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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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begleitete, trafen sie auf den Hotelmanager, der mit einem Europäer auf der kleinen Terrasse vor dem gemeinsamen Zimmer von Andrea und Birgit saß. Die beiden Männer erhoben sich erwartungsvoll und traten auf Andrea zu, die unwillkürlich ein Stück zurückwich. Der Herr wolle mit ihr sprechen, teilte ihr der Manager mit, bevor er sich leise zurückzog.
    Tom verabschiedete sich, verschwand durch die Tür seines Zimmers, schloss diese jedoch nicht ganz, um zu hören, worum es in dem Gespräch ging.
    »Gerald Stich. Ich komme von der deutschen Botschaft in Kampala«, sagte der Weiße zu Andrea. »Ich muss Sie kurz sprechen.«
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte Andrea besorgt. »Ist irgendetwas mit meiner Familie?«
    »Ihrer Familie geht es gut«, beruhigte sie Stich. »Doch um Sie machen wir uns Sorgen.«
    Die beiden zogen sich in den Schatten der Terrasse zurück, sodass Tom sie kaum mehr verstehen konnte. Hin und wieder drangen einzelne Gesprächsfetzen zu ihm herüber, die er jedoch nicht zu einem sinnvollen Ganzen zusammenbrachte.
    »Ich weiß, worauf ich mich einlasse«, hörte er Andrea schließlich in bestimmtem Ton sagen. Kurz darauf erschienen Stich und Andrea wieder im Licht.
    »Das ist Ihre Entscheidung, und Sie müssen die Konsequenzen allein tragen«, sagte der Botschaftsangehörige und reichte ihr zum Abschied die Hand. »Ich wünsche Ihnen eine schöne Reise. Und passen Sie bitte auf sich auf.«
    Er wandte sich um und ging über den Hof. Andrea schaute ihm nach und betrat das Zimmer.
    Tom stand hinter der Gardine, die ihn gegen Blicke von außen schützte, beobachtete, wie Andrea die Tür hinter sich ins Schloss zog, und versuchte, das Gehörte einzuordnen. Erst der Sturz des Ruanders in den Pool und jetzt ein Abgesandter des deutschen Botschafters, der Andrea vor irgendetwas warnte – sein Journalisten-Instinkt signalisierte ihm, hier stimmte etwas nicht.
    Er wollte den Vorhang gerade zuziehen, als er hörte, dass draußen telefoniert wurde. Der Deutsche sprach in sein Mobiltelefon, während er sich entfernte.
    »Ja, hallo? Stich hier. Nein, ich habe sie nicht abhalten können ... Nein, wir können im Moment leider nichts tun.« Die Stimme verlor sich in der Dunkelheit.

5
    Ostkongo, früher Abend des 9. Juni
    Coltan, das Erz, aus dem das Metall Tantal gewonnen wird. Unersetzlich bei der Herstellung von Mikroelektronik-Bauteilen, besonders für Mobiltelefone. Die ganze industrialisierte Welt lechzt nach diesem Erz. Überall in Afrika werden die Rohstoffe dem Boden entrissen, damit Amerikaner, Chinesen und Europäer ihren Konsum decken können.
    Afrika blutete aus. Und Paul verdiente daran nicht schlecht. Für den Freiheitskampf seines Volkes. Solange die ALR die Minen kontrollierte, konnten sie auch die Coltan-Preise bestimmen. Immerhin war hier im Osten des ehemaligen Zaire das Hauptabbaugebiet des Erzes. Die Erde war aufgerissen. Vom ursprünglichen Bewuchs war nicht mehr viel übrig.
    Junge Arbeiter hievten in der schwülen Luft Eimer für Eimer Erde aus tiefen Löchern ans Tageslicht. Paul blieb stehen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Er hatte diese Mine übernommen, hatte sie rentabel gemacht und jetzt war er für saubere Abläufe verantwortlich. Das war keine leichte Aufgabe. Das Erz musste geschürft und gewaschen, dann über die grüne Grenze nach Uganda transportiert werden. Dort wurde es an die Großhändler verkauft. Das alles musste er überwachen, sonst floss kein Geld in die Kassen der ALR.
    Außerdem versuchten immer wieder einige Arbeiter, das abgebaute Erz zu stehlen und den Gewinn aus dem Verkauf in die eigene Tasche zu stecken, anstatt ihn in die Befreiung Ruandas zu investieren. Gebieterisch trat Paul auf einen kleinen Hügel, beobachtete die Arbeiter skeptisch und rief schließlich den wachhabenden Offizier zu sich, der schon auf seine Anweisungen wartete.
    Während Pauls Männer in einer langen Kette vorbeimarschierten, erstattete ihm der Offizier Bericht. Der Abbau ging gut voran, die meisten Arbeiter hielten sich an die vorgeschriebenen vierzehn Stunden Arbeit, sodass diejenigen, die sich weigerten, vertrieben werden konnten. Paul war zufrieden. Sollten sich diese renitenten Idioten doch einen Job als Köhler suchen und Holzkohle in Säcken quer durch den Ruwenzori über die Grenze nach Uganda schleppen. Der Lohn dafür war deutlich geringer als in der Mine. Seine Gewinne hingegen stiegen mit jeder Stunde, die die Arbeiter länger gruben. Alles für die Befreiung

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