wie auch in Übersee ein gewissenhafter Bürokrat.
»Wie bitte?«
»Irgendwann kriegt man immer die Quittung, und dann wird es schlimm für einen. Wir haben es genauso gemacht. Das Problem ist, dass sie niemals erfahren haben, was wahre Schande ist.«
»Schande«, sagte Una. »Schande.«
Ihre Laune besserte sich.
»Ah, sehen Sie – die Straße ist noch intakt. Gegen Mittag müssten wir Hove erreichen.«
Insgeheim war sie der Meinung, dass die Amerikaner ihr das Leben gerettet hatten. Ohne die GI’s im Publikum hätte sie an diesem Abend nur für eine alte Lady und einen tauben Hund spielen müssen.
SIEBEN
Shorty Says
RAF RAKETEN IM FERNEN OSTEN
IN ALARMBEREITSCHAFT
Englische Bloodhound-Raketen in Singapur wurden in Bereitschaft versetzt, um jederzeit die Verteidigung der Stadt zu gewährleisten, die zur Zeit von Indonesiens konfliktfreudigem Präsidenten Sukarno bedroht wird.
In einer Pressemitteilung der RAF hieß es gestern: »Die Steuersysteme der Raketen wurden aktiviert und sind in vollem Umfang betriebsbereit.« Die rund siebeneinhalb Meter langen Bloodhounds sind »rein defensive Luftabwehrwaffen«, betonte ein RAF-Sprecher.
Sie verfügen über ein radargesteuertes Zielsystem.
Zur Aktivierung der Systeme gehören Tests des Ziel- und Zündsystems, um zu gewährleisten, dass die Raketen startbereit
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