Mond-Elfe
wenn er abbiß, machte es leise »Iiieeks!«, denn das war das Besondere an ihm.
Die Dämonin Metria tauchte plötzlich auf. »Nun, Prinz, wie fühlst du dich heute?« fragte sie.
Er starrte zu Electra hinüber. »Irgendwie durcheinander«, gab er zu.
»Wirklich? Nachdem du nun dieses Abenteuer einer Nacht überstanden und deinen Spaß dabei hattest, ist es Zeit für dich zu gehen. Höchste Zeit, Electra, die dich immer noch liebt, fallen zu lassen und derjenigen nachzulaufen, die dich immer noch nicht liebt. Warum solltest du da durcheinander sein?«
»Aber sie hat gerade das Gegenliebesmittel getrunken!« rief er bestürzt aus. »Ich hätte es verhindert, wenn ich es rechtzeitig gemerkt hätte, aber…«
»Warum hätte sie warten sollen?« erkundigte sich die Dämonin. »Je länger sie dich liebt, um so mehr wird es sie verletzen. Sie hat dir damit jetzt den Weg geebnet, wie sie es zu tun versprach, diese einfältige, kleine Närrin.«
»Deine Sticheleien können mich überhaupt nicht beeindrucken. Ich habe meine Entscheidung letzte Nacht getroffen.«
»Ja, ich habe es gehört, als ich an deinen Ovalen geschnüffelt habe. Und sie hat auch eine Entscheidung getroffen.«
»An meinem was hast du herumgeschnüffelt?«
»Deinen zwei abgeflachten Kreisen, deinem Nichts plus Nichts, deinem ›Wilhelm‹, ›Cäsar‹, deinem Null Null…«
»Meinst du damit diese zwei Pünktchen?«
»Richtig. Deinen zwei Flecken, die du mit zwei Punkten markiert hast. Aber ich habe etwas für dich, was dich wirklich richtig glücklich machen wird, Dolph. Du kennst doch das Mittel, das Electra trank?«
»Ja, ich wollte es gerade verhindern…«
»Es wirkt überhaupt nicht. Zumindest nicht so, wie sie glaubt.«
»Aber die Zaubertränke des Guten Magiers wirken doch garantiert.«
»Nun, es hat nur den Liebeszauber von ihr genommen«, sagte Metria. »Aber das ist völlig unwesentlich.«
»Warum?«
»Weil ihre magische Liebeskraft schon vor vielen Jahren dahinschwand. Sie wurde durch eine natürliche Liebesfähigkeit ersetzt. Somit hat das Gegenzaubermittel überhaupt keine Wirkung. Sie liebt dich noch immer, du Dussel.«
»Aber warum hat sie mir das nicht gesagt?«
»Ich nehme an, sie möchte, daß du glücklich wirst, und will dir nicht dein Leben zerstören. Es ist so eine Art von Großzügigkeit, die sich kein Dämon je erlauben dürfte. Aber menschliche Wesen haben eben einfach nicht unser Niveau.«
»Das ist ja großartig!« rief er freudig erregt.
»Und ich dachte immer, wir Dämonen wären herzlos. Du hast wirklich gute Anlagen, Prinz.«
Dolph beachtete sie nicht mehr, denn er hatte Naldo und Nada erspäht, die vom Strand her auf den Pavillon zuglitten. In ihrer Begleitung befand sich noch eine weitere Person, eine Menschenfrau in mittleren Jahren, die ein langes weißes Gewand trug. Ihr dunkles Haar war sorgfältig hochgesteckt und eine schön geformte, gerade Nase zierte ihr Gesicht. Er hatte sie niemals zuvor gesehen.
»Prinz Dolph«, sagte Naldo. »Darf ich dich mit Clio bekanntmachen, der Muse der Geschichte, die gekommen ist, um sämtliche Einzelheiten dieses ungewöhnlichen Ereignisses aufzuzeichnen.«
Die Muse der Geschichte! »Aber alle Musen leben doch auf dem Berg Paranaß!« sagte Dolph.
»Gewöhnlich tun wir das, Prinz Dolph«, sagte Clio, »aber dies ist eine außergewöhnliche Situation, so daß ich selbst herkam, um mich davon zu überzeugen, daß ich alles richtig verstanden habe.« Sie betrat den Pavillon, setzte sich in einen der leeren Sessel und schrieb eifrig auf ihrem Notizblock.
»Aber natürlich!« sagte Dolph verdrossen. Denn er begriff gerade, daß ausgerechnet das ein Ereignis war, das garantiert in einen Band der Geschichte von Xanth eingehen würde! Die Muse hatte jedoch der gestrigen Hochzeit nicht beigewohnt. Wie konnte das heutige Ereignis wichtiger sein als das gestrige?
»Ich glaube, wir sollten es jetzt hinter uns bringen«, sagte Naldo. »Die meisten haben sich dazu entschlossen, fernzubleiben, aber die Zentaurenfamilie wird kommen, sowie mein Vater, König Nabob, um die Formalitäten durchzuführen.« Er ging mit Nada zu den Umkleideräumen, in denen sie augenscheinlich ihre Kleider zum Wechseln bereitgelegt hatten. Kurz darauf tauchten sie in ihrer menschlichen Form auf. Naldo blickte in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. »Ah, dort sind sie ja schon.«
Dolph sah auf. Vom Himmel hoben sich die Umrisse zweier Zentauren ab, die Seite an Seite flogen und
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